Marcus Gladiator 02 - Strassenkämpfer
Wir können es uns nicht leisten, Crassus’ Unterstützung zu verlieren. Noch nicht.«
Marcus und Festus hörten dieses Gespräch schweigend mit an. Marcus traute seinen Ohren kaum. Es gab kaum Zweifel, dass Crassus hinter dem Anschlag auf Caesars Leben stand. Und doch weigerte sich Caesar, etwas gegen ihn zu unternehmen. Marcus staunte, wie herzlos diese drei mächtigen Männer doch waren. Für sie waren Heiraten, Politik und Pläne nur Werkzeuge, mit denen sie ihren persönlichen Ehrgeiz befördern konnten. Sie waren völlig skrupellos und noch gefährlicher, als Marcus je gedacht hatte.
Wieder einmal beobachtete er eine andere Art von Gladiatorenkampf in der römischen Welt – einen Kampf, der ebenso gefährlich war wie die Kämpfe, die in der Arena ausgetragen wurden. Er wusste nicht, was das für seinen Racheplan gegen Decimus zu bedeuten hatte, aber wenn Caesar ihm nicht helfen wollte, dann musste er selbst einen Weg finden.
Pompeius dachte über Caesars Entscheidung nach und erhob sich dann. »Es war ein anstrengender Tag. Ich bin müde und habe zu viel getrunken. Wir reden weiter, wenn die Luft wieder klarer ist.«
»Ja.« Caesar nickte. »Das ist ein guter Gedanke. Ich begleite Euch hinaus.«
»Nicht nötig, mein Freund. Ich kenne den Weg!« Pompeius lächelte. Dann ging er um den Schreibtisch herum und blieb kurz vor Marcus stehen, um ihm die Wange zu tätscheln. »Was für einen Soldaten du abgeben würdest! Ich vermisse das gute ehrliche Soldatenhandwerk. Das ist einmal ein ehrenwerter Beruf. Nicht zu vergleichen mit den betrügerischen Machenschaften hier in Rom, was?«
Er ließ seine Hand sinken und ging zur Tür, nickte Caesar noch kurz zum Abschied zu und schloss sie dann hinter sich. Caesar stieß einen langen Seufzer aus und schien ein wenig in sich zusammenzusacken.
»Caesar«, sagte Festus leise. »Möchtet Ihr, dass wir Euch allein lassen?«
»Was?« Caesar blickte auf. »Nein. Jetzt noch nicht. Eine letzte Pflicht ist heute Abend noch zu erledigen.«
Er griff in die Schachtel mit den Dokumenten, die unter dem Schreibtisch offen stand, und zog ein kleines Messingplättchen heraus. Dann richtete er sich auf und hielt das Plättchen kurz in beiden Händen, ehe er sprach. »Ich habe das hier gestern vorbereiten lassen, um mein Vertrauen zu stärken, dass du den Kampf gewinnen würdest, Marcus. Es ist deine Manumission, damit wirst du in die Freiheit entlassen.« Er blickte auf. »Du bist nicht mehr mein Eigentum. Ich kann mich an keinen Sklaven erinnern, den ich je gekannt habe, der dies so sehr verdient hat wie du.« Er stand auf und hielt Marcus das Messingplättchen hin. »Hier. Nimm es.«
Marcus stand reglos da, konnte es immer noch nicht fassen. Alles, wofür er gekämpft hatte, all die Qualen, die er in Porcinos Gladiatorenschule durchlitten hatte, und die Gefahren, die er in Caesars Diensten durchgestanden hatte, hatten nur zu diesem einen Augenblick hingeführt. Er hatte schon geglaubt, dies würde nie geschehen und er wäre verdammt dazu, den Rest seines Lebens als Eigentum eines anderen Menschen zu verbringen.
Er atmete tief durch und trat vor, um die Manumission, seine Freilassung, entgegenzunehmen, ein schlichtes Täfelchen aus billigem Metall, in das Worte geritzt waren. Es hatte wenig Wert an sich, aber für Marcus war es die höchste Auszeichnung.
»Ich danke Euch, Caesar.« Er konnte die Gefühle, die ihn zu überwältigen drohten, nur mühsam beherrschen.
»Nein, Marcus. Ich und Rom, wir schulden dir Dank. Und jetzt geh und schlaf. Morgen früh können wir darüber reden, welche Schritte wir unternehmen, um deine Mutter zu finden.«
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