Margaret Mitchell
gekommen, und da ist alles aus dem Häuschen und spricht nur
von Krieg.«
Scarlett
seufzte. Wenn Gerald einmal vom Krieg anfing, konnte es stundenlang dauern, bis
er wieder aufhörte. Schnell brachte sie etwas anderes zur Sprache.
»Haben sie
etwas vom Gartenfest morgen gesagt?«
»Ja, nun
fällt es mir wieder ein. Miß ... wie heißt sie denn ... das nette kleine
Tierchen, das voriges Jahr hier war, Ashleys Cousine, weißt du ... ach ja, Miß
Melanie Hamilton und ihr Bruder Charles waren schon aus Atlanta heraufgekommen
und ... «
»Ach, ist
sie schon da?«
»Ja, ein
nettes stilles Ding, das nie von selber etwas sagt, ganz wie eine Frau sein
sollte. Aber komm jetzt, Mutter sucht uns sicher schon überall.«
Scarlett
sank das Herz in die Schuhe, als sie das hörte. Gegen alle Wahrscheinlichkeit
hatte sie gehofft, daß irgend etwas Melanie Hamilton in Atlanta, wohin sie
gehörte, zurückhalten würde, und in der Erkenntnis, daß sogar Gerald ihr
sanftes stilles Wesen, das von ihrem eigenen so gänzlich verschieden war,
guthieß, konnte sie nicht länger mehr an sich halten.
»War
Ashley auch dabei?«
»Ja.«
Gerald ließ den Arm seiner Tochter los, drehte sich um und blickte ihr scharf
ins Gesicht. »Wenn du deswegen auf mich gewartet hast, warum sagst du es mir
nicht gleich und gehst wie die Katze um den heißen Brei herum?«
Nun fiel
Scarlett nichts weiter ein, unwillig fühlte sie, wie sie rot wurde. »Also,
heraus mit der Sprache!«
Sie sagte
noch immer nichts. Wenn sie doch den eigenen Vater packen, schütteln, ihm den
Mund verbieten dürfte!
»Er war da
und hat sehr freundlich nach dir gefragt. Das taten auch seine Schwestern, sie
hofften, daß nichts dich morgen abhalten würde, zum Gartenfest zu kommen. Es
wird doch nicht etwa?« fragte er verschmitzt. »Nun, Mädchen, was soll das alles
heißen mit dir und Ashley?«
»Gar
nichts«, sagte sie kurz und zerrte ihn am Arm. »Komm mit, Pa.«
»So, so,
nun willst du also nach Hause«, bemerkte er. »Aber ich bleibe hier auf dem
Fleck, bis ich weiß, was mit dir los ist. Nun fällt mir auch ein, du warst
eigentlich in letzter Zeit sehr sonderbar. Hat er dir den Kopf verdreht? Hat er
dich gefragt, ob du ihn heiraten wolltest?«
»Nein.«
»Das wird
er auch nicht«, sagte Gerald.
Zornig
flammte es in ihr auf, aber Gerald beschwichtigte sie mit einer Handbewegung.
»Mund
halten, kleines Fräulein! Ich habe heute nachmittag im strengsten Vertrauen von
John Wilkes gehört, daß Ashley Miß Melanie heiraten will. Morgen soll es
verkündet werden.«
Scarletts
Hand glitt matt von seinem Arm herab. Es war also doch wahr!
Der
Schmerz zerriß ihr wie mit Raubtierfängen das Herz. Bei alledem fühlte sie
ihres Vaters Auge ein wenig mitleidig und zugleich ein wenig verdrießlich auf
sich gerichtet, weil er vor einer Frage stand, auf die er keine Antwort wußte.
Er hatte Scarlett lieb, aber es war ihm durchaus nicht geheuer, wenn sie mit
ihren kindlichen Problemen zu ihm kam, damit er sie löse. Ellen wußte auf das
alles eine Antwort. Scarlett sollte mit ihren Kümmernissen zu ihr gehen.
»Du hast
dich doch nicht etwa ins Gerede gebracht ... dich und uns alle?« fuhr er sie
an. Wenn er aufgeregt war, wurde er immer laut. »Bist du hinter einem Mann
hergelaufen, der dich nicht liebt ... wo du doch jeden in der Provinz haben
kannst?«
Zorn und
verletzter Stolz verdrängten ihren Schmerz. »Ich bin nicht hinter ihm
hergelaufen. - Es ... es hat mich nur so überrascht.«
»Das lügst
du!« Dann aber blickte Gerald ihr in das ganz von Schmerz verzerrte Gesichtchen
und fügte in einem Anflug von Gutmütigkeit hinzu: »Es tut mir leid, Mädchen,
aber schließlich bist du doch noch ein Kind, und andere Verehrer gibt es die
Menge.«
»Mutter
war erst fünfzehn, als sie heiratete, und ich bin schon sechzehn«, sagte
Scarlett mit erstickter Stimme.
»Mutter
war anders«, sagte Gerald. »Kein leichter Vogel wie du. Nun komm aber, Mädchen,
Kopf hoch, nächste Woche nehme ich dich mit nach Charleston, wir besuchen Tante
Eulalia, und bei all dem Hallo wegen Fort Sumter hast du Ashley in einer Woche
vergessen.«
»Er hält
mich für ein Kind«, dachte Scarlett. Wut und Kummer verschlugen ihr die Stimme.
»Er meint, er brauche mir nur ein neues Spielzeug vor die Augen zu halten, und
ich vergäße auf der Stelle meine Beulen.«
»Du
brauchst das Kinn gar nicht so aufzuwerfen«, warnte Gerald. »Wenn du nur ein
bißchen Verstand hättest, so hättest du Stuart oder Brent
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