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Marco Polo der Besessene 1

Marco Polo der Besessene 1

Titel: Marco Polo der Besessene 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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bin ich jetzt hier -eine Belohnung, wie ich sie mir nun nicht gerade erträumt habe. Aber davon weiß meine Dame vermutlich noch nicht einmal. Wenn das nicht Ironie ist?«
    »Che ilantä!«
    »Jawohl, Ilaria! Ihr kennt die Dame?«
    »Was?« Er funkelte mich an. »Eure kärove heißt auch Ilaria?«
    Jetzt war es an mir, ihn anzufunkeln. »Wie könnt Ihr es wagen,
     
    meine Dame eine hündische Hure zu nennen?«
    Und dann hörten wir auf, einander anzufunkeln, setzten uns auf
    die Pritsche und verglichen unsere Erfahrungen, doch wie wir
    es auch drehten und wendeten, es stellte sich heraus, dass wir
    beide dieselbe Dona Ilaria gekannt hatten. Ich vertraute
     
    Cartafilo mein ganzes Abenteuer an und schloß mit den
    Worten:
    »Ihr jedoch habt Liebesbriefe erwähnt. Ich habe ihr nie welche
     
    geschickt.«
     
    Er sagte: »Tut mir leid, es sagen zu müssen, aber die Briefe
    trugen auch nicht Eure Unterschrift.«
    »Dann hat sie die ganze Zeit über jemand anders geliebt?«
    »So sieht es aus.«
     
    »Dann hat sie mich nur verführt, damit ich den bravo für sie
     
    spielte«,
    brummte ich. »Ich bin also nichts weiter gewesen als ein
    grünschnäbliger Gimpel! Ich muß wirklich frevelhaft dumm
    gewesen sein!«
     
    »So sieht es aus.«
    »Und die einzige Nachricht, die ich unterschrieben habe diejenige, die die Signori della Notte jetzt haben -, die hat
     
    bestimmt sie in die Schnauze gesteckt. Aber warum mir so
    etwas antun?«
    »Sie hat keinerlei Verwendung mehr für ihren bravo. Ihr Gatte
     
    ist tot, ihr Liebhaber steht ihr zur Verfügung -folglich seid Ihr
    nichts weiter als eine Belastung, die sie loswerden muß.«
     
    »Aber ich habe ihren Gatten doch nicht umgebracht.«
    »Ja, wer denn? Vermutlich der Liebhaber. Erwartet Ihr etwa,
    dass sie den verrät, wo sie Euch hat, den sie aufopfern kann,
    damit sie ungeschoren davonkommt?« Darauf wußte ich keine
    Antwort. Nach einer Weile fragte er: »Habt Ihr jemals von der
    lamia gehört''«
     
    »Von der lamia! Das heißt: Hexe.«
    »Das trifft es nicht genau. Eine lamia kann die Gestalt einer
    sehr jungen und überaus schönen Hexe annehmen. Sie macht
    junge Männer verliebt in sich. Hat sie einen umgarnt, liebt sie
    ihn mit einer Wollust und einem Fleiß, dass er vollkommen
    ausgepumpt ist. Sobald er schlaff und hilflos ist, frißt sie ihn bei
    lebendigem Leibe. Das ist selbstverständlich nur eine Sage,
    allerdings eine sonderbar überzeugende Sage, die sich seit
    Urzeiten hält. Ich bin ihr noch in jedem Land begegnet, das ich
    rund ums Mittelländische Meer besucht habe. Und ich bin ein
     
    weitgereister Mann. Merkwürdig, wie viele unterschiedliche
    Völker an die Blutrünstigkeit der Schönheit glauben«
    Ich dachte darüber nach und sagte: »Sie hat gelächelt, als sie
     
    zusah, wie Ihr ausgepeitscht wurdet, alter Mann.«
     
    »Das wundert mich kein bißchen. Wahrscheinlich erreicht sie
    einen Höhepunkt sinnlichen Genusses, wenn sie zusieht, wie
    Ihr dem Fleischmacher überantwortet werdet.«
     
    »Dem was?«
     
    »So nennen wir alten Gefängnisinsassen den Henker -den
    Fleischmacher.«
    Verzweifelt schrie ich auf. »Aber man kann mich nicht henken!
     
    Ich bin unschuldig! Ich bin ein Ene Aca. Eigentlich dürfte man
     
    mich nicht mal mit einem Juden zusammensperren.«
    »Ach, verzeiht, Hoher Gebieter. Das schlechte Licht hier
    drinnen hat meine Sehkraft beeinträchtigt. Ich hatte gemeint, es
    mit einem gemeinen Gefangenen des Vulkanschachts zu
    halten.«
     
    »Ich bin kein gemeiner Bürgerlicher.«
    »Dann verzeiht abermals!« sagte er und griff von seiner
    Pritsche zu der meinigen hinüber. Dann nahm er etwas von
    meinem Wams ab und hielt es sich nahe vor die Augen. »Auch
    nur ein Floh.« Sagte es und zerquetschte den Floh zwischen
     
    den Fingernägeln, dass es knackte. »Mir kommt er genauso
    gemein vor wie die meinigen.«
    Ich knurrte: »Mit Eurem Augenlicht ist doch alles in Ordnung.«
    »Wenn Ihr wirklich von Adel seid, junger Marco, müßt Ihr tun,
     
    was alle adligen jungen Gefangenen tun. Setzt Himmel und
    Hölle in Bewegung, damit Ihr eine bessere Zelle bekommt. Eine
    Einzelzelle mit einem Fenster, das auf die Gasse oder auf
    einen Kanal hinausgeht. Dann könnt Ihr einen Bindfaden
    hinunterlassen und Nachrichten hinausgehen lassen oder Euch
    leckeres Essen heraufholen. Das ist zwar nicht erlaubt, aber
    sobald es sich um einen Adligen handelt, drückt die Behörde
    ein Auge zu.«
     
    »Wenn man Euch so hört, sollte man

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