MARCO POLO Reiseführer Schottland
ganzen Tönen eine Kriegswaffe ist. Die Römer marschierten damit, die Engländer hatten es schon vor den Schotten, und heute quält sogar die jordanische Armee den musikalischen Balg. Eine Zäsur in der Geschichte der Sackpfeife bildet die grausame Schlacht von Culloden: 100 schottische piper wurden damals gevierteilt, England verbot das Dudelsackspiel. Doch die Schotten hatten den längeren Atem, und der hat sich bis heute gehalten – was wohl auch mit der schottischen Cleverness in Sachen Mythosvermarktung zu tun hat.
ERFINDER
Der 1881 geborene Bakteriologe Alexander Fleming entdeckte nach langen Forschungsjahren das Penicillin und erhielt dafür den Medizinnobelpreis. Nicht nur Mediziner und Forscher, auch Erfinder brachte Schottland reichlich hervor: Charles Mackintosh (1766–1843) entwickelte die wasserfeste Kleidung, weshalb immer noch ein Regenmantel nach ihm benannt wird. John Dunlop (1840–1921) erfand den luftgefüllten Reifen; die Dampfmaschine stammt von James Watt (1736–1819). Alexander Graham Bell (1847–1922) ist der Vater des Telefons. Dass ein kleines Land so stark vom Genius gesegnet wurde, hat seine Gründe. So setzte sich der Reformator John Knox schon ab 1546 für eine allgemeine Schulpflicht ein. Der hohe akademische Standard hat sich bis in die Gegenwart erhalten – ob bei der Entwicklung von Mikroelektronik im Silicon Glen oder bei den wissenschaftlichen Versuchen, Erbgut zu manipulieren – man erinnere sich an das Klonschaf Dolly. Das walisische Bergschaf stammte aus Roslin.
FILMKULISSEN
Für manchen begann die Entdeckung Schottlands mit dem Kino: Vor allem die Highlands dienen immer wieder als filmreife Kulisse für große Produktionen. Den Anfang machte 1985 der Kultfilm „Highlander” mit Christopher Lambert in der Hauptrolle. Die Geschichte des unsterblichen Helden Connor Mac Leod wurde u. a im Eilean Donan Castle gedreht. Die wuchtige Burg vor atemberaubender Bergkulisse diente auch als Kulisse für Filme wie „Braveheart” oder „Rob Roy”. Auch die einsamen, wilden Gebirgstäler Glen Nevis und Glencoe sind häufig auf der Leinwand zu sehen: Mel Gibson kämpfte hier als Braveheart gegen die Engländer, der Beginn von Rob Roy wurde in den Bergen oberhalb von Kinlochleven bei Glencoe gefilmt. Auch für Szenen aus Harry-Potter-Filmen lieferte Schottland die Hintergrundbilder. So kurvt der dampfende Hogwart Express auf dem Weg zur Zaubererschule über das phantastische Viadukt Glenfinnan, das sich auf der Strecke von Fort William nach Mallaig fotogen über ein Hochlandtal spannt.
Filmreif: Auf Eilean Donan Castle wurde „Highlander” gedreht
FUSSBALL
Fußball ist für die Schotten mehr als das Spiel von 22 Männern mit einem Ball – der Sport gilt vielen als Ersatzreligion, vor allem in Glasgow. Zwischen dem von irisch-katholischen Einwanderern gegründeten Verein Celtic und den protestantisch dominierten Rangers wechselt die Meisterschaft hin und her. Wer durch den armen Glasgower Osten schlendert, sollte ein Bier in einem der grün ausgeflaggten Celtic-Pubs trinken. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird gerade das Video von 1967 gezeigt. Damals gewann Celtic Glasgow gegen Inter Mailand das Spiel um den Europapokal. Mehr unter www.rangers.co.uk oder www.celticfc.co.uk .
GÄLISCH
„Slàinte”, sagen die Menschen auf den Hebrideninseln, im westlichen Hochland und in Glasgow, wenn sie „Prost” meinen. Das Wort stammt aus dem Gälischen – jenem alten keltischen Idiom, das in einigen Ecken Schottlands bis heute überdauert hat. Vor allem die Äußeren Hebriden und die Westküste der Highlands sind Sprachnester, in denen Gälisch noch gesprochen und verstanden wird. Auf den westlichen Inseln sind sogar die Straßenschilder zweisprachig, es gibt gälische Radio- und Fernsehsendungen und gälischsprachigen Schulunterricht. Etwa ein Prozent der Schotten beherrscht die alte Sprache noch fließend.
GREEN AGE
Es scheint, als hätte der Griff der Scottish National Party nach der Macht mit Alex Salmond als First Minister (Premierminister) ein ökologisch denkendes Zeitalter in Schottland eingeläutet. Die Zeichen stehen seitdem fast ein wenig euphorisch auf Grün, der Ausbau erneuerbarer Energien wird massiv vorangetrieben. So steht der derzeit größte europäische Windpark 15 km vor Glasgow und liefert Strom für 180 000 Haushalte, auch in Offshore-Energie und Wellenkraftparks wird kräftig investiert. Bis 2020, so lautet das ehrgeizige Ziel, sollen erneuerbare Energien
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