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Mariana: Roman (German Edition)

Mariana: Roman (German Edition)

Titel: Mariana: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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er und Geoff sich auch kennengelernt.«
    »Wirklich? Und jetzt züchtet er Schafe?«
    »Mmm. Er ist einfach mit Leib und Seele Bauer, unser Iain. Er hätte eine Menge Möglichkeiten gehabt – ich meine, er ist finanziell gut versorgt, und er kann ziemlich genial sein, wenn er will. Aber ich glaube, er ist am glücklichsten, wenn er in der Erde herumwühlen kann.«
    »Und was hat Geoffrey de Mornay in Cambridge studiert?« fragte ich mit dem, wie ich hoffte, richtigen Grad an Desinteresse in der Stimme.
    »Politik, glaube ich. Nicht, daß er es nötig gehabt hätte. Es war eigentlich nie eine Frage, wie Geoffs Zukunft aussehen würde.« Sie lächelte. »Sein Vater hat Morland Electronics gegründet.«
    »Verstehe.« Das war ein kleiner Schock. Das blutrote Morland-Firmenzeichen war ungefähr genauso bekannt wie die Silhouette von Stonehenge und etwa genauso ehrfurchtgebietend. Von einer kleinen Firma, die zu Kriegszeiten Funkausrüstungen hergestellt hatte, war Morland zu einem der größten multinationalen Konzerne Großbritanniens herangewachsen. Seine jährlichen Gewinne, schätzte ich, mußten einige Milliarden Pfund betragen.
    »Du hast ihn noch nicht kennengelernt, oder?« fragte Vivien.
    »Doch, habe ich. Letzten Donnerstagabend. Wir sind quasi ineinandergelaufen, auf dem Weg hinter der Kirche.«
    »Tatsächlich? Komisch, daß er es nicht erwähnt hat.« Sie betrachtete mich neugierig. »Er sieht verdammt gut aus, oder? Ich denke manchmal, es ist nicht fair, daß ein einziger Mensch so viel Geld und dann noch dieses Aussehen hat.«
    »Ich kann mir vorstellen, daß jedes Mädchen im Dorf hinter ihm her ist«, sagte ich. Das war ein schamloser Aushorchversuch, und Vivien mußte wieder lächeln.
    »Ich war selbst einmal hinter ihm her«, gab sie zu, »als ich noch zur Schule ging. Wenn du denkst, daß er heute gut aussieht, hättest du ihn damals sehen sollen. Er hatte gerade fünf Jahre in Kalifornien verbracht und war wunderbar gebräunt, sprach sogar mit einem leichten amerikanischen Akzent.« Sie schloß halb die Augen in genüßlicher Erinnerung. »Aber das verlor sich natürlich bald. Cambridge hat es ihm ausgetrieben.«
    »Kalifornien?« Das erstaunte mich. »Was hat er dort getan?«
    Sie zuckte die Achseln. »Geoffs Eltern ließen sich scheiden, als er elf Jahre alt war. Seine Mutter verschwand mit jemand anderem, und Geoff ging mit seinem Vater nach Amerika. Morland hat ein großes Büro dort, soweit ich weiß, in der Nähe von San Francisco. Jedenfalls war Geoff sechzehn, als sie schließlich zurückkamen. War eine ganz schöne Umstellung für ihn, kann ich dir sagen«, bemerkte sie mit einem neuen Lächeln. »Er hat sich immer noch nicht mit dem Klassensystem hier angefreundet, und damals war er noch schlimmer – er hat schlichtweg mit allen geredet. Sogar mit mir«, fügte sie grinsend hinzu. »Du mußt wissen, wir lebten zu der Zeit unter demselben Dach, daher war es das mindeste, was man an Höflichkeit erwarten konnte, aber es hat trotzdem ein paar befremdete Blicke gegeben. Tut es manchmal immer noch.«
    Ich runzelte leicht die Stirn, während ich versuchte, ihr zu folgen. »Du hast in Crofton Hall gewohnt?« fragte ich nach. »Als du jünger warst?«
    »Ja. Entschuldige, ich vergaß, daß du das nicht wissen kannst.« Sie schenkte mir ein schnelles, leicht verlegenes Lächeln. »Ich muß mich dauernd selbst daran erinnern, daß wir uns ja gerade erst kennengelernt haben, weißt du. Manchmal kommt es mir vor, als ob wir schon seit Jahren befreundet wären, geht dir das auch so? Jedenfalls, ja, es stimmt, ich habe als kleines Mädchen im Gutshaus gewohnt. Meine Tante hat Geoffs Vater das Haus geführt, und ich habe bei ihr gelebt. Meine Eltern«, erklärte sie, bevor ich fragen konnte, »sind bei einem Zugunglück umgekommen, vor vielen Jahren. Ich kann mich kaum noch an sie erinnern. Tante Freda hat mich aufgezogen und alles in allem ziemlich gute Arbeit geleistet, obwohl ich sicher bin, daß sie mir jedes einzelne ihrer grauen Haare verdankt.« Sie lächelte angesichts ihrer Erinnerungen. »Eines Abends fand sie heraus, daß ich mit Geoff im Kino war, und das war es dann. Sie führte mich sofort mit all meinen Koffern über die Straße zum Haus meiner Großmutter. Ihre Nichte würde nicht zum Gegenstand des Dorfklatsches werden. Arme Tante Freda.«
    Ich zog müßig mit meinem Glas ein Muster auf den Tresen. »Dann warst du mit Geoffrey de Mornay …«
    »Um Gottes willen, nein. Es war nichts

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