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Maria sucht Josef - Eine weihnachtliche Liebesgeschichte

Maria sucht Josef - Eine weihnachtliche Liebesgeschichte

Titel: Maria sucht Josef - Eine weihnachtliche Liebesgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Joens
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sowie dem Saxofon-bei-Bedarf-auch-Conga, wie Bärli sich präsentiert. Die Musiker freuen sich über die Unterbrechung, und auch Miriam zeigt sich von ihrer Schokoladenseite und spult Komplimente ab, die sie als Groupie geübt hat, als sie mit Carola nach der Maueröffnung wochenlang ihren Lieblingsbands im Westen nachgereist ist.
    Nach Scherzen über ihren sächsischen Akzent, den Miriam am liebsten selber veräppelt, ist es ihr halbwegs gelungen, von dem peinlichen Bauch abzulenken, der so gar nicht in diesen Übungsraum passt. Danach beeilt sich Miriam zu versichern, dass ihr Verbleib in der Männerhöhle nur von kurzer Dauer ist. Nur ein paar Telefonate, weiter nichts! Demonstrativ hält Miriam ihr Handy hoch und zieht sich in den hinteren Teil des Übungsraumes zurück.
    Benes Gesicht wird vor Schamgefühl rot bis in die Haare, weil ihm Miriams Gebaren peinlich ist. Was hat sie nur vor? Hab Vertrauen! Das hat seine Tante ihm zugeraunt, als sie nach langem Hin und Her vor dem Dönerparadies endlich wieder in Molly saßen.
    »Bitte, Joe, bitte …« Schon wieder wickelt Anna-Sophie den Cowboy um den kleinen Finger. Gerade bittet sie um Decke und Kissen, um sich auf dem alten Sofa mit ihrer Puppe ein Lager zu zaubern. Niemals, und wäre er auch noch so erschöpft, würde Bene sich zu solch einem Verhalten herablassen. Unschlüssig bleibt er in einigem Abstand zu den drei Männern stehen, die flüsternd das eine oder andere Wort wechseln, wobei Joes Blick immer wieder in Richtung Bene schweift. Der Junge, nach wie vor gegen die Kälte fest eingemummelt, meint in dem Flüstern die qualvollen Worte zu hören, die ihn auch im Gymnasium das Jahr über wie ein Fluch verfolgten. Vollwaise, keine Chance, kein Geld, kein Glück, keine Zukunft. Bene spitzt seine Ohren. Ist es das wirklich, was der Cowboy seinen beiden Musikerfreunden über Bene erzählt? Aber warum lächelt der Cowboy dann jetzt in seine Richtung? Er winkt Bene zu, er solle näher kommen. Bene nimmt seine Mütze ab, die er zuvor tief ins Gesicht gezogen hatte, um seine dunklen Gefühle zu verstecken, rührt sich aber keinen Millimeter vom Fleck. Joe winkt heftiger.
    »Jetzt kommt halt her, Bene! Wennst schon Geige und Klavier lernst und auch die Noten lesen kannst … Dann kannst du die Conga doch sicher auch a bisserl spielen, oder?«
    Joe schlägt ein paar Takte.
    »Die Conga hier ist echt super!«
    Bene zögert immer noch, als Conni sich einmischt.
    »Kannst du nicht, oder willst du nicht mit uns spielen?«
    Bene meint in Connis Stimme Spott zu hören. Trotzig verschränkt der Junge seine Arme. »Kann schon, aber will nicht.«
    Bene sieht den Gesichtern an, dass sie ihn für einen Aufschneider halten. Sollen sie doch. Nur weil der Cowboy ihm einen Döner zahlt, hat er ihm noch lange nichts zu sagen. Niemand hat Bene etwas zu sagen. Doch er hat die Rechnung ohne seine Schwester gemacht. Anna-Sophie thront inmitten eines uralt aussehenden Schlafsackes mit ihrer Papagena und lächelt ihrem großen Bruder aufmunternd zu.
    »Los, spiel doch! Bitte, bitte, für mich!«
    Sie strahlt ihn mit einem Lächeln an, bei dem Bene sich abwenden muss. Wie abgrundtief zuwider ihm ihre süße Schnute ist, die ihn so an ihre Mutter erinnert. Sie fehlt ihm so. Bene denkt kurz daran, die Treppe hochzurennen und endgültig das Weite suchen. Wie sie in Geografie gelernt haben, wäre er nicht der erste Junge in seinem Alter, der in freier Wildbahn überlebt. Mexiko ist voll von Straßenkindern, und notfalls tut es auch Rom, wo Mamas Handtasche bei ihrem Urlaub vor fast zwei Jahren von einem Jungen gestohlen wurde, kaum älter als er.
    Der Mann mit den peinlichen Wülsten an den Oberarmen hat begonnen, auf der Conga zu spielen, um zu demonstrieren, wie gut das Instrument ist, oder, besser gesagt, wie schlecht er es spielen kann. Schlechten Beat kann Bene nicht ertragen. Als er seine Sachen auszieht und betont langsam zu den Männern geht, ist es von seiner Seite aus ein Akt der Gnade. Der Saxofonist spielt grottenschlecht, zumindest die Conga. Nachdem die Männer ein wenig hin und her probiert haben, zeigen sie ein Lächeln, das man in Musikerkreisen nicht allzu oft sieht. Der Junge ist einfach gut. Bene hat Gefühl für Rhythmus und kann den anderen Instrumenten zuhören. Zusätzlich moduliert er geschickt wie ein Alter.
    Anna-Sophie hört ihrem Bruder gerne zu. Aber auch den Cowboy an seiner Gitarre findet sie zu schön, um wahr zu sein. Menschen, die zusammen Musik machen, dann

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