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Mariana: Roman (German Edition)

Mariana: Roman (German Edition)

Titel: Mariana: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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Ernstes. Überhaupt hatte Geoff noch nie etwas richtig Ernstes, wenn ich es mir recht überlege.« Viviens Lächeln breitete sich über ihr Gesicht aus, als sie mir in die Augen sah. »Bis jetzt.«
    Ich errötete ein wenig und nahm schnell einen Schluck Saft.
    »Bist du sicher, daß du nicht noch etwas Stärkeres willst?«
    »Ganz sicher«, sagte ich und sah auf meine Uhr. »Ich sollte mich jetzt sowieso auf den Nachhauseweg machen. Ich muß immer noch mein Atelier fertig einrichten, und wenn ich Glück habe, kann ich mich vor heute abend noch ein wenig hinlegen. Ich habe nicht gut geschlafen in London.«
    »Du siehst wirklich müde aus«, sagte Vivien. »Wir können die Geschichtsstunde auch verschieben, wenn du möchtest.«
    »Oh nein, ich werde schon wieder munter werden. Um sieben, richtig?«
    Sie nickte. »Komm einfach zur Hintertür. Das ist der Eingang zu meiner Wohnung. Ned kann sich einen Abend mal allein um die Gäste kümmern, nicht wahr, Schätzchen?«
    Am anderen Ende der Bar blätterte Ned eine Seite des Sportteils um. »Ja, klar«, sagte er.
    Etwas in meinem Gesicht mußte verraten haben, was ich davon hielt, daß Ned die Bar allein bedienen sollte, denn Vivien lachte laut auf.
    »Siehst du, was du für einen Eindruck auf das Mädchen gemacht hast, Ned?« fragte sie ihn. »Sie kann sich überhaupt nicht vorstellen, wie du arbeitest.«
    »Sie hat mich noch nicht in Aktion gesehen«, entgegnete Ned mit einem lässigen Achselzucken.
    Vivien senkte ihre Stimme und wies mit dem Kopf in Richtung ihres Mitarbeiters. »Eigentlich behalte ich ihn nur, weil er so gut zur Einrichtung paßt«, vertraute sie mir an. »Aber er bewegt sich tatsächlich ab und zu von der Stelle. Ziemlich aufregend mitanzusehen.«
    »Mach nur so weiter«, forderte der Barmann sie ruhig heraus, »und heute abend ist an den Zapfhähnen Selbstbedienung, Schätzchen. Freibier auf Kosten des Hauses.«
    Ich mußte lachen. »Soll ich etwas mitbringen für heute abend?«
    »Nur dich selbst. Bist du sicher, daß es dir nicht zuviel ist?«
    »Ein paar Stunden Schlaf, und ich bin wie neu«, versicherte ich ihr.
    Ich fühlte mich wirklich erschöpft. Doch statt direkt vom Roten Löwen aus nach Hause zu gehen, wandte ich mich aus irgendeinem Grund nach rechts und spazierte wieder die Dorfstraße entlang auf die Kirche zu.
    Offensichtlich hatte es hier vergangene Nacht geregnet, genau wie in London. Abgesehen von dem verräterisch bedeckten Himmel war das Pflaster noch feucht, und der Geruch von Erde, nassem Gras und regendurchtränkten Blumen hing schwer in der Nachmittagsluft. Man hätte mit einer Kanone auf die Straße schießen können, ohne eine Menschenseele zu treffen, so ruhig war das Dorf, aber hier und da bezeugten schlammige Fußspuren auf dem kopfsteingepflasterten Gehweg, daß immerhin einige Leute früh genug aufgestanden waren, um am Morgengottesdienst teilzunehmen.
    Fußspuren waren auch auf dem überschatteten Weg zu sehen, der zum Herrenhaus führte. Iain Sumners Fußspuren, schloß ich, da eine doppelte Reihe zum Haus führte, aber nur eine einfache in die Gegenrichtung. Einer spontanen Regung folgend, verließ ich die Straße und betrat den Weg, wobei meine Schuhe schmatzende Geräusche auf dem trocknenden Schlamm machten. Es ist einfach nur müßige Neugier, sagte ich mir. Ich hatte mir das Haus bei meinem letzten Besuch nicht richtig angesehen und glaubte nicht, daß Geoffrey de Mornay etwas dagegen hätte, wenn ich mich ein wenig umsah.
    Der Weg lag ruhig und verlassen da. Zu meiner Linken konnte ich durch die dicht gepflanzten Bäume hindurch gerade noch die Umrisse der Kirche erkennen, deren Mauern aus gelblichem Stein jetzt, da kein Sonnenlicht darauf fiel, stumpf wirkten. Der Pfad wand sich in einer enganliegenden Biegung um eine Ecke des Friedhofs herum und streckte sich dann wieder, um in gerader Linie zum Herrenhaus zu führen. Vor mir erhob sich einschüchternd das Parktor für Fußgänger, ein freistehender Torbogen, der aus blassem Kalkstein gehauen war und von einem mit Ornamenten versehenen Gesims und einer Kugel gekrönt wurde. Ein seitlich des Tores aufgestelltes Schild verkündete höflich: »Willkommen auf Crofton Hall. Dieser Flügel ist privat. Besucher werden gebeten, den Osteingang zu benutzen, der von der Hauptstraße aus zu erreichen ist.«
    Eine ziemlich nette Art, Leuten mitzuteilen, daß sie verschwinden sollen, dachte ich. Man mußte noch nicht einmal denselben Weg zurückgehen. Ein kleines,

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