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Marcos Verlangen

Marcos Verlangen

Titel: Marcos Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Gambrinus
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konnten ihm ihre Nähe nicht mal annähernd ersetzen. Er war verrückt nach ihr. Und auch wenn ihm sein Verlangen nach ihr, dessen Intensität und Kompromisslosigkeit anfangs ein gewisses Unbehagen bereitet hatten, so war das in den letzten Wochen zum Großteil verflogen, als er festgestellt hatte, mit welcher Begeisterung und Hingabe sich auch Ella vorbehaltlos in die neu erworbene Gemeinsamkeit zu stürzen bereit war.
    Liebe war für ihn als rationalen Denker und Analytiker ein großes Wort und da es seiner Meinung nach noch keinem der großen Philosophen bisher gelungen war, diesen Begriff auch nur annähernd zufriedenstellend zu definieren, war er bisher immer sehr vorsichtig damit gewesen, von Liebe zu sprechen.
    Nun aber war er zum ersten Mal seit seinen stürmischen Teenagertagen versucht, es zu tun.
    Er konnte Ella gar nicht eng genug an sich ziehen, konnte sie gar nicht fest genug mit seinen Armen umschlingen, er konnte ihr gar nicht nahe genug sein, um auch nur ansatzweise sein Bedürfnis nach Intimität mit ihr zu befriedigen. Nur wenn er ganz tief in ihr war, spürte er manchmal für einen kurzen Moment diese intensive Verbundenheit, nach der er bei ihr gierte.
    Dabei hatte er keineswegs das Bedürfnis, sie zu vereinnahmen oder gar ihrer Freiheit zu berauben. Wenn sie nicht bei ihm war, dann war das zumindest für die Dauer der essenziell notwendigen Abwesenheit für ihn in Ordnung. Er hatte seine Arbeit und seine Verpflichtungen so wie sie die ihren hatte, und es wäre ihm nie in den Sinn gekommen, sie von irgendetwas abzuhalten, was sie gerne tun wollte oder gar tun musste. War sie ihm fern, dann fehlte sie ihm, aber er hatte kein Bedürfnis, ihr deshalb die Luft zum Atmen zu nehmen. Ebenso wenig wäre er bereit gewesen oder auch nur auf die Idee gekommen, seinen Tagesablauf und Lebensrhythmus zu verändern, nur um öfter mit ihr zusammen sein zu können. Und er war froh, dass auch sie offensichtlich nicht die geringste Absicht hatte, dergleichen zu fordern.
    So gesehen war er ein Widerspruch in sich.
    Umso mehr kam er selber zu der Überzeugung dass er dabei war, einen interessanten Prozess zu durchlaufen: er begann, Ella zu lieben.
    Diese Erkenntnis gewann auch jetzt wieder Raum in ihm, als er nach seinem Höhepunkt atemlos und mit rasendem Puls noch ein paar Augenblicke still in ihr verharrte und dieses Gefühl außergewöhnlicher Nähe zu ihr genoss. Sie zu fühlen, so intensiv und direkt, sie zu riechen und ihren ebenfalls heftig fliegenden Atem zu hören, verschaffte ihm zusätzlich zum Gefühl körperlicher Zufriedenheit auch noch ein ebensolches mentales und emotionales. Am liebsten hätte er sie nie wieder losgelassen.
    Dennoch war er der erste von ihnen beiden, der sich regte.
    Er hob den Kopf und betrachtete sie. Sie lag mit geschlossenen Augen unter ihm und um ihren Mund lag ein derart seliges Lächeln, dass er gerne jeden Zentimeter ihres Gesichts geküsst hätte, um dieses Lächeln vollständig aufzusaugen, es sich einzuverleiben und wie eine Fotografie oder eine digitale Erinnerung in jedem weiteren Moment seines Lebens abrufbereit zu haben.
    „Du lächelst“, stellte er stattdessen mit sanfter Stimme fest.
    „Ich bin glücklich“, wisperte sie zurück. „Ich habe mich so wahnsinnig nach dir gesehnt, wie ich es dir gar nicht sagen kann! Eine ganze Woche ohne dich – das war fürchterlich!“
    Nun öffnete sie die Augen und begegnete seinem Blick, der sich beinahe schwarz und glühend in den ihren bohrte.
    „Das einzige, was mich an meinem Zustand nicht verzweifeln lässt“, gestand er leise, „ist die Tatsache, dass es dir anscheinend ähnlich ergeht wie mir.“
    „Ach - wie ergeht es dir denn?“ Die Belustigung in ihrer Stimme war deutlich herauszuhören.
    Marco glitt langsam und vorsichtig aus ihr heraus. Mit einem tiefen Seufzer legte er sich neben sie.
    „Wie es mir geht? Das fragst du noch? Du hast einen liebeskranken Esel aus mir gemacht, der sich vierundzwanzig Stunden am Tag nach dir verzehrt und das sieben Tage die Woche.“
    „Ach das meinst du“, lachte sie leise. „Ja, da hast du allerdings recht. Mir geht es tatsächlich genauso wie dir. Dann sind wir also schon zwei liebeskranke Esel, das passt doch gut!“
    Eine Zeitlang verharrten sie beide noch in ihrer innigen Umarmung und genossen die Gegenwart des anderen, doch schließlich zogen sie sich an und fuhren ans Meer.
    Sie kamen schon relativ frühzeitig dort an, genossen die letzten Sonnenstrahlen und aßen

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