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Marco Polo der Besessene 1

Marco Polo der Besessene 1

Titel: Marco Polo der Besessene 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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Oberteil handelt es sich um ein langärmeliges Hemd, das sich nicht sonderlich von den bei uns getragenen unterscheidet, höchstens, daß es locker sitzt wie eine Bluse. Darüber kommt ein aba, eine Art leichten Überwurfs mit Schlitzen für die Arme; alles andere hängt locker um den Körper und reicht fast bis auf den Boden. Die arabischen Schuhe sind wie die unseren, nur sind sie so gearbeitet, daß sie für jeden Fuß passen; denn sie sind von beträchtlicher Länge, und der Teil, der unausgefüllt bleibt, ringelt sich nach oben über den Fuß. Auf dem Kopf trägt man eine kaffiyah, ein viereckiges Kopftuch, das hinten und an den Seiten bis über die Schultern reicht und von einer locker um
    den Kopf gebundenen Schnur zusammengehalten wird. Überrascht stellte ich fest, daß mir in diesem Aufzug kühler war als in dem meinen. Ich trug ihn eine Zeitlang, bis Daud und ich die Kleider wieder wechselten; und ich fühlte mich auch länger kühl darin als in meinem venezianischen Gewand. Die vielen Lagen Stoff hinderten die Haut nicht am Atmen, wie ich angenommen hatte, sondern sie scheinen vielmehr die kühle Luft, die vorhanden ist, einzuschließen und vor der Erwärmung durch die Sonne zu schützen. Da sie locker sitzen, sind diese Kleider sehr bequem und beengen durchaus nicht.
    Da dies Gewand so locker sitzt und ohne weiteres noch weiter gelockert werden kann, konnte ich nicht begreifen, warum die arabischen Jungen -und alle Araber männlichen Geschlechts, gleich, welchen Alters -ihr Wasser so abschlagen, wie sie es tun. Dabei hocken sie sich nämlich auf den Boden wie die Frauen. Obendrein tun sie es aber, wo immer es ihnen beliebt, wobei irgendwelche Vorübergehende sich genausowenig um sie kümmern wie sie sich um die Vorübergehenden. Als ich Neugier und Mißbehagen zum Ausdruck brachte, wollten die Jungen wissen, wie denn ein Christ sein Wasser abschlage. Ich deutete an, daß wir dies im Stehen täten und möglichst ungesehen in einem abgeschlossenen Raum. Daraufhin gaben sie mir zu verstehen, daß diese aufrechte Haltung in ihrem heiligen Buch, dem Koran, unrein genannt wird -und daß ein Araber sich nur zwecks Verrichtung einer noch größeren Notdurft auf einen Abort oder mustarah begibt -und auch das nur ungern, weil Aborte Gefahren bergen. Als ich das erfuhr, wurde ich womöglich noch neugieriger, woraufhin die Jungen es mir erklärten. Wie die Christen, glauben auch die Muslims an Teufel und Dämonen, die aus der Unterwelt heraufsteigen -an Wesen also, die jinn oder arafit genannt werden; eben diese gelangten aber am mühelosesten durch die Gruben an die Erdoberfläche, die man unter der mustarah gegraben habe. Das klang einleuchtend. Die Folge dieser Erklärung war, daß ich mich lange hinterher nur voller Unbehagen über das Loch eines Abtritts hockte, weil ich Angst hatte, unten von
    irgendwelchen Klauen gepackt zu werden. Die Straßenkleidung der Araber mag unserem Auge häßlich erscheinen, ist es jedoch wesentlich weniger als die Kleider der Araberinnen. Diese wirken nämlich deshalb so besonders häßlich, weil sie sich auf höchst unweibliche Weise nicht von den seinen unterscheiden. Sie trägt genauso bauschige trousses wie er, dazu Hemd und aba; nur, daß sie keinen kaffiyah trägt, sondern den chadoro ein Schleier, der ihr vom Scheitel vorn und hinten und von allen Seiten fast bis zu den Füßen reicht. Manche Frauen tragen einen so dünnen schwarzen chador, daß sie dämmerig hindurchschauen können, ohne selbst gesehen zu werden; andere tragen einen Schleier aus festerem Stoff mit einem schmalen Sehschlitz vor den Augen. Von all diesen verschiedenen Tüchern und Schleiern eingehüllt, ist die Gestalt einer Frau eigentlich nichts anderes als ein wandelnder Stoffhaufen. Ja, ein Nicht-Araber kann überhaupt nur dann vorn und hinten bei einer Frau unterscheiden, wenn sie geht.
    Mit Hilfe von Grimassen und Gesten gelang es mir, meinen Gefährten eine Frage begreiflich zu machen. Angenommen, daß sie -darin den jungen Venezianern gleich -abends durch die Gassen flanierten, um sich am Anblick schöner junger Frauen zu ergötzen -woher wußten sie eigentlich, ob eine Frau wirklich schön war?
    Sie gaben mir zu verstehen, daß die Schönheit einer Frau nicht am Schnitt ihres Gesichts, ihrer Augen oder ihrer Gestalt ganz allgemein gemessen werde, sondern daran, wie ausladend ihre Hüften und ihr Hinterteil wären. Dem erfahrenen Auge, so versicherten die Jungen mir, seien die enormen wackelnden

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