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Marco Polo der Besessene 1

Marco Polo der Besessene 1

Titel: Marco Polo der Besessene 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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mit: »Wa aleikum es-salaam« antwortete.
    Onkel Mafio in der Kammer war offensichtlich gerade im Begriff, sich für die Abendmahlzeit in frische Kleider zu werfen. Lebhaft, wie er war, sprudelte er gleich los, als wir hereinkamen:
    »Ich habe mir von dem Jungen noch eine Dose Enthaarungsmumum besorgen lassen, um festzustellen, woraus es besteht. Aus Rauschgelb nämlich und Ätzkalk, die mit Olivenöl zu einer Paste vermengt werden; hinzu kommt noch eine Spur Moschus, damit es angenehmer duftet. Wir könnten es ohne weiteres selbst zusammenrühren, doch ist es hier so billig zu haben, daß sich das kaum lohnt. Ich habe dem Jungen den Auftrag gegeben, mir vier Dutzend von den kleinen Dosen zu beschaffen. Und wie steht es mit unseren Priestern, Nico?«
    Mein Vater seufzte. »Visconti würde uns offenbar mit Freuden jeden Priester in Acre überlassen, nur um sie loszuwerden. Nur meint er, es wäre nur recht und billig, wenn sie selbst auch ein Wort in der Sache mitzureden hätten. Schließlich gehe es um eine lange und beschwerliche Reise. Infolgedessen setzt er sich jetzt nur dafür ein, Freiwillige zu werben. Er läßt uns wissen, wie viele oder wie wenige es sein werden.«
    An einem der darauffolgenden Tage geschah es, daß wir zufällig die einzigen Gäste im khane waren, und so lud mein Vater den Wirt ein, uns die Ehre zu geben, sich mit uns zu Abend an das Essenstuch zu setzen.
    »Eure Worte stehen mir vor Augen, Scheich Polo«, sagte Ishaq
    und zog an seinen pluderigen trousses, um die Beine im
    Schneidersitz unter sich zu kreuzen.
     
    »Vielleicht würde die Scheika, Eure Gattin, sich gern zu uns
    gesellen?« fügte mein Onkel noch hinzu. »Das ist doch Eure
    Gattin draußen in der Küche, nicht wahr?«
     
    »Das ist sie, in der Tat, Scheich Polo. Aber sie würde nie gegen
    den Anstand verstoßen und sich herausnehmen, zusammen
    mit Männern zu essen.«
     
    »Selbstverständlich nicht«, erklärte mein Onkel. »Verzeiht. Ich
     
    habe ganz vergessen, was der Anstand erheischt.«
    »Wie der Prophet gesagt hat (Segen und Friede sei mit ihm!):
    ›Ich stand an der Pforte des Himmels und sah, daß die meisten
    seiner Bewohner Arme waren. Ich stand an der Pforte der Hölle
    und sah, daß die meisten ihrer Bewohner Frauen waren.‹«
     
    »Hm. Ja. Nun ja, vielleicht haben dann Eure Kinder Lust, das
    Mahl mit uns zu teilen, unserem Marco hier zur Gesellschaft. So
    Ihr Kinder habt.«
     
    »Allah sei's geklagt, aber ich habe keine«, erklärte Ishaq
    bedrückt. »Ich nenne nur drei Töchter mein eigen. Meine Frau
    ist eine baghlah, und unfruchtbar obendrein. Meine Herren,
    würdet Ihr mir gestatten, demütig das Gebet zu sprechen?«
    Woraufhin wir alle den Kopf senkten und er leise sprach: »Allah
    ekber rakmet«, um dann auf venezianisch hinzuzufügen: »Allah
    ist groß, wir danken Ihm.«
     
    Wir nahmen uns von den Hammelstücken, die zusammen mit
    Gemüse und Perlzwiebeln gesotten worden waren. Außerdem
    gab es gebackene, mit Reis und Nüssen gefüllte Gurken. Wir
    langten zu, und ich sagte zum Wirt: »Verzeiht, Scheich Ishaq.
    Dürfte ich Euch etwas fragen?«
     
    Er nickte bereitwillig. »Ich stehe ganz zu Eurer Verfügung,
     
    junger Scheich.«
    »Dieser Ausdruck, den Ihr gebrauchtet, als Ihr von Eurer Gattin
    spracht: Baghlah. Das habe ich noch nie zuvor gehört. Was
    bedeutet es?«
     
    Die Frage schien ihn mit leichtem Unbehagen zu erfüllen. »Eine baghlah ist ein weibliches Maultier. Man wendet es aber auch auf eine unfruchtbare Frau an. Ah, selbstverständlich meint Ihr, das sei ein grobes Wort, so von meiner Frau zu sprechen. Und recht habt Ihr! Denn sonst ist sie eine mustergültige Gattin. Die Herren haben vielleicht bemerkt, wie herrlich mondförmig ihr Gesäß geformt ist. Unvergleichlich ausladend und mächtig schwer. Was sie zwingt, sich zu setzen, wenn sie stehen würde, und aufrecht zu sitzen, wenn sie eigentlich liegen möchte. Jaja, eine ausgezeichnete Frau. Auch hat sie wunderschönes Haar, wiewohl Ihr das nicht gesehen haben könnt. Länger und üppiger als mein Bart. Zweifellos seid Ihr Euch bewußt, daß Allah einen Seiner Engel angewiesen hat, nichts anderes zu tun, als an Seinem Thron zu stehen und Ihn dieserhalb zu preisen. Eine andere Aufgabe hat dieser Engel nicht. Er steht einfach da und singt unausgesetzt das Lob Allahs dafür, daß er in Seiner Weisheit die Männer mit Barten und die Frauen mit langen Flechten beschenkt hat.«
    Als er einen Moment in seinem Geplapper innehielt,

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