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Mariana: Roman (German Edition)

Mariana: Roman (German Edition)

Titel: Mariana: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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ungewöhnlich zimperlich gelten.«
    »Ein Liebhaber ist alles, was ich brauche«, sagte ich und kuschelte mich enger an seine Brust.
    »Mehr sollst du auch nicht bekommen.«
    »Und wenn mein Onkel mich irgendeinem Kaufmann zur Ehefrau verspricht?« Ich drehte neugierig meinen Kopf. »Was wird dann geschehen?«
    »Ich würde es nicht zulassen. Ich würde dich selbst heiraten.« Sein Arm umfaßte mich fester. »Ich werde dich nicht verlieren.«
    Es ist nur ein Traum, sagte ich mir. Natürlich konnte er mich nicht heiraten, der Unterschied unserer gesellschaftlichen Stellungen war zu groß. Aber es war ein schöner Traum, und einen wunderbaren, schmerzlichen Moment lang war mein Herz ganz voll.
    Ich legte meine Hand leicht auf seine Brust, und er bedeckte sie mit seiner eigenen und strich mir mit der anderen die Haare aus der Stirn.
    »Schlaf jetzt«, sagte er. »Wir haben noch ein paar Stunden Tageslicht, die uns gehören.«
    Zuerst war ich gar nicht müde, und einige Minuten lang lag ich einfach nur da, lauschte dem Gang seines regelmäßigen Atems, fühlte den starken Herzschlag unter meiner Wange und wollte dies alles in meinem Gedächtnis festhalten, damit nichts davon verlorenging. Doch schließlich holte auch mich der Schlaf ein und legte sich mit der umhüllenden Wärme einer Decke über mich.
    Als ich erwachte, lag das Zimmer in tiefen Schatten, und der Mond stand voll über dem Rasen. Ich lag allein auf dem Bett, auf der hellroten Überdecke, die Hand nach einem abwesenden Liebhaber ausgestreckt.
    Allein auf dem Bett, aber nicht allein im Zimmer. Jemand stand in einer Ecke, ein hoher, grauer Schatten mit schwach funkelnden Augen. Als ich den Kopf von der Matratze hob, trat der Schatten vor, und ein Strahl des Mondlichts fiel auf die kantigen, eleganten Konturen eines männlichen Gesichts. Ich konnte Geoffrey de Mornays Gesichtsausdruck nicht erkennen, da er mit dem Rücken zum Fenster stand, während er auf mich herabstarrte, aber ich konnte seine Anspannung fühlen.
    »Ich denke, wir müssen miteinander reden«, sagte er.

Kapitel siebenundzwanzig
     
    Am Ende war ich es, die das meiste Reden übernahm. Geoff saß mir in dem üppig eingerichteten Salon gegenüber, in dem wir uns bei unserer ersten Begegnung unterhalten hatten. Sein Gesicht sah müde aus im Schein der Lampe und zeigte deutlich Spuren der anstrengenden, langen Fahrt von London her, aber seine Augen blickten stet und aufmerksam. Er unterbrach meine etwas wirre, ausschweifende Erzählung hier und da, um eine Frage zu stellen oder einen Punkt zu klären, aber er bewegte sich kaum auf seinem Stuhl, außer um unsere Weingläser aus der Flasche auf dem Tisch zwischen uns aufzufüllen. Als ich meine Geschichte schließlich beendet hatte, war die Sonne aufgegangen, eine Lerche zwitscherte fröhlich in einem Baum vorm Fenster, und die Flasche Wein war leer.
    Geoff äußerte sein Urteil nicht sofort. Er formte ein spitzes Dach mit seinen Händen und sah stirnrunzelnd auf seine Schuhe hinunter.
    »Du denkst, daß ich verrückt bin«, vermutete ich.
    »Natürlich nicht.«
    »Das ist schon in Ordnung«, sagte ich und rieb mir mit müder Hand die Stirn. »Manchmal glaube ich selbst, daß ich verrückt bin.«
    »Es ist nicht so, daß ich bezweifle, was mit dir geschehen ist. Na ja«, lächelte er, »vielleicht zweifle ich doch ein bißchen, aber ich bezweifle nicht, daß du an die Wirklichkeit dessen, was du gesehen hast, ehrlich glaubst. Ich weiß nur nicht so recht, wie ich damit umgehen soll.« Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und runzelte wieder die Stirn. »Richard«, überlegte er laut. »Wenn wir nur irgendeinen Nachweis über einen Richard de Mornay hätten …«
    »Gibt es gar nichts in den Unterlagen deines Vaters?«
    »Da bin ich mir sicher. Ich kann noch mal nachsehen, wenn du möchtest, aber ich hätte mir den Namen bestimmt gemerkt  …« Er stand auf und holte einen Stapel Papiere von einem in der Nähe stehenden Sekretär. Als er sie auf dem Tisch zu unseren Knien ausbreitete, erkannte ich in ihnen dieselben Papiere, die er mir an dem Abend bei Vivien gezeigt hatte. Er blätterte schweigend einige Minuten darin, schloß dann den Ordner und wiederholte sein Ergebnis: »Nichts. Bist du sicher, daß es Richard war?«
    Ich nickte nachdrücklich. »Ganz sicher. William de Mornay war sein Vater.«
    »Nun, das hilft nicht viel weiter. Mein Vater hat rein gar nichts über Williams Kinder gefunden, nur ein paar Porträts, die dem Alter nach

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