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Maria sucht Josef - Eine weihnachtliche Liebesgeschichte

Maria sucht Josef - Eine weihnachtliche Liebesgeschichte

Titel: Maria sucht Josef - Eine weihnachtliche Liebesgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Joens
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von Carola und Wassili nicht komplett erschüttert, sogar auf sämtlichen Gesprächsprotokollen. Eine vorläufige Vereinbarung mit dem Amt und sogar die Meldebescheinigung der Kinder in Dresden hatte Miriams Ex unterzeichnet. Die schönen Buchstaben i. A. vor seinem Namen wurden ihr später bei sämtlichen Verhandlungen zum Verhängnis. Ob Miriam überhaupt zurechnungsfähig wäre, solche Fragen kamen vom Amt. Als ihr Ex den Schwanz einzog und sich anhand der trüben finanziellen und emotionalen Aussicht einer Arbeitslosen mit zwei traumatisierten Kindern für eine neue Lebensabschnittsgefährtin entschied, war seine verdammte Unterschrift auf jedem zweiten unterzeichneten Formular.
    Miriam wurde mit Fragen bombardiert: »Ihr Lebensgefährte, dieser kompetente Pädagoge, unterstützt der Ihre Entscheidung, Dresden mit den Kindern zu verlassen?«
    Die Fragen waren für Miriam wie Ohrfeigen. Ihr Ex hatte sich als Pfeife herausgestellt, sie betrogen und belogen und so tief verletzt, dass sogar die Erwähnung seines Namens sie in Ekel versetzte. Das aber sahen die Zuständigen vom Dresdner Jugendamt anders, denn ihr Ex behauptete das Gegenteil. Miriam habe die langjährige Beziehung torpediert und sei zudem eine völlig ungeeignete Mutter. Das Jugendamt verpasste Miriam zunächst die Auflage, in Dresden zu bleiben, bis die Sache geklärt war.
    »Welche Sache?«
    Man druckste herum, wollte nicht überdeutlich werden, um Miriams emotional instabilen Zustand nicht zu verstärken, aber es habe von ihrem Ex bereits mehrere Anrufe gegeben. Er kenne geeignete Pflegeeltern. Miriam bekam Panik. Sie hatte nicht genug Geld für eine Wohnung oder eine Pension für sich und die Kinder und war deswegen vorübergehend bei Dresdner Freunden untergekommen. Aber die Kinder fragten jeden Tag nach ihrer gewohnten Umgebung in München. Bene hasste seine Dresdner Schule, und Anna-Sophie weigerte sich, in den neuen Kindergarten zu gehen. Als die Kleine begann, jede Nacht im Schlaf zu schreien, weil sie Albträume hatte, wurde sie für den Krach von Miriams ehemaliger bester Freundin angepflaumt. Eine Kurzschlussreaktion und nicht so gemeint, aber bei Miriam war trotzdem eine innere Grenze überschritten. Luftmatratzen, Sofas und zugige Durchgangszimmer verloren über Nacht ihren Charme und Miriams beste Freundin ebenfalls. Als Miriam mit den Kindern zurück nach München floh, hatte sie niemanden um Erlaubnis gefragt. Finanzielle Hilfe war ohnehin nicht zu erwarten, sondern lediglich Demütigungen, Unsicherheit und zuletzt noch die konkrete Drohung, die Kinder zu verlieren. In der Münchner Wohnung begann zunächst eine schöne Zeit. In einem Kokon vertrauter Gerüche, Klänge und Erinnerungen spannen sich Bene, Anna-Sophie und Miriam ein. Carola und Wassili waren wieder bei ihnen. Die erste Zeit verging harmonisch, es wurde Frühling. Inmitten von Schul- und Kindergartenalltag gab es ein erstes Aufatmen. Wenn die Bäume sprießen, leben auch die Menschen auf. Miriam begann, die kleinen Dinge zu feiern. Als Anna-Sophie zum ersten Mal wieder eine Nacht durchgeschlafen hatte, buken sie zusammen einen Erdbeerkuchen. Aber gleichzeitig häuften sich die Probleme. Geld war das Hauptproblem. Eine Zeit lang schob Miriam es weit von sich, so wie sie auch ihre beginnende Schwangerschaft erfolgreich verdrängte.
    Ein prüfender Blick in Richtung Wanda. Wird die Hebamme sie dafür verurteilen? Nichts als ehrliche Anteilnahme ist in den humorvollen braunen Augen zu sehen. Miriam fährt fort.
    Obwohl sie in ihrem bisherigen Leben ihre Perioden fast auf die Stunde genau hatte voraussagen können, war es nun anders. Miriams Antennen für ihren Körper waren weg. Stattdessen hatte sich bei ihr eine wachsende Müdigkeit breitgemacht, die sie der Einfachheit halber als Depression einordnete. Trauer hat solche Seiten, und auch ein körperliches Symptom wie ständiger Hunger kommt bei Trauernden vor. Miriam musste pausenlos essen, war immer müde, und ihre Tage blieben aus. Kein Grund zur Beunruhigung, denn sie hatte mit ihrem Ex immer an den kritischen Tagen mit Kondomen verhütet. Damit war sie fünf Jahre lang sicher gefahren. Die drei Mal, die Miriam nach dem Tod ihrer Schwester überhaupt noch Sex zugelassen hatte, hatten an keinen kritischen Tagen stattgefunden. Jetzt im Nachhinein weiß sie, dass ihr Zyklus aus der Balance geraten war. Miriam hatte also mehrere Monate erfolgreich verdrängt, was ihr letztendlich angelastet wurde. Bayern hatte begonnen, mit

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