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Maria sucht Josef - Eine weihnachtliche Liebesgeschichte

Maria sucht Josef - Eine weihnachtliche Liebesgeschichte

Titel: Maria sucht Josef - Eine weihnachtliche Liebesgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Joens
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erfolgreichsten Straßenkonzert. Die Italiener waren verrückt nach den Schwedinnen, und einer von ihnen hat Joes Freundin spontan einen Heiratsantrag gemacht, weil sie blond und langhaarig war. Anna-Sophie sieht den Cowboy ungläubig an.
    »Und sie hat zu dem Italiener Ja gesagt?«
    Joe nickt und lächelt ein wehmütiges Lächeln. Mit einem Anflug von Bitterkeit zählt er die Vorteile des unermesslichen Reichtums auf, über den sein römischer Rivale verfügte. Er erinnert sich auch fast dreißig Jahre später noch an jedes unerreichbare Detail. Da gab es eine Jacht, eine Sommervilla am Meer, das Penthouse in New York und die Aussicht, nie im Leben einen einzigen Tag arbeiten zu müssen. Das alles konnte Joe seiner Schwedin damals nicht bieten und hat sich deshalb zurückgezogen. Aber sein Freund, der Schorsch, der hat mit seiner Amrei schwer gepunktet.
    »Die zwoa san heut’ noch beinand!«
    »Haben sie auch Kinder?«
    »Logo! Zwei süße Schratzen. Das Mädel wird heuer schon achtzehn, und ich bin ihr Patenonkel!«
    Wieder legt Anna-Sophie Joe ihre Hand mitfühlend auf die Schulter.
    »Tut mir leid, dass du mit deiner Schwedin Pech gehabt hast.«
    »Na ja, dem Schorsch sei Schwedin war eben eher braunhaarig als blond. Blond ist nicht nur gut. Die Haarfarb’ hat meiner Freundin auch später koa Glück gebracht. Wär’s besser bei mir geblieben …«
    Joe verstummt, denn er hat wieder die Kröte im Hals und will den Kindern nicht wirklich erzählen, dass sich seine schwedische Freundin im Drogenrausch keine drei Jahre später vom Dach des New Yorker Penthouse gestürzt hat. Aber Bene und Anna-Sophie verstehen auch ohne Worte, dass irgendetwas nicht gut gelaufen ist. Anna-Sophie legt ihre Hand nochmals auf Joes Schulter.
    »Tut mir leid … es wäre doch bestimmt schön, wenn du auch eine Familie hättest.«
    Schweigen. Das Mitgefühl des Mädchens tut Joe zwar irgendwie gut, aber er fühlt sich gleichzeitig auch als kümmerlicher Versager, ein Übriggebliebener eben, ein Ladenhüter und langfristig Unvermittelbarer. Vor den Kindern soll dieser Eindruck nicht entstehen. Deswegen malt Joe jetzt die Vorteile seines Singledaseins in den blumigsten Farben aus. So eine Familie sei ja schließlich auch nicht immer einfach, davon kann Joe ein Lied singen. Sein Freund Schorsch und seine Frau hätten über die Jahre jede Menge Krisen erlebt. Und die Eltern von Bene und Anna-Sophie würden sich doch sicherlich auch nicht immer nur gut verstehen, oder? Schweigen. Als Bene schließlich antwortet, ist seine Stimme leise.
    »Unsere Eltern lieben sich immer. Sie streiten nie.«
    Joe will etwas erwidern, aber etwas am Blick des Jungen hält ihn davon ab. Um zu zeigen, dass das Gespräch damit beendet ist, zieht Bene seinen Gameboy aus der Tasche. Er beginnt, wie wild die verschiedenen Knöpfe zu drücken, während Anna-Sophie sich still in die hinterste Ecke der Rückbank verzieht. Mit trockenen Schluchzern beginnt die Kleine kurz darauf zu weinen, aber ihr Bruder zeigt nicht die geringste Reaktion. Es ist, als würden Anna-Sophies Tränen ihm nichts bedeuten. Joe reagiert umso betroffener.
    »Was ist los?«
    »Sie heult!«
    »Ja, des seh ich selber. Aber warum?«
    »Weil ihr die Mama fehlt.«
    Bene drückt verbissen weiter an den Knöpfen seines Gameboy, während Joe verwirrt den Kopf schüttelt.
    »Brauchst net weinen. In weniger als zehn Minuten sind wir doch bei deiner Mama!«
    Da wird das Weinen des Mädchens umso heftiger. Joe versteht die Welt nicht mehr. Bene aber dafür umso besser. Seine Worte sind bleiern und schwer.
    »Zu unserer Mama kommt man nicht so einfach.«
    »Was jetzt? Erding, Goethestraße, Hebammenpraxis! Wir sind glei da. Da ist schon die Ausfahrt.«
    Bene sieht von seinem Gameboy auf und lächelt mitleidig, weil der Cowboy eben so gar nichts versteht. Sanft korrigiert der Junge den Mann.
    »Wir sind in zehn Minuten bei der Miri. Aber die Miri ist eben bloß die Miri. Die Mama ist sie nicht.«
    Inmitten ihrer heftigen Schluchzer widerspricht Anna-Sophie ihrem Bruder heftig.
    »Die Miri ist auch bald eine Mama! Und sie ist jetzt … sie ist jetzt schon auch meine Mama, zumindest fast! Ich, ich … hab die Miri lieb! Und du hast sie auch lieb!«
    Es folgen wilde Tritte in Richtung Bruder, die dem Cowboy klar signalisieren, dass er wirklich nichts verstanden hat.
    Energisch erhebt Joe seine Stimme: »Aufhören! Sofort aufhören! In meiner Molly wird sich nicht geprügelt. Und jetzt weiht mich gefälligst

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