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Maria sucht Josef - Eine weihnachtliche Liebesgeschichte

Maria sucht Josef - Eine weihnachtliche Liebesgeschichte

Titel: Maria sucht Josef - Eine weihnachtliche Liebesgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Joens
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Zahlungen, bisher geflossen, könnten erst weiterhin bewilligt werden, wenn die Entscheidung über das Kindeswohl der beiden Waisen endgültig gefallen sei. Miriam wird heiß und kalt. Als die Dame zudem noch fragt, ob bei dem entstehenden Leben in Miriams Bauch zumindest eine Behinderung ausgeschlossen worden sei, da Miriam ja bereits eine Spätgebärende sei, schlagen die Hormone zu. Miriam rastet aus.
    »Haben Sie überhaupt selber Kinder?«
    Miriams Fragen waren schneidend, und ihre Augen sprühten derartig feurige Funken, dass die Dame mit den Strähnen immer weiter mit ihrem Stuhl zurückwich, bis sie schließlich mit hartem Klonk an den Rippen der Heizung landete. Berechtigte Angst war in ihren Augen, denn Miriams geballte Faust hätte am liebsten zugeschlagen.
    »Diese Frage tut hier nichts zur Sache!«
    So und ähnlich fistelte es zurück, und die Dame schob ihren Stuhl energisch wieder nach vorne. Sie schwang hier das Zepter. Es war ihr Reich, und ohne ihre Bewilligung, oder zumindest Empfehlung, ging gar nichts. Das waren die Ansagen. Jede einzelne hat sich in den Monaten danach bewahrheitet. Miriams Anträge auf finanzielle Hilfe trafen auf eine Wand aus Watte. Andere Damen saßen aushilfsweise auf dem Stuhl, wussten angeblich nicht Bescheid und schlugen neue Termine vor, da bereits ein nächster Fall vor der Tür wartete. Über das Geld von Anna-Sophie und Bene hatte mit einem Mal niemand mehr Befugnis. Sämtliche Zahlungen blieben aus. Einmal hatte Miriam die Blondierte noch auf der Straße abgepasst. Da war sie fast kleinlaut gewesen, wahrscheinlich vor lauter Angst. Sie hätte ohnehin nicht einfach bewilligen dürfen, dass Geld überwiesen wird. Es könnte sogar sein, dass der Staat die geleisteten Zahlungen für Bene und Anna-Sophie nach Überprüfung des Falles von Miriam zurückfordern würde, dann das kurze Aufblitzen eines sadistischen Lächelns. Miriams Faust war hinter ihrem Rücken geballt, ihre Fingernägel gruben sich so tief in ihren Handballen, dass es noch tagelang wehtat. Dann platzierte die Dame ihre letzten Peitschenhiebe. Ob ein weiteres Kind nicht einen Nachteil für Bene und Anna-Sophie bedeuten würde, denn die beiden Waisen bräuchten jetzt viel Aufmerksamkeit, und Miriam sei ganz ohne Partner und Familie, also mutterseelenallein. Dieser Peitschenhieb traf Miriam an ihrer empfindlichsten Stelle. Sie hatte ja selber so viele Zweifel.
    »Und jetzt? Gibt es noch Zweifel?« Wanda will es genau wissen. Die Frau mit den Drahthaaren forscht tief in Miriams unglücklichen Augen nach einer Antwort. Miriam schüttelt ihren Kopf. Ihre Zweifel liegen lediglich in dem Wie . Das Ob habe sich gleich im Anschluss an ihr schreckliches Gespräch mit der Sadistin geklärt, denn als Miriam von dem hässlichen grauen Gebäude weggehen wollte, bat eine junge Mutter aus Ghana sie um einen Gefallen. Um ihre Dreijährige drinnen aufs Klo zu begleiten, bräuchte sie kurz Hilfe mit ihrem Kinderwagen.
    Miriam hatte ohnehin noch Zeit, bis sie Anna-Sophie vom Kindergarten abholen musste. Also setzte sie sich neben den Kinderwagen, in den sie zunächst gar nicht hineinsehen wollte. Sie hatte Angst davor, ein Baby zu betrachten, weil sie ihre eigene Entscheidung wirklich mit dem Kopf und nicht mit dem Bauch treffen wollte. Hätte das Schicksal es gewollt, wäre es im Kinderwagen ruhig geblieben. Fast wie das Miauen eines Kätzchens klangen die Töne bis in Miriams Innerstes. Ob das Baby genug Luft bekam? Vielleicht war ihm zu warm. Miriam bewegte vorsichtig die Decke. Als sie den braunen Winzling ansah, der mit seinen großen Augen voller Vertrauen in die Welt sah, verdampften alle Zweifel. Nein, diese Frau vom Jugendamt hatte bestimmt keine Kinder.
    Als Miriam an diesem schönen Frühsommerabend am Isarufer ein Picknick mit Anna-Sophie und Bene machte, war sie zum ersten Mal seit langer Zeit wieder halbwegs im Frieden mit sich selbst. Miriam hatte sich aus vollem Herzen für ihr Kind entschieden.
    Doch von diesem Tag an häuften sich die offiziellen Schreiben, während auf dem Konto keinerlei Geld mehr einging. Dafür wurden die Briefe vom Jugendamt vom Tenor her immer präziser. Miriam müsste erneut vorsprechen und berichten, wie ihre Pläne für die Zukunft lauteten. Wenn alles seine Ordnung hätte, würde auch der Euro folgen. Essen, Kleidung und Unterkunft für Miriam und das Neugeborene seien problemlos nach Antragstellung möglich, sobald die Ordnung wieder Einzug halten dürfte. Ordnung, das oberste

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