MargeritenEngel (German Edition)
so brennend interessiert.«
»Ich bin von Natur aus neugierig. Ich bekomme ziemlich viel Ärger, weil ich meine Nase ständig in die Angelegenheiten anderer stecke.«
»Und trotzdem hörst du nicht damit auf.« Gregory nahm einen Schluck von seinem Bier. »Warum?«
»Spaß, schätze ich. Hast du nicht auch einfach mal gerne Spaß?«
»Nicht dein Verständnis von Spaß. Du wirkst ein bisschen durchgeknallt.«
Jim lächelte. Er hatte hübsche Zähne. Gerade und weiß. Und das Lächeln erreichte seine Augen. Gregory wusste nicht genau, wie er es anstellte, aber er war überzeugt davon, dass Jim das mit Absicht machte. Seine Augen zum Leuchten zu bringen wie Sterne am Nachthimmel.
»Wenn es nur ein bisschen ist, muss ich irgendwas falsch machen. Also, erzähl mal... Wie ist es so, als Bibliothekar zu arbeiten?«
»Das hängt vermutlich davon ab, was du für ein Mensch bist. Ich finde es großartig. Dich würde es wahrscheinlich zu Tode langweilen.«
»Vielleicht.« Jim legte den Kopf in den Nacken und nahm mehrere, tiefe Schlucke von seinem Bier, bei denen sein Adamsapfel auf und ab hüpfte. Die Bewegung lenkte Gregorys Aufmerksamkeit auf seinen Hals. Es war ein unfassbar perfekter Hals. Wie konnten Hälse überhaupt perfekt sein? Vermutlich auf dieselbe Art und Weise, wie Händeschütteln arrogant sein konnte.
»Warum findest du es großartig?«
»Ich säubere und restauriere alte Bücher. Das ist wie… als würde ich Bücher wieder zum Leben erwecken. Texte, die wahrscheinlich über Jahrzehnte, wenn nicht gar Jahrhunderte lang niemand mehr gesehen oder berührt hat.« Gregory lächelte verlegen. »Ich teste zwar keine Flugzeuge oder so, aber –«
»Warum tust du das?«
»Was?«
»Deine Fähigkeiten herunterspielen. Wie viele Leute auf der Welt können das tun, was du tust? Du hast recht. Du hauchst den Büchern wieder Leben ein.«
Gregorys Lächeln wandelte sich von verlegen zu erfreut. »Denkst du das wirklich?«
»Sonst hätte ich es nicht gesagt.«
Er beäugte Jims leeres Bierglas. »Das hast du ziemlich hinuntergestürzt.«
»Ich war durstig.«
»Willst du noch eins?«
»Wenn dir meine Gesellschaft nicht zu unangenehm ist.«
»Ist sie nicht. Noch nicht.«
»Dann hätte ich gerne noch eins.«
Insgeheim versprach sich Gregory, dass er nach der zweiten Runde aufhören würde. Mit Sicherheit aber nach der dritten. Und dann würden sie beide ihrer Wege gehen und das wäre dann das Ende der Geschichte. Kein Schaden, kein Problem.
***
Gregory blinzelte ins grelle Licht und zog sich automatisch das Kissen übers Gesicht, um die Helligkeit auszuschließen.
»Oh, entschuldige. Ich wusste nicht, dass du noch wach bist. Oder hab ich dich geweckt?«, fragte Philipp, als er das Licht wieder ausknipste.
»Du hast mich nicht geweckt. Ich hab auf dich gewartet.«
»Du weißt doch, dass du das nicht machen musst. So bekommst du überhaupt keinen Schlaf.«
»Und du weißt, dass ich nicht ohne dich schlafen kann.« Gregory rollte sich auf seine Seite des Bettes und klopfte auf die Matratze neben sich. »Komm her.«
»Ich kann nicht.«
»Warum nicht?«
»Weil ich noch angezogen bin.«
»Dann zieh dich aus, Dummkopf. Komm schon, ich hab dich vermisst.«
Greg verfolgte, wie sich Phillip aus seiner Arbeitskleidung schälte, ohne sich die Mühe zu machen, sie ordentlich zusammenzulegen. Stattdessen ließ er sie in einem Haufen mitten auf dem Boden liegen. Als er schließlich ins Bett krabbelte, zitterte er. Als wäre ihm kalt. Aber es war nicht kalt im Haus. Früher am Abend hatte Gregory sogar frustriert die Decke aus dem Bett gekickt.
»Was ist los?«
»Nichts.«
Er schlang seine Arme um Phillip und zog ihn dichter an sich heran. Phillip seufzte und schmiegte sich so eng an Gregorys Körper, als hätte er Angst, dass jemand versuchen könnte, sie auseinanderzureißen.
»Was ist los, Phil?«
»Jemand wurde verletzt.« Seine Worte klangen gedämpft an Gregorys Schulter, sein Atem war heiß.
»Wer?«
»Jemand, der zur falschen Zeit am falschen Ort war. Sie musste ins Krankenhaus. Sie wissen noch nicht, ob…«
Beruhigend strich Gregory durch Phillips kurze Haare, grub die Finger in die weichen Strähnen. »Es ist nicht deine Schuld, Phil.«
»Ich hatte die Verantwortung. Allein dadurch ist es meine Schuld.«
»Nein, ist es nicht. Du bist nicht Gott. Du kannst nicht alles vorhersehen oder wissen.«
»Ich hätte dafür sorgen müssen, dass der Bereich gesichert ist. Dass es niemanden
Weitere Kostenlose Bücher