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Mariana: Roman (German Edition)

Mariana: Roman (German Edition)

Titel: Mariana: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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Sie war verheerend. Jeder Dritte starb an ihr, glaube ich. Sie löschte beinahe das Dorf von der Landkarte.«
    »Aber Mariana überlebte.« Ich lächelte freudlos auf die kahle Steinplatte herab.
    »Ja. Aber sie war zu dieser Zeit auch nicht hier«, fügte sie hinzu. »Sie ging mit Caroline für einige Monate fort.«
    »Ach so.« Ich hörte nur mit halbem Ohr zu. »Was geschah mit dem Ring?«
    »Welchem Ring?«
    »Richards Silberring mit dem Wappen darauf. Er gab ihn Mariana als Andenken.«
    »Ach der.« Sie nickte. »Komm, ich zeig es dir.«
    Ich folgte ihr aus der abgestandenen Luft der stillen Kirche hinaus in die helle Morgensonne. Der Regen hatte endlich aufgehört, und die Welt war frisch und sauber und duftete lieblich. Hoch über uns segelte anmutig der Falke und schrie mit seiner hohen Stimme, die Schwingen weit ausgebreitet, um sich von den Luftströmungen tragen zu lassen. In der Nähe der Friedhofsmauer blieb Mrs. Hutherson stehen und deutete auf den Boden. »Hier«, sagte sie. »Hier ist der Ring jetzt.«
    Wir standen auf Marianas Grab.
    »Sie hat ihn immer getragen«, fuhr sie fort. »An einer Kette um ihren Hals. John Howard hat ihn gefunden, als sie starb, und sie mit ihm begraben lassen.«
    »John …« Ich schüttelte benommen den Kopf in dem Versuch, meine durcheinanderirrenden Gedanken zu ordnen. »Aber John Howard starb als Säugling. Jabez hat ihn getötet. Ich habe es gesehen.«
    »Ja.« Sie warf mir einen seltsam schrägen Blick zu. »Komisch, nicht wahr? Komm jetzt. Höchste Zeit für eine Tasse guten, starken Tee und etwas zu essen.«
    Ich gehorchte mechanisch, ohne zu überlegen, und kurze Zeit später fand ich mich wieder auf meinem Stuhl in der Herrenhausküche, Mrs. Hutherson mir gegenüber und die Teekanne zwischen uns. Das Frühstück war üppig und lecker, aber ich käute, ohne wirklich etwas zu schmecken, da meine Gedanken hartnäckig zu diesem Rätsel zurückkehrten.
    »John Howard starb«, wiederholte ich. Und doch hat John Howard lange genug gelebt, um Mariana etwa sechzig Jahre später begraben zu können. Und John Howard hat einmal das Schoßpult gehört, das ich bei der Auktion erstanden habe, das Schoßpult, in dem das vergoldete Armband mit dem Ring aus blauäugigen Paradiesvögeln versteckt gewesen war …
    »Fünf Personen wußten von dem Tod des Kindes«, betonte Mrs. Hutherson und zählte sie an den Fingern ab. »Jabez Howard, der ebenfalls in dieser Nacht starb. Mariana und Caroline, die es verheimlichten. Und Richard de Mornays zwei Dienstboten, der Kammerdiener und die Magd, die beide das Geheimnis bewahrten.«
    Ich schüttelte meinen Kopf. »Aber warum? Warum sollten sie sich die Mühe machen  …« Die Antwort traf mich wie ein Schlag, und ich blickte erschrocken auf. »Oh, Gott.«
    Mrs. Hutherson schenkte mir Tee nach. »Konntest du denn das Kind nicht in dir spüren?«
    »Nein. Ich meine, ich habe nicht besonders darauf geachtet.«
    »Caroline wußte es.« Sie sprach entschieden. »Sie half sogar auf ihre eigene Art. Sie ging mit Mariana fort, irgendwohin aufs Land, nur die beiden. Und als sie im Frühjahr nach Exbury zurückkamen, brachten sie ein Baby namens John mit. Es war eigentlich niemand mehr übrig, der sich an das Kind erinnern oder sein Alter mit einiger Sicherheit angeben konnte. Auf diese Weise behielt Mariana Richards Baby und ihren guten Ruf, und Caroline – Caroline behielt ihren kleinen John.«
    Ich starrte schweigend in meine unangerührte Teetasse. »Ich hätte ihn so gern gesehen«, sagte ich schließlich. »Richards Kind.«
    »Du kannst ihn sehen, wenn du möchtest.«
    »Aber wie?«
    »Meine Liebe«, sagte sie und sah mich freundlich an, »du bist nicht in der Zeit gefangen, auch wenn es vielleicht so aussieht. Es stimmt zwar, daß deine Erinnerungserlebnisse einer chronologischen Ordnung gefolgt sind – was damals im September geschah, geschieht auch jetzt im September, das ist wahr. Aber du bist schon einmal in der Zeit vorgesprungen, bei einer Gelegenheit.«
    Ich blinzelte sie an. »Tatsächlich?«
    »Die Ställe«, sagte sie. »Erinnerst du dich? Du bist einmal in die Stallungen gegangen und hast Richards Pferd gesehen. Nun, das war eine Erinnerung außerhalb der linearen Zeitordnung. Es war im Mai, soweit ich mich erinnere, aber in diesem Monat des Jahres 1665 war Mariana noch nicht einmal in Exbury angekommen.« Sie sah mich an, um sicherzugehen, daß ich ihr folgte. »Die Szene, an die du dich erinnert hast, fand viel später statt,

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