Marcus Gladiator 02 - Strassenkämpfer
von einem Jungen! Ha! Caesar hat recht. Du wirst ein Meisterkämpfer werden, an den man sich immer erinnern wird. Ich frage mich, wie viel davon auf deinen Vater zurückzuführen ist. Hat der dich zu einem Kämpfer ausgebildet?«
»Mein Vater ist tot, Herr. Aber Ihr erinnert Euch vielleicht an ihn. Centurion Titus Cornelius. Er hat mit Euch in der letzten Schlacht gegen Spartakus gekämpft. Er hat mir einmal erzählt, dass er Euch an jenem Tag das Leben gerettet hat. Einer der Sklaven hatte am Boden gelegen und sich tot gestellt. Er sprang auf, nachdem Ihr an ihm vorübergegangen wart, und versuchte, Euch zu erstechen. Mein Vater konnte dazwischentreten und den Sklaven töten.«
Pompeius runzelte die Stirn, als er einen Augenblick lang nachdachte. Plötzlich weiteten sich seine Augen. »Bei allen Göttern, ja, ich erinnere mich! Das war ein feines Stück Arbeit. Wenn er nicht gewesen wäre, hätte dieser verfluchte Sklave mir seine Klinge in den Rücken gerammt … und du bist sein Sohn. Wie kommt es dann, dass du ein Sklave bist?«
»Mein Vater wurde von den Leuten von Decimus, dem Steuereintreiber, ermordet, Herr. Meine Mutter und ich wurden entführt und als Sklaven verkauft. So bin ich Gladiator geworden.«
Pompeius starrte ihn an, dann antwortete er: »Das ist eine schlimme Geschichte, mein Junge. Wenn ich gewusst hätte, dass die Familie eines meiner Offiziere das erlitten hat, ich wäre eingeschritten. Wie war noch einmal der Name des Steuereintreibers?«
»Decimus, Herr. Aber es war sein Bediensteter, der meinen Vater ermordet hat.«
»Und wie hieß dieser Bedienstete?«
»Thermon.«
Plötzlich regte sich etwas in Marcus’ Erinnerung. Die stählern raue Stimme von Thermon an dem Tag, als er auf dem Bauernhof aufgetaucht war und Titus getötet hatte. Eine Stimme, die er glaubte, vor kurzer Zeit wiedergehört zu haben …
Die Wahrheit traf ihn wie ein Hammerschlag. Der dritte Mann, den er im Gasthaus belauscht hatte. Der Mann, der seine Kapuze die ganze Zeit tief ins Gesicht gezogen hatte. Der Mann, der einen Rubinring an einem Finger seiner rechten Hand trug …
Eiskalte Furcht schoss Marcus über den Rücken. Er fuhr herum und sah, dass Lupus an die Seite seines Herrn zurückgekehrt war und gerade dessen Becher erneut füllte. Der Grieche bei den Weinfässern beobachtete Caesar erwartungsvoll. Marcus wandte sich unvermittelt von Pompeius ab und raste zu seinem Herrn zurück. Caesar zog gerade seinen Becher unter dem Weingefäß weg und wollte ihn an die Lippen führen.
»Caesar!«, schrie Marcus. »Nein!«
XXX
Marcus’ Warnung wurde vom tiefen Dröhnen der Trommeln übertönt, denn gerade liefen die Schauspieler in die Mitte des Gartens. Caesar hielt inne, als meinte er, etwas gehört zu haben, führte dann aber den Becher näher an die Lippen. Marcus warf sich über die Liege seines Herrn und schlug dessen Hand mit dem Becher weg, sodass der Wein verschüttet wurde und rote Spritzer auf der weißen Leinendecke der Liege landeten.
»Was um alles in der Welt!«, prustete Caesar.
Marcus nahm ihm mit bestimmter Geste den Becher aus der Hand und setzte ihn sorgfältig auf dem Tisch ab. »Er ist vergiftet, Herr.«
»Gift?« Entsetzt starrte Caesar auf den Becher. Er schaute zu Marcus auf. »Wovon redest du?«
Marcus deutete auf Thermon, der noch immer neben den Weinfässern stand. Der Grieche beobachtete sie aufmerksam. »Ich habe gesehen, wie er etwas in den Wein getan hat. Er ist es, der mit Milo und Bibulus Pläne geschmiedet hat. Er heißt Thermon.«
Caesar überblickte den Garten. Die übrigen Gäste sahen sich die Pantomimen an, und nur diejenigen, die dem Gastgeber am nächsten saßen, hatten bemerkt, was geschehen war. Caesar wandte sich wieder Marcus zu. »Bei allen Göttern, da solltest du dir besser sehr sicher sein.«
Er setzte sich aufrecht hin und winkte Festus herbei. »Ergreift den Mann da, den Griechen, der neben den Weinfässern steht. Macht es unauffällig, kettet ihn im Keller an und bewacht ihn. Ich komme zu dir, sobald die Gesellschaft vorüber ist.«
»Ja, Herr.« Festus wandte sich um und ging rasch um die Liegen herum, gab den Männern, die er rings um den Garten aufgestellt hatte, ein Zeichen, sie sollten sich zu ihm gesellen.
Aber sie kamen zu spät. Thermon hatte gesehen, wie Festus sich ihm näherte, und war plötzlich losgerannt, auf die Gartenmauer zu.
»Haltet ihn!«, rief Caesar. »Festus! Lasst ihn nicht entkommen!«
Verdutzte Gesichter wandten sich Caesar
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