Mariana: Roman (German Edition)
wollen den König töten und Richard Cromwell wieder an die Macht bringen.«
»Richard Cromwell will mit Politik nichts mehr zu tun haben.«
»Sie glauben, daß sie ihn umstimmen können.« Ich trat einen Schritt vor, aber meine Knie zitterten zu sehr, und meine Beine gaben beinahe unter mir nach. Bevor ich einen weiteren Schritt tun konnte, war Richard an meiner Seite, und seine Wärme und Kraft halfen mir, ruhiger zu werden, als er mich zu einem weichgepolsterten Sessel am Fenster führte und mich dort niedersitzen ließ.
Ich versuchte, ihn anzulächeln, weil ich mich meiner Schwäche schämte, aber er achtete nicht darauf. Sein Blick lag voll Wut auf der Rundung meiner Wange, an der Stelle, wo das Sonnenlicht meine Haut durch das offene Fenster wärmte, und er hob seine Hand und berührte mit ungeheurer Sanftheit die verblassenden Male. »Wer hat das getan?«
»Richard«, sagte ich und weigerte mich, mich ablenken zu lassen, »du mußt den König warnen. Er schwebt in Todesgefahr, und eine seiner eigenen Wachen ist mit den Verrätern im Bund.«
Er nahm die Hand von meinem Gesicht, und seine grünen Augen blickten in meine. »Wann planen sie, ihn zu überfallen?«
»Noch heute nacht. Sie sagten, der König wolle von Salisbury nach Oxford reiten, mit nur vier Wachen als Eskorte, und einer davon ist ein heimtückischer Feind, der ihn in den Tod führen will.«
»Verdammt.« Richard fuhr sich mit der Hand über die Augen und blickte von mir auf das wellige Hügelland, das sich friedlich Richtung Süden erstreckte.
Ich beobachtete sein Gesicht. »Wirst du ihn warnen?«
»Ja, ich werde mein Bestes tun, ihn zu erreichen, darauf kannst du zählen. Das Blut eines gemordeten Königs hat schon einmal dieses Land befleckt, und ich möchte nicht erleben, daß dies ein zweites Mal geschieht. Außerdem«, fügte er mit einem grimmigen Lächeln hinzu, »ist Karl Stuart ein freundlicher und großherziger Mann, und ich möchte nicht, daß er stirbt.«
»Dann mußt du sofort aufs Pferd«, drängte ich ihn. »Mein Onkel wird seine Verbündeten in wenigen Stunden treffen, und ich weiß nicht, wohin sie danach reiten werden.«
»Ich möchte, daß du hier auf meine Rückkehr wartest«, sagte er bestimmt. »Meine Diener werden sich um dich kümmern.«
Wieder schüttelte ich den Kopf. »Richard, das geht nicht. Wenn sie meine Abwesenheit bemerken, wird das meinen Onkel nur warnen und ihn auf der Hut sein lassen. Und ich kann Caroline und das Baby nicht allein in diesem Haus lassen. Er ist viel schlimmer geworden seit Rachels Flucht, und ich weiß nicht, was er ihnen für Schaden zufügen würde. Ich muß zurück.«
»Ich werde dich aus den Klauen von Jabez Howard befreien, bevor noch diese Woche vorüber ist«, sagte er, meine Wange wieder mit dieser beunruhigend zarten Berührung streifend. »Lächle mich nicht auf diese Weise an – ich meine, was ich sage, und ich werde danach handeln. Oder findest du die Aussicht, mich zu heiraten, so amüsant?«
Das Lächeln erstarb auf meinen Lippen. »Du kannst mich nicht heiraten.«
»Oh, das kann ich nicht?« Er grinste verwegen. »Ich bin berühmt dafür, Liebste, daß ich Unmögliches tue. Wenn eine Woche vergangen ist, wirst du nicht mehr an meinem Wort zweifeln, das schwöre ich dir.«
Dann küßte er mich und reichte mir die Hand, um mir auf die Beine zu helfen. »Komm«, sagte er, »ich will dich sicher nach Hause geleiten.«
»Dazu ist keine Zeit«, protestierte ich. »Der König …«
»… muß warten, bis ich dich nach Hause gebracht habe«, beendete er geschickt meinen Satz, und das mit einer Bestimmtheit, der ich nicht zu widersprechen wagte. »Bei Gott, deine Sicherheit liegt mir mehr am Herzen als die Karl Stuarts. Sein Leben hängt schon so lange an einem seidenen Faden, daß es auf einen Moment mehr nicht ankommt. Aber wir werden reiten, wenn dir die knappe Zeit Sorgen bereitet. Navarre kann uns leicht beide tragen.«
Es war ein so kurzer körperlicher Kontakt, dachte ich später – nur wenige Minuten, die ich in Richards Armen vor ihm auf dem Sattel verbrachte, wobei meine Hände sich zum Halt an seinen Umhang klammerten und der Knauf seines Schwertes kalt gegen meine Hüfte drückte.
»Du hast gesagt, daß du hinter niemandem im Sattel reiten würdest«, erinnerte er mich neckend, »also müssen wir uns hiermit zufriedengeben.«
Ich biß mir auf die Lippe. »Wenn uns jemand sieht …«
»Dann sieht uns eben jemand«, sagte er und streifte mein Haar mit
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