MargeritenEngel (German Edition)
Haaren.
»Ähm… nein, eigentlich sagen wir beides.«
»Und es sind beides keine sehr schönen Wörter.«
»Wahrscheinlich nicht.«
»Ich wusste gar nicht, dass die Leute hier in Cambridge so reden.«
»Tja, tun sie aber.«
»Was ist passiert? Hast du einen Platten?«, fragte der Fremde und näherte sich dem Auto.
»Und ein totes Handy.«
»Hast du einen Ersatzreifen dabei?« Er wartete die Antwort gar nicht erst ab, sondern umrundete das Auto, um einen Blick in den Kofferraum zu werfen. »Und sogar Werkzeug. Super! Schätze, du weißt nicht, wie man einen Reifen wechselt, oder?«
»Nein. Hab es nie lernen müssen.«
»Tja, dann wird's aber Zeit. Komm her.«
Es kam Gregory gar nicht in den Sinn, diesen Befehl zu ignorieren. »Mach dir keine Umstände. Wenn du ein Handy dabei hast, kann ich einfach meinen… einfach Phillip anrufen.«
»Nein. Hab kein Handy. Außerdem kann ich jemanden wie dich ja nicht einfach hier am Straßenrand stehen lassen.«
Gregory war sich nicht ganz sicher, wie er darauf reagieren sollte.
»Hm... ich... weiß deine Hilfe zu schätzen.«
»Ich helf aber nicht nur, weil ich ein netter Kerl bin.«
Alarmiert machte Greg einen Schritt zurück und wäre dabei fast auf die Straße gestolpert, aber der Fremde packte ihn am Hemd und zog ihn aus der Fahrbahn des herannahenden Verkehrs.
»Ich bin in einer Beziehung!«
Das Lächeln des Mannes ließ keine Sekunde lang nach. »Schön für dich. Aber wenn ich dir zeige, wie man einen Reifen wechselt, sollte dafür doch zumindest ein Bier drin sein, oder?«
Gregory fühlte, wie Hitze seinen Nacken hochkroch. »Oh. Natürlich. Ein Bier. Es gibt in der Nähe einen Pub, den ich ganz gut finde.«
»Klingt gut. Ich bin übrigens Jim.«
Gregory ergriff die ausgestreckte Hand. Sie war warm, die Finger kräftig, die Haut ein wenig rau, und Jim schüttelte seine Hand mit einem Selbstbewusstsein, das schon an Arroganz grenzte. Wie jemand überhaupt einen arroganten Händedruck haben konnte, wusste Gregory nicht so genau, aber Jim beherrschte ihn perfekt. Obwohl es nicht unangenehm war...
»Gregory.«
»Freut mich. Dann lass uns mal loslegen. Ich zeig dir, was du machen musst.«
Gregory war vielleicht kein Genie , wenn es um Autos ging, aber er lernte schnell, wenn er sich auf etwas konzentrierte. Und es half, dass Jim seine komplette Aufmerksamkeit einforderte. Selbst wenn er gewollt hätte, hätte er nicht wegsehen können.
Jim erklärte jeden einzelnen Schritt mit einer Routine, als hätte er schon sämtlichen Briten auf der ganzen Insel beigebracht, einen Reifen zu wechseln. Dabei behielt er die ganze Zeit sein lockeres, amüsiertes Lächeln bei. Sogar dann noch, wenn Greg einen Fehler machte.
»Nein, du musst die Schrauben in die andere Richtung drehen. Die andere.«
Gregory zog eine Grimasse. »Ich glaube, für so was fehlen mir die richtigen Gene.«
»Es gibt Gene, die für das Reifenwechseln verantwortlich sind?«
»Die muss es geben.« Gregory biss sich auf die Lippe und wechselte die Richtung, als er die Schraube festzog. »Wie kommt es, dass du das so gut kannst?«
»Übung. Hab den Großteil meiner vergeudeten Jugend in der Box gearbeitet.«
»Die Box von was?«
Jim lachte. »Die Boxencrew. Beim Autorennen. Ihr habt doch auch Autorennen hier, oder?«
»Ich glaube schon.«
»Aber du weißt, wovon ich rede?« Die Frage war nicht unfreundlich gemeint. Langsam fragte sich Gregory sowieso, ob Jim überhaupt unfreundlich sein konnte.
»Ja. Du hättest den Reifen also vermutlich auch…« Gregory warf einen Blick auf seine Uhr. »… schneller als in dreißig Minuten wechseln können.«
»Jepp. Aber dann hättest du ja nichts dabei gelernt, stimmt's? Ich bin ja nicht immer in der Nähe, wenn du mal wieder einen Platten hast.«
»Ich weiß deine Großzügigkeit wirklich sehr zu schätzen. Ich meine, ernsthaft. Das war… Du bist meine letzte Rettung gewesen.«
Die haselnussbraunen Augen funkelten belustigt. »Ich bin halt einfach ein ziemlich netter Kerl. Aber ich hab ja auch eine gute Motivation. Das Bier, erinnerst du dich?«
»Ich glaube, ich schulde dir mehr als eins.«
Jim warf den platten Reifen in den Kofferraum, ehe er die Werkzeuge einsammelte. »Zwei werden reichen. Außer du möchtest mir noch beim Abendessen Gesellschaft leisten.«
»Abendessen?« Gregory sah noch mal auf die Uhr und fluchte leise. »Ich fürchte, ich muss den Besuch im Pub auf ein anderes Mal verschieben.«
»Das ist aber nicht sehr sportlich
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