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Mariana: Roman (German Edition)

Mariana: Roman (German Edition)

Titel: Mariana: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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Geoff, ich kann nicht.« Meine Augen flehten ihn um Verständnis an. »Ich kann einfach nicht.«
    Er verstand. »Wegen Mariana.«
    »Es wird etwas Wichtiges passieren, Geoff, ich kann es fühlen. Etwas, das mir helfen könnte zu erklären, warum diese Dinge mit mir geschehen. Und es wird bald passieren. Aber ich muß hier sein, in Exbury, wenn ich herausfinden will, wie die Geschichte ausgeht. Ich kann jetzt unmöglich fortgehen.«
    Wir näherten uns gerade der Wegbiegung um den Friedhof herum. Jenseits der Kirche ragte das steinerne Tor von Crofton Hall auf, doch bevor ich noch einen weiteren Schritt darauf zu machen konnte, wurde ich plötzlich bei den Schultern gepackt und unsanft in die Deckung der Bäume gezogen. Dort, in dem kühlen, grünen Schatten, nahm Geoff mein Gesicht zwischen seine Hände und küßte mich auf eine Art, die beinahe grob war in ihrer Dringlichkeit.
    »Was sollte das nun bedeuten?« fragte ich, als ich endlich wieder atmen konnte.
    »Ich weiß nicht genau. Vielleicht wollte ich nur sicherstellen, daß du mich auch wahrnimmst.«
    »Ich nehme dich sehr wohl wahr.«
    Er lächelte und küßte mich wieder, sanfter diesmal, dann richtete er sich auf und strich eine ungebärdige Locke auf meiner Wange zurück. »Wirst du mich vermissen, während ich in Frankreich bin?«
    »Natürlich werde ich dich vermissen.«
    »Wer weiß.« Das Lächeln verschwand, und sein Gesicht wurde sehr ernst unter den tanzenden Schatten der Blätter.
    Ich starrte ihn an. »Was soll das heißen?«
    »Wen siehst du, wenn du mich anschaust?« fragte er. »Geoff? Oder Richard?«
    Es hätte mir leichtfallen sollen, darauf eine Antwort zu geben, aber ich konnte nicht. Ich konnte gar nichts sagen, ich starrte ihn einfach weiter an, gefangen von der Intensität seiner Augen. Er hörte auf, mit meiner Haarsträhne zu spielen, und strich mit einem Finger über mein Kinn, bevor er die Hand ganz von meinem Gesicht wegzog.
    »Wer von uns ist es, Julia?« fragte er sachte. »Du solltest besser darüber nachdenken, während ich fort bin.«

Kapitel dreißig
     
    Der September war ein grauer und langweiliger Monat, regnerisch und ermüdend ereignislos. Der Rosengarten von Crofton Hall entfaltete nie seine volle Pracht, verfaulte Blüten hingen schlaff über schwärzlichen Ranken und Blättern, die fleckig waren von der Feuchtigkeit. In meinem eigenen kleinen Taubenschlag-Garten mühten sich verstreute, weinrote Anemonen tapfer, sich gegen ein Meer von Herbstgänseblümchen farblich abzusetzen, aber die Regenfälle bereiteten auch ihnen ein baldiges Ende. Es gab wenig Farben rundherum, nur ein verwaschenes, müdes Grün und das trübe, dunkle Grau der Steine und des Himmels.
    Die bunten Postkarten, die Geoff aus Südfrankreich schickte, boten eine willkommene Aufmunterung, und ich stellte sie in einer langen Reihe auf dem Fensterbrett auf, so daß ich sie betrachten konnte, während ich an meinen Illustrationen arbeitete. Ich hatte wieder eine meiner ungeselligen Phasen, aber das schien niemanden zu stören.
    Iain war eifrig mit der Ernte seiner Äpfel beschäftigt, damit diese zu einem Cider-Fabrikanten nach Somerset verladen werden konnten. Von Zeit zu Zeit entdeckte ich eine sorgfältig gejätete oder gesäuberte Stelle im Garten und wußte, daß er dort gewesen war, aber ich sah ihn nie. Er mußte im Dunkeln gearbeitet haben. Vivien rief mich gelegentlich an, um ein Schwätzchen zu halten, und Mrs. Hutherson kam eines Morgens vorbei, um nach mir zu sehen, aber an den meisten Tagen konnte ich mich ohne Unterbrechung in meine Arbeit vertiefen.
    Nach drei Wochen war ich der Beantwortung von Geoffs Frage, ob ich mir mehr aus ihm oder aus Richard machte, noch kein Stück näher gekommen – ich stellte fest, daß ich sie beide vermißte. Marianas Tage waren genauso trübselig wie meine, und da ich darauf achtete, meine Rückblenden auf das Haus zu beschränken, kam Richard de Mornay nicht in ihnen vor. Ich war versucht, ein zweites Experiment im Gutshaus durchzuführen, aber aus irgendeinem Grund zögerte ich, vielleicht, weil ein Instinkt mir immer wieder sagte, daß es nicht nötig war. Was auch immer geschehen wird , sagte die hartnäckige innere Stimme, wird in Greywethers seinen Anfang nehmen. Also wartete ich.
    Der dreiundzwanzigste September begann ziemlich genau wie jeder Samstag. Ich erwachte früh mit dem Geräusch des allgegenwärtigen Regens, der durch meine Dachrinnen gurgelte. Es schien fast übertrieben, auch noch ein Bad

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