Marcus Gladiator 02 - Strassenkämpfer
stieg die ersten Stufen hinauf und wandte sich dann zu der Menschenmenge um. Ein zustimmender Aufschrei begrüßte ihn, als er die rechte Hand hob, lächelte und sich im Jubel der Menge sonnte, ehe er auf Festus zuging. Er beugte sich ganz dicht zu seinem Diener herab und gab seine Befehle.
»Du und deine Leute, ihr bleibt hier. Lupus und Marcus, ihr folgt mir zum Eingang und sucht euch dann einen guten Aussichtspunkt, von dem aus ihr die Debatte beobachten könnt. Lupus, achte darauf, dass du Marcus auch ja alle Vorgänge erklärst. Ich möchte, dass er genau weiß, wer unter diesen Galgenvögeln wer ist.« Caesar zwinkerte Marcus zu. Dann wandte er sich um und stieg die Stufen zum Eingang des Senatsgebäudes hinauf. Lupus wartete einen Augenblick, ehe er Marcus mit einer Handbewegung bedeutete, ihm zu folgen. Die beiden gingen zum Fuß der Treppe. Einer der Beamten hielt sie zurück.
»Und wo wollt ihr wohl hin?«
»Wir sind mit dem Konsul gekommen. Ich bin sein Schreiber. Er möchte, dass wir die Debatte beobachten.«
Der Beamte beugte sich vor, um die Messingplatte zu inspizieren, die Lupus um den Hals trug, überprüfte, wer sein Besitzer war, und deutete dann mit dem Daumen die Treppe hinauf. »Ihr geht bis zur Besuchergalerie und keinen Schritt weiter. Verstanden?«
Lupus nickte und schob Marcus vor sich her die Treppen zu dem Säulengang hinauf, der um die Debattierkammer herum verlief. Man hatte die Läden vor den hohen Fenstern geöffnet, und das Licht fiel auf die Reihen von Steinbänken, die auf die beiden prächtig verzierten Sessel ausgerichtet waren, auf denen die Konsuln Platz nehmen würden. Auf einem der Stühle saß bereits ein dicker Mann mit einem runden Gesicht und feinem, dunklem Haar.
»Ah.« Lupus’ Lippen verzogen sich amüsiert. »Konsul Bibulus ist schon da. Er wartet voller Ungeduld, würde ich meinen.«
Marcus lehnte sich über das Holzgeländer und schaute in den Raum hinunter. Er sah, wie sich Caesar einen Weg durch die Senatoren bahnte, hier Hände schüttelte und dort Grüße austauschte. Aber da waren auch viele andere, die Caesar sehr kühl betrachteten, und Marcus meinte, dies wären wohl die Feinde, von denen er gesprochen hatte – und deren Gesichter sich Marcus merken sollte. Es lief ihm ein kalter Schauder über den Rücken, als er überlegte, dass all diese Senatoren bittere Feinde seines wahren Vaters Spartakus gewesen waren. Es waren dieselben Senatoren, die nach der letzten Schlacht des Spartakus befohlen hatten, alle Gefangenen zu kreuzigen. Sechstausend Sklaven waren es gewesen, hatte Brixus ihm erzählt – und sie hatten die Via Appia von Rom nach Capua gesäumt.
Caesar überquerte die freie Fläche zwischen den Bänken der Senatoren und den Sesseln der Konsuln und nickte Bibulus einen Gruß zu, während er sich auf seinem Sitz niederließ. Nun, da beide Konsuln anwesend waren, nahmen auch die restlichen Senatoren ihre Plätze ein. Als auch der letzte eingetroffen war, erlaubte man endlich auch der Menschenmenge Zugang zum Gebäude. Die Beamten bildeten eine Kette quer über den Eingang zur Debattierkammer, als die Leute die Treppe hinaufkamen und die Zuschauergalerie besetzten, von wo aus man auf die Kammer hinunterschauen konnte.
»Was geschieht jetzt?«, fragte Marcus, als die Menschen sich um ihn drängten und versuchten, einen guten Blick auf die Senatoren zu erhaschen.
»Jetzt?« Lupus schaute ihn mit einem grimmigen Lächeln an. »Jetzt finden wir heraus, wer für Caesar und wer gegen ihn ist.«
IV
Marcus lehnte sich vor und schaute aufmerksam zu, als der oberste Beamte des Senats sich räusperte und etwas von dem Wachstäfelchen ablas, das er in den Händen hielt.
»Der erste und einzige Punkt auf der heutigen Tagesordnung wurde von Konsul Gaius Julius Caesar vorgeschlagen.« Er neigte sein Haupt vor Caesar und kehrte zu seinem Pult zurück, wo er den Griffel aufnahm, um die wichtigsten Kommentare der kommenden Debatte für das offizielle Archiv des römischen Senats aufzuzeichnen.
Erwartungsvolle Stille senkte sich über den Raum. Marcus schaute zu seinem Herrn herunter. Caesar saß einen Augenblick reglos da und genoss die Spannung, die sich in seiner Zuhörerschaft aufbaute, ehe er sich langsam erhob und tief Luft holte.
»Wie alle Bürger wissen, leben wir in Zeiten großen Wohlstands. Der Frieden ist in Rom wieder eingekehrt, und es ist Zeit, dass wir die großen Opfer anerkennen, die unsere Mitmenschen gebracht hatten, als sie für den
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