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Mariana: Roman (German Edition)

Mariana: Roman (German Edition)

Titel: Mariana: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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Bruders zu begegnen.
    »Du hast mir immer noch nicht gesagt, was du hier treibst«, beharrte ich.
    »Ich besuche dich«, war die schlichte Antwort. »Ich hatte heute nichts Dringendes zu erledigen, daher habe ich meinem Hilfspfarrer alles übergeben und bin hierhergefahren. Dachte, ich sehe mal nach, wie du zurechtkommst – überzeuge mich, daß alles in Ordnung ist. Und ich wollte dir das hier bringen«, fügte er hinzu und wies auf den dicken Stapel Papier auf dem Tisch zwischen uns. Der Titel des obenauf liegenden Artikels verkündete deutlich, daß dies das Material war, das Toms Bibliothekarsfreund ausgegraben hatte. Tom betrachtete es jetzt, als habe es etwas von seiner Bedeutung verlören, als sei es irgendwie überflüssig geworden durch das, was er gerade miterlebt hatte.
    »Jedenfalls«, fuhr er fort, »als ich ankam, fand ich die Hintertür weit offen und das Haus verlassen. Ich rief nach dir, aber niemand antwortete, also ging ich nach oben, um in deinem Schlafzimmer nachzusehen, und stellte fest, daß dein Bett gemacht war, was entweder hieß, daß du früh aufgestanden warst und es schon gemacht hattest«, sein Gesicht zeigte mir deutlich, wie unwahrscheinlich er diese Möglichkeit fand, »oder daß du überhaupt nicht darin geschlafen hattest. Von dem Moment an begann ich, mir Sorgen zu machen, und war gerade wieder heruntergekommen, um zu entscheiden, was ich als nächstes tun sollte, da kamst du wie ein Schaf glotzend durch die Hintertür hereingeschneit und hast mit deinen triefenden Sachen auf dem ganzen Fußboden Wasserpfützen hinterlassen.«
    »Habe ich etwas gesagt?«
    »Nein«, er schüttelte den Kopf. »Nein, du standest einfach einen Moment bei der Tür, dann gingst du direkt an mir vorbei die Treppe hinauf und in dein Atelier. Ich schätze, ich hätte auch einfach warten können, bis du von selbst wieder aus deinem Zustand herauskamst, aber ich bin leider ein wenig panisch geworden. Habe ich etwas Wichtiges unterbrochen?«
    Ich dachte an das hübsche Armband, fühlte es fast durch meine Finger gleiten und hörte Richard de Mornays Stimme sagen »Ihr hättet das Armband kaufen sollen«, während er mein Handgelenk festhielt. Mein Handgelenk. Marianas Handgelenk. Ich hob eine Hand an die Stirn und schloß die Augen.
    »Nein«, antwortete ich, »es war nichts Wichtiges.« Aber ich konnte das Bedauern in meiner Stimme hören und fragte mich, ob Tommy es auch hörte.
    »Du hast Glück, daß du angezogen warst, als es geschah«, kommentierte er, wobei er mein feuchtes, zerknittertes T-Shirt und die Jeans beäugte. »Es wäre vielleicht ein bißchen peinlich gewesen, wenn man dich in Nachthemd und Pantoffeln durch die Landschaft streifen gesehen hätte.«
    Ich lächelte. »Oh, ich habe darauf geachtet, daß ich angezogen war. Ich habe nur nicht bedacht, daß ich auch Türen aufschließen könnte, das ist alles.«
    »Ich glaube, ich verstehe nicht.«
    »Ich habe es geplant, Tommy«, sagte ich, unfähig, eine Spur von Stolz in meiner Stimme zu unterdrücken. »Es war eine Art Experiment, weißt du. Ich wollte wissen, ob ich selbst ein Zurückgehen auslösen kann, zu einer Zeit und an einem Ort meiner Wahl.«
    »Und?«
    »Es funktionierte offenbar, obwohl es nicht genau so ablief, wie ich gehofft hatte. Ich hatte geglaubt, ich könnte das Geschehen auf das Innere des Hauses beschränken.«
    Tom warf einen Blick über seine Schulter auf die halb offenstehende hintere Küchentür, durch die der belebende, feuchte Duft eines späten Maimorgens hereindrang.
    »Und Mariana hat die Tür geöffnet«, riet er. »Ich verstehe. Es kann aber wohl kaum dasselbe Schloß wie im siebzehnten Jahrhundert sein.«
    Ich sah neugierig auf das schwere Schnappschloß. »Nein, aber es sitzt an derselben Stelle, und die Machart ist ähnlich. Man muß es nur anheben, verstehst du, und die Tür geht auf.«
    »Allerdings verstehe ich.« Er runzelte die Stirn. »Es ist nämlich ein Antikschloß. Bietet überhaupt keinen Schutz. Was du brauchst, ist ein richtiges, gutes Riegelschloß. Wir können heute nachmittag eines kaufen, und ich werde es auch selbst für dich anbringen.«
    »Du klingst wie mein Möbeltransporteur«, sagte ich und zog die Nase kraus. »Er sagte auch, ich bräuchte neue Schlösser.«
    »Vernünftiger Mann.«
    »Du machst dir zu viele Sorgen, Tom. Niemand schließt hier die Türen ab, die Gegend ist sehr sicher. Außerdem, was ist, wenn ich wieder in die Vergangenheit zurückgehe und versuche, die

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