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Margaret Mitchell

Margaret Mitchell

Titel: Margaret Mitchell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vom Winde verweht
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Familienfriedhof begraben lagen,
keine mehr folgen konnten, hatte er sich angewöhnt, gleichsam von Mann zu Mann
mit Scarlett zu reden, was sie höchst vergnüglich fand.
    Sie glich
ihrem Vater mehr als die jüngeren Schwestern. Careen, eigentlich Caroline-Irene
geheißen, war zart und träumerisch, und Suellen, die auf die Namen
Susanne-Ellinor getauft war, tat sich viel auf ihre Eleganz und vornehme
Haltung zugute. Vor allem waren Scarlett und ihr Vater durch ein Abkommen der
gegenseitigen Vertuschung aneinander gebunden. Wenn Gerald sie dabei
überraschte, daß sie über einen Zaun kletterte, anstatt eine halbe Meile bis
zum Gatter zu gehen, oder noch spät mit einem Verehrer auf den Stufen zur
Veranda saß, putzte er sie zwar tüchtig herunter, aber verschwieg es vor Ellen
und Mammy. Wenn dagegen Scarlett ihn über Zäune springen sah, trotz des
feierlichen Versprechens, es nicht zu tun, oder wenn sie die genaue Höhe seiner
Pokerverluste erfuhr, was sich beim Provinzklatsch kaum vermeiden ließ, so
hütete sie sich, bei Suellens scheinbarer Arglosigkeit am Tisch davon
anzufangen. Scarlett und ihr Vater versicherten einander feierlich, es könne
Ellen nur verletzen, wenn ihr so etwas zu Ohren käme, und um nichts in der Welt
konnten die beiden es übers Herz bringen, ihr weh zu tun.
    In dem
erlöschenden Tageslicht sah Scarlett ihren Vater an und fand Trost in seiner
Gegenwart, ohne zu wissen, warum. Das Urlebendige, Erdhaft-Derbe in ihm
erfüllte sie mit Vertrauen. Da sie nicht die geringste Menschenkenntnis hatte,
wurde es ihr nicht klar, daß es geschah, weil sie ihm immer noch sehr ähnlich
war, obwohl Ellen und Mammy sich sechzehn Jahre lang abgemüht hatten, seine
Züge in ihr zu verwischen.
    »Jetzt
kannst du dich getrost blicken lassen«, sagte sie, »und wenn du dich nicht
selbst mit deinen Streichen aufspielst, wirst du keinen Verdacht erregen. Aber
ich finde doch, nachdem du dir voriges Jahr das Knie gebrochen hast, als du
über denselben Zaun ... «
    »Hol mich
der Satan, wenn ich mir von meiner eigenen Tochter vorschreiben lassen soll, wo
ich springen darf und wo nicht«, fuhr er sie an und kniff sie noch einmal in
die Wange. »Mein Genick gehört mir, jawohl! Übrigens, was machst du hier ohne
deinen Schal?«
    Als er so
mit seinen üblichen Schlichen aus einer peinlichen Unterhaltung zu entkommen
suchte, hakte sie ihn leise ein und sagte: »Ich habe auf dich gewartet. Ich
wußte ja nicht, daß du so spät kommen würdest. Ich wartete nur, um zu hören, ob
du Dilcey gekauft hast.«
    »Freilich
habe ich sie gekauft, sie und ihr kleines Mädel Prissy, und der Preis hat mich
ruiniert. John Wilkes wollte sie mir schenken, aber niemand soll sagen, daß
Gerald O'Hara sich etwas schenken läßt. Schließlich hat er dreitausend für die
beiden angenommen.«
    »Um
Himmels willen, Pa, dreitausend! Und du hättest es doch gar nicht nötig gehabt,
Prissy auch zu kaufen!«
    »Ist es
schon soweit, daß meine eigenen Töchter über mich zu Gericht sitzen?« donnerte
Gerald pathetisch. »Prissy ist ein nettes kleines Ding, und deshalb ... «
    »Ich kenne
sie, ein albernes, gerissenes Balg«, erwiderte Scarlett ruhig. Sein Lärmen
machte auf sie keinen Eindruck. »Du hast sie einzig und allein gekauft, weil
Dilcey dich darum gebeten hat.«
    Gerald
machte ein betretenes Gesicht wie immer, wenn er auf einer guten Tat ertappt
wurde, und Scarlett mußte lachen, weil er so ohne weiteres zu durchschauen war.
    »Und wenn
schon! Es hat doch keinen Zweck, Dilcey zu kaufen, wenn sie nachher des Kindes
wegen immer den Kopf hängen läßt. Aber nie wieder erlaube ich einem Schwarzen,
ein Mädchen von anderswo zu heiraten, das ist mir zu teuer. So, komm mit, Puß,
hinein zum Abendessen.«
    Das Dunkel
wurde immer undurchdringlicher. Der letzte grünliche Schimmer war vom Himmel
verschwunden, und die laue Frühlingsluft hatte einer leichten Kühle Platz
gemacht. Scarlett überlegte, wie sie wohl das Gespräch auf Ashley bringen
konnte, ohne Argwohn zu erregen. Das war schwierig, denn Scarlett besaß keine
Spur von Durchtriebenheit, und Gerald glich ihr darin so sehr, daß er ihre
schwachen Winkelzüge immer sofort durchschaute, genau wie sie die seinen. Und
taktvoll war er auch nicht dabei.
    »Wie geht
es denn denen drüben in Twelve Oaks?«
    »Nun, so
ziemlich wie immer. Cade Calvert war da, und als ich wegen Dilcey abgeschlossen
hatte, saßen wir alle auf der Galerie und tranken einige Whiskys. Cade war
gerade von Atlanta

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