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Marco Polo der Besessene 1

Marco Polo der Besessene 1

Titel: Marco Polo der Besessene 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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ganze für Mordecai keine so furchtbare Erfahrung, denn so gut ich es wußte, hatte er all seine Tage vorher in seinem zellenähnlichen Geldwechslerstübchen an der merceria hockend verbracht, was auch nicht wesentlich anders gewesen sein kann. Ich jedoch war frei und ungebunden gewesen und hatte viele Freunde gehabt; hier im vulcano eingesperrt zu sein, war gleichbedeutend mit Lebendigbegraben-Sein. Dabei dämmerte mir, dass ich noch dankbar sein mußte, wenigstens etwas Gesellschaft in meinem vorzeitigen Grab zu haben, selbst wenn es nur die eines Juden war, der sich nicht durch besondere Redseligkeit auszeichnete. Eines Tages erwähnte ich ihm gegenüber, ich hätte zwar schon mehrere Arten von Bestrafungen erlebt, die an den Säulen von Marco und Todaro verabreicht worden wären, jedoch noch nie eine Hinrichtung.
    Er sagte; »Das liegt daran, dass diese meistens innerhalb dieser Mauern vorgenommen werden, so dass nicht einmal die Mitgefangenen etwas davon merken, bis sie vorüber sind. Der zum Tode Verurteilte wird in eine der sogenannten Zellen der Giardmi Foschi gesteckt, und diese Zellen haben vergitterte Fenster. Der Fleischmacher wartet geduldig draußen vor der Zelle ab, bis dieser einmal vor das Fenster hintritt und ihm den Rücken zuwendet. Diesen Augenblick benutzt er, dem Unglücklichen durch das Fenster die Garotte um den Hals zu werfen, so dass diesem entweder die Nackenwirbel brechen oder er erwürgt wird. Die Dunklen Gärten liegen auf der Kanalseite dieses Gebäudes; dort befindet sich im Korridor eine Steinplatte, die man herausnehmen kann. Nachts wird dann der Leichnam durch dieses geheime Loch in ein wartendes Boot hinuntergelassen und von diesem zur Sepoltüra Püblica geschafft. Erst wenn das geschehen ist, wird die Hinrichtung bekanntgegeben. Auf diese Weise wird alles ohne Aufheben erledigt. Venedig legt keinen Wert darauf, in aller Welt
    hinauszuposaunen, dass die alte römische lege de tagion hier
    noch so häufig Anwendung findet. Infolgedessen gibt es nur
    wenige öffentliche Hinrichtungen. Diese Hinrichtung wird nur
    bei wirklich ganz abscheulichen Verbrechen vorgenommen.«
     
    »Verbrechen wie zum Beispiel?« fragte ich.
    »Zu meiner Zeit wurde ein Mann öffentlich hingerichtet, weil er
    einer Nonne Gewalt angetan hatte; ein anderer, weil er einem
    Ausländer einige der Geheimnisse der Glasherstellung und bläserei von Murano verraten hatte. Die Ermordung eines
    Mannes, der kurz davor stand, zum Dogen gewählt zu werden,
     
    wird wohl ähnlich bewertet werden, nehme ich an, falls es das
    ist, weshalb Ihr fragt.«
    Ich schluckte. »Und... und wie wird öffentlich... hingerichtet?«
    »Der Schuldige muß zwischen den beiden Säulen niederknien
     
    und wird vom Fleischmacher enthauptet. Doch zuvor trennt der
    Fleischmacher jenen Teil des Körpers ab, der das Verbrechen
    begangen hat. Der Nonnenschänder wurde selbstverständlich
    seines Glieds beraubt und dem Glasarbeiter die Zunge
    herausgeschnitten. Dem Verurteilten wird auf dem Gang
    zwischen den beiden Säulen das abgetrennte Körperteil an
    einer Schnur um den Hals gehängt. In Eurem Fall, nehme ich
    an, wird es wohl nur die rechte Hand sein.«
     
    »Und nur mein Kopf«, sagte ich mit belegter Stimme.
    »Versucht, nicht zu lachen«, sagte Mordecai.
    »Lachen?« schrie ich entsetzt -um dann doch zu lachene, so
     
    absurd waren seine Worte. »Ihr beliebt wieder zu scherzen,
    alter Mann.«
     
    Er zuckte mit den Achseln. »Man tut, was man kann.«
    Eines Tages wurde das Einerlei meiner Gefangenschaft
    unterbrochen. Die Tür wurde entriegelt, und ein Fremder trat
    gebückt herein. Es handelte sich um einen ziemlich jungen
    Mann, der nicht eine Uniform trug, sondern die Kutte der
    Bruderschaft der Gerechtigkeit; er stellte sich mir als Fratello
    Ugo vor.
     
    »Schon jetzt«, sagte er flott, »schuldet Ihr für Logis und
    Verpflegung in diesem Staatsgefängnis ein beträchtliches
    casermagio. Seid Ihr arm, habt Ihr ein Anrecht auf Hilfe von der
    Bruderschaft. Sie wird das casermagio für die gesamte Dauer
    Eurer Einkerkerung zahlen. Ich bin lizenzierter Advokat und
    werde Euch nach bestem Vermögen vertreten. Außerdem bin
    ich bereit, Botschaften nach draußen zu tragen und solche zu
    Euch hereinbringen. Und Euch manchen kleinen Trost
    beschaffen - Salz für Euer Essen zum Beis piel, Öl für Eure
    Lampe, derlei Dinge.« Und mit einem Blick auf den alten
    Cartafilo setzte er noch hinzu: »Außerdem kann ich dafür
    sorgen, dass Ihr

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