MargeritenEngel (German Edition)
sich das Auto auf der Straße entfernte. Die heutige Nacht würde ziemlich lang werden. Manchmal tauchte Phillip bis zum Morgengrauen nicht wieder auf. Gregory hasste das – auch wenn er inzwischen daran gewöhnt sein müsste.
»Nein, ich möchte ausgehen. Komm mit. Der Pub ist gleich hier um die Ecke.«
»Wie lange lebt ihr zwei schon zusammen?«, fragte Jim, als Gregory die Haustür abschloss.
»Fast zwei Jahre. Und davor waren wir auch schon zwei Jahre zusammen.«
»Dann war das eben wohl wirklich ziemlich daneben. Hört sich so an, als hättet ihr eine stabile Beziehung.«
Gregory lächelte. »Ja, haben wir.«
Während sie zum Pub rübergingen, wechselte Jim das Thema und erzählte davon, wie merkwürdig es war, als Ami in England zu leben.
»Ich hab wirklich nicht gedacht, dass es so 'ne große Sache ist, weißt du? Ich meine, wie unterschiedlich kann's schon sein?«
»Und, wie unterschiedlich ist es?«
Jim schüttelte den Kopf. »Es ist eine komplett andere Welt. Und ich fürchte, wenn ich einmal anfange, höre ich gar nicht mehr auf. Aber das Schlimmste ist…« Er verstummte und wandte den Blick ab.
»Das Schlimmste ist… was?«, hakte Gregory nach.
»Allein zu sein.«
»Du bist einsam?«
»Klingt, als wärst du überrascht.«
»Ja. Ein wenig.«
»Warum?«
Weil so ein phantastischer Kerl wie Jim Tennant unmöglich allein sein konnte. Weil so ein geselliger Kerl wie Jim Tennant keine großen Schwierigkeiten haben sollte, jemanden zum Reden zu finden. Weil Gregory sich sicher war, dass Jim Tennant von Leuten umringt sein würde, sobald sie den Pub betreten hatten. Das lag nicht etwa an seiner herausragenden Persönlichkeit, sondern an irgendetwas anderem. Etwas, auf das Gregory nicht so einfach den Finger legen konnte.
»Ich hatte nur den Eindruck, dass es dir nicht besonders schwer fallen würde, Leute kennenzulernen. Das ist alles.«
»Oh, ich hab Leute kennengelernt. Einige sogar. Aber sie waren die Mühe nicht wert.«
»Wie entscheidest du denn, wer die Mühe wert ist?«
»Das ist leicht. Aber ich fürchte, wenn ich dir das sage, hältst du mich für oberflächlich.«
»Nein, bestimmt nicht.«
Langsam wanderte Jims Blick an Gregorys Körper entlang, sanft wie eine zärtlich Berührung. »Der erste Hinweis ist ein sexy Hintern.« Er sah auf und zeigte auf ein Gebäude. »Ist das der Pub?«
Gregory blinzelte. »Äh, ja... Ja, das ist er.«
»Super. Ich bin am Verdursten.«
Gregory folgte ihm und trat aus dem Sonnenschein in den kühlen Schatten des Pubs hinein. Das war pure Anerkennung in Jims Augen gewesen. Die er hätte ignorieren können, wenn sie nicht von einem schamlosen Flirtversuch begleitet worden wäre. Ein Hauch von Schuldgefühlen überkam ihn.
Phillip war draußen auf den Straßen unterwegs, um sie sauber zu halten und die Stadt davor zu bewahren, in der Kriminalität zu versinken, und was tat er? Flirtete mit einem quasi Fremden. Obwohl er, rein technisch gesehen, gar nicht mit Jim flirtete, fand Gregory. Er war auf nichts eingegangen oder hatte etwas zurückgegeben. Solange er es dabei beließ, würde alles ganz harmlos bleiben.
Gregory steuerte die Bar an. »Zwei Bier bitte, Ralph.«
»Bekommst du.«
»Kommst du oft hierher?«
»Ja. Na ja, früher zumindest.«
Sie suchten sich einen Tisch und ließen sich mit ihren Biergläsern nieder. Dabei achtete Gregory sorgfältig darauf, einen angemessenen Abstand zu Jim einzuhalten.
»Ihr seid mal oft hier gewesen? Warum jetzt nicht mehr?«
»Phillip wurde befördert. In seiner Abteilung ist er der Jüngste, der je zum Chief Inspector befördert worden ist. Aber das bedeutet auch, dass er nicht mehr so viel Freizeit hat wie vorher.«
Jim lehnte sich nach vorne. Sein aufmerksamer Blick hielt Gregorys fest, obwohl das dämmrige Licht seinen Augen etwas von der durchdringenden Schärfe nahm. Trotzdem waren sie immer noch fesselnd und forderten seine volle Aufmerksamkeit.
»Das hört sich an, als wärst du auch ein bisschen einsam.«
»So schlimm ist es nicht.«
»Wie viel Zeit verbringst du mit ihm, so im Schnitt?«
»Was genau meinst du? In der Woche?«
»Zum Beispiel.«
Gregory starrte nach unten in die bernsteinfarbene Flüssigkeit. »Ziemlich viel. Keine Ahnung, wie viele Stunden genau. Mehrere pro Tag.«
»Ich glaube, du lügst.«
»Und warum glaubst du, so viel über uns zu wissen?«
»Liege ich etwa falsch?«
Er seufzte. »Nein. Du liegst nicht falsch. Aber ich verstehe nicht, warum dich mein Privatleben
Weitere Kostenlose Bücher