Mareks Todfeind
Kleidungsstück so gut wie möglich, zog es aber nicht über, sondern steckte nur seinen Pfahl in die von innen verstärkte Innentasche und machte sich dann auf den Weg. Eine mit geweihten Silberkugeln geladene Pistole trug er ebenfalls bei sich. Auch sie war nicht sichtbar.
Um nach unten zu gelangen, musste er eine schmale Treppe hinabgehen. Auf halber Strecke erwischte ihn der Geruch von Kaffee. Marek hatte Frühstück bestellt.
Dass der Kaffee in diesem Gasthaus so herrlich duften würde, war für ihn schon eine positive Überraschung. Und so ging er lächelnd den Rest der Strecke weiter.
Im Gastraum mit der niedrigen Holzdecke, deren Balken schon fast schwarz geworden waren, konnte er sich seinen Platz aussuchen, denn er war der einzige Gast. Der Pfähler setzte sich zwar in die Nähe des Fensters, jedoch nicht direkt in den Schein der Sonne hinein, weil er nicht geblendet werden wollte.
Aus einem Nebenraum, zu dem die Tür offen stand, hörte er das Klappern von Geschirr, und wenig später erschien die Wirtin, die einen so herrlichen Kaffee braute.
Marek wusste, dass sie Miranda Juric hieß und nicht mehr zu den jüngsten Menschen zählte. Sie war jenseits der 50, rundlich klein, hatte ein freundliches Gesicht mit roten runden Wangen und lächelte, als sie die Kanne mit dem Kaffee vom Tablett nahm und abstellte. Der Rest des Frühstücks fand auf dem Tisch ebenfalls Platz. Der Gast bekam Speck, Marmelade, Käse und kräftiges Brot serviert.
»Wollen Sie mich mästen?«, fragte Frantisek und lächelte breit.
»Nein, warum?«
Er deutete über den Tisch. »Bei diesem Frühstück muss das einfach so sein.«
»Man soll am Morgen immer gut essen. Das hält den ganzen Tag über Leib und Seele zusammen.«
»So kann man es auch sehen.«
»Dann lassen Sie es sich mal schmecken.«
»Danke, das werde ich auch.«
Marek schenkte Kaffee ein. Der Duft wehte an seiner Nase vorbei. Er stellte fest, dass auch der Hunger kam, und so langte er kräftig zu. Die Spuren des vergangenen Abends hatte er recht gut überstanden. Vor allen Dingen freute er sich darüber, dass John Sinclair so schnell zugesagt hatte. Diese Tatsache ließ den Tag heller erscheinen, obwohl er vermutlich nicht angenehm werden würde.
Nur wollte Marek daran nicht denken. Hin und wieder schaute er aus dem Fenster nach draußen. Die Hauptstraße des Dorfes wurde nur teilweise von der Sonne beschienen. Die gegenüberliegende Straße lag noch im Schatten.
Dunai war ein Ort, in dem es keine Hektik gab. Zwischen Tag und Nacht herrschte oft kein Unterschied, was den Betrieb anging. Auch zu dieser Zeit herrschte morgendliche Ruhe. Zweimal nur rollte ein recht betagtes Auto an seinem Fenster vorbei. Durch die lange Trockenheit wirbelten die Reifen Staub auf, der wie eine Fahne in der Luft hing und im Schein der Sonne wie Puder glänzte, bevor er sich wieder dem Boden entgegensenkte.
Frantisek schnitt den Speck. Die Wirtin war in der Küche verschwunden. Da die Tür weiter offen blieb, horte Marek die Klänge eines Radios bis in die Gastwirtschaft dringen.
Fr rechnete sich aus, dass John Sinclair frühestens am Nachmittag hier erscheinen würde. Das sollte auch ausreichen, denn der Pfähler glaubte nicht daran, dass Vargas tagsüber aktiv werden würde. Er war ein Geschöpf der Dunkelheit und liebte die Nacht.
Zuvor musste er noch beerdigt werden!
Fast hätte sich Marek verschluckt, weil er darüber lachen musste. Das wollte er nicht so recht glauben.
Es war zwar kein Ding der Unmöglichkeit, aber er war gespannt, was sich der Blutsauger wohl hatte einfallen lassen. Irgendetwas musste er tun. Marek bezweifelte, dass er sich unter der vielen Erde begraben ließ, auch wenn alle Menschen im Ort es glaubten. Sie kannten ihn nicht wirklich. Sie wussten nicht, wer sich hinter der Fassade verbarg.
Auch die Marmelade schmeckte köstlich. Sie war aus frischen Erdbeeren hergestellt und in einer so großen Portion serviert worden, dass der Gast sie sogar mit dem Löffel aß.
Dann betrat ein Mann den Gastraum. Er grüßte und war schnell in der Küche verschwunden.
Marek hatte ihn trotzdem erkannt. Der Mann war groß, knochig. Er hatte einen dunklen Anzug getragen und in der Hand einen Zylinder gehalten. Schon fertig für die Beerdigung.
In der Küche wurde das Radio leiser gestellt. Marek hörte die unterschiedlichen Stimmen. Der Mann hieß Karl Juric. Er war der Wirt und sprach mit seiner Frau über die Beerdigung.
Da das Radio nicht mehr lief, konnte Marek
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