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Mariana: Roman (German Edition)

Mariana: Roman (German Edition)

Titel: Mariana: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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Teufel. Er wird mein Gatte sein.«
    Wieder erblickte ich dieses bösartige, schiefe Lächeln, das ich so haßte.
    »Du wirst schlecht eine Leiche heiraten können, möchte ich meinen.«
    »Er ist nicht tot!«
    »Was macht das für einen Unterschied? Wenn er es jetzt noch nicht ist, wird er es doch bald sein.« Das Lächeln verschwand, und zurück blieb nur der drohende Blick seiner wahnsinnigen, durchdringenden Augen. »Und du wirst dir auch den Tod wünschen, wenn ich mit dir fertig bin. Du bist eine liederliche Sünderin, Mariana, genau wie deine Mutter, und der Herr wird Rache über dein Haupt ergießen.«
    Ich sah den Schlag kommen und zuckte zurück, aber seine Hand auf meiner Wange hatte nichts von ihrer üblichen Kraft. Ich fühlte ihn statt dessen erschauern, fühlte den krampfhaft klammernden Griff seiner Hand um die zerbrechlichen Knochen meines Gelenks, und gerade als ich vor Schmerz aufschrie, lösten sich seine Finger, und er taumelte zurück. Er drehte sich zur Seite, seine Augen rollten in ihren Höhlen nach oben, und dann stürzte er, ohne einen Laut von sich zu geben, zu Boden.
    Ich starrte einen Augenblick lang auf den sich ausbreitenden Fleck zwischen seinen Schulterblättern, wo der Griff des Dolches herausragte, und hob dann die Augen, um Caroline anzusehen. Sie stand dicht bei der Leiche meines Onkels, die Hände steif vor ihrem Körper ausgestreckt, die Finger halb gekrümmt. Ihre Gesichtszüge waren nach wie vor ausdruckslos, aber in ihren Augen funkelte ein schwacher Schimmer des Triumphs.
    Ich hörte schnell näherkommende Schritte und wandte mich benommen um, um dem zurückkehrenden Kammerdiener gegenüberzutreten.
    »Der Stallbursche glaubt gesehen zu haben, wie ein Mann durch die Tür der Spülküche eindrang«, warnte er uns atemlos, doch der Anblick vor ihm ließ ihn plötzlich verstummen.
    Ich räusperte mich: »Meinem Onkel ist ein Unfall zugestoßen, Sir.«
    Der Blick des Kammerdieners begegnete meinem über Carolines Schulter hinweg, und es kam zu einem blitzartigen Verständnis zwischen uns. Er nickte taktvoll. »Es wird sich jemand darum kümmern, Mistress.« Und dann, als wäre es ihm gerade eingefallen: »Seine Lordschaft ist zurückgekehrt.«
    Ich schluckte mühsam. »Ist er … ist er …?«
    »Wir haben ihn in die Kirche getragen, da wir nicht wußten, ob das Haus sicher ist, versteht Ihr.« Er sah mich nicht mehr direkt an. »Ich werde nach Marlborough reiten, um den Arzt von dort zu holen.«
    »Dann ist er …?«
    »Er lebt und fragt nach Euch.«
    Mehr mußte ich nicht hören. Ich vergaß die Leiche zu meinen Füßen, vergaß Caroline, vergaß alles. Ich dachte nur noch an Richard und daran, daß er mich brauchte, und meine Füße berührten kaum den Boden, als ich über den Rasen und durch den Garten auf die Kirche zulief, deren Turm hoch und schwarz gegen den langsam heller werdenden Morgenhimmel aufragte.

Kapitel zweiunddreißig
     
    »Du darfst nicht um mich trauern.«
    Er war wach und sah mich aufmerksam an. Ich hob mein Kinn und sah ihm in die Augen. »Ich habe nicht die Absicht zu trauern«, antwortete ich mit einer Ruhe, die ich nicht empfand. »Du wirst wieder gesund werden. Der Arzt wird bald hier sein.«
    »Mariana.« Es war ein sanfter Tadel, der tief aus seiner zerschmetterten Brust drang. Sein Blick glitt von mir ab und richtete sich auf eine schwach erleuchtete Ecke der Kirche, wohin das Licht der Fackeln kaum noch reichte.
    Er hatte natürlich auch gehört, was sie sagten, ebenso wie ich – das verschwörerisch klingende Flüstern der Bediensteten, die ihn hier hereingetragen hatten und nun vor der Türe Wache hielten. Es war eine tödliche Wunde, hatten sie mir gesagt, so sicher tödlich, wie sie je eine gesehen hatten, und sie hatten im Laufe ihres Lebens schon einige Wunden gesehen … es war zu gefährlich, ihn zu bewegen, besser war es, ihn in Frieden dort liegen zu lassen … und sie hatten traurig die Köpfe geschüttelt, und in ihren Gesichtern hatte sich der Kummer der Alten abgezeichnet, die zusehen müssen, wie ein junger Mann stirbt.
    Ich könnte meine Augen nicht von seinem Gesicht abwenden. Jede Veränderung des Ausdrucks, jedes Zucken eines Augenlids erschienen mir nun wertvoller als mein eigenes Leben. Es hatte schier endlose Augenblicke gegeben, in denen er kaum zu atmen schien, aber ich glaubte, daß er nun wieder kräftiger aussah.
    Es war ein furchtbarer Schrecken gewesen, ihn dort lang und grau auf seinem Umhang ausgestreckt zu

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