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Mariana: Roman (German Edition)

Mariana: Roman (German Edition)

Titel: Mariana: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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Name.«
    Richard de Mornay zuckte mit den Achseln und ging an mir vorbei, um ein Päckchen in einer seiner ledernen Satteltaschen zu verstauen.
    »Ich habe kein Ohr für Namen. Ich habe ihn Navarre genannt, weil ich ihn an diesem Ort gekauft habe. Habt Ihr Rachel verloren, oder seid Ihr einfach des Markttreibens müde geworden?«
    Ich sah ihn argwöhnisch an. »Woher wißt Ihr, daß ich mit Rachel hier bin?«
    »Ich sah Euch schon vorhin. Es ist schwer, zwei hellhaarige Schönheiten an einem solchen Ort zu übersehen.« Dann tat er etwas Ungewöhnliches. Er streckte die Hand aus und berührte meinen Arm direkt über dem Handgelenk, seine Finger fühlten sich warm an auf dem dünnen Stoff meines Ärmels.
    »Ihr hättet das Armband kaufen sollen, wißt Ihr«, sagte er in nachdenklichem Ton. »Die Steine würden gut zu Euren Augen passen.«
    Stolz hielt mich davon ab, ihm zu gestehen, daß das einfache Schmuckstück zu teuer für meine Geldbörse gewesen war. Ich trat einen kleinen Schritt zurück, und er ließ seine Hand fallen, sein Gesichtsausdruck unbekümmert.
    »Ich habe dies statt dessen gekauft.« Ich hielt mein Buch in die Höhe, um es ihm zu zeigen.
    »Ihr könnt also lesen.«
    »Mein Vater war ein Schreiber. Er sah es als unverzeihliche Sünde an, jemandem die Lesekunst zu verweigern.«
    »So habt Ihr Glück gehabt. Ich kann mir nicht vorstellen, daß es im Haus Eures Onkels viel zu lesen gibt.«
    Ich mußte unwillkürlich lächeln. »Sehr wenig.«
    »Dann müßt Ihr mich im Gutshaus besuchen kommen. Ich habe eine gute Bibliothek. Ihr seid eingeladen, Euch auszuleihen, was Ihr möchtet.« Sein Blick ließ mich für einen Moment los und schweifte über den Marktplatz hinter uns. »Da ist Rachel.«
    Ich drehte mich um und riß die Augen ein wenig auf, als ich Rachel in Begleitung eines Mannes sah. Der Mann war ebenfalls hochgewachsen, hatte breite Schultern, große, geschickt aussehende Hände und ein markantes, anziehendes Gesicht. Ich betrachtete diese Schultern genauer und wußte plötzlich wieder, wo ich ihn schon einmal gesehen hatte.
    »Ist das Evan Gilroy?« fragte ich.
    »Ja.« Richard de Mornay betrachtete mich mit einem seltsamen Blick. »Ich wußte nicht, daß Ihr ihn kennt.«
    »Wir sind einander noch nicht vorgestellt worden. Ich sah ihn nur, als er meine Truhe aus dem Dorf heraufbrachte. Rachel sagte mir seinen Namen. Er ist ein Freund von Euch.«
    Es war eigentlich keine Frage, aber er antwortete trotzdem.
    »Ja, wir sind Freunde. Eure Rachel ist in guten Händen.« Daran bestand wenig Zweifel, dachte ich ein wenig sarkastisch, und sah zu, wie Evan Gilroy Rachel mehrere Päckchen reichte und sich dann hinunterbeugte, um ihr etwas zuzuflüstern. Was immer er sagte, ließ die Röte in ihre blassen Wangen steigen, und als er sich abwandte und auf uns zukam, sah sie ihm mit Augen nach, die sich keine Mühe gaben, ihr Verlangen zu verbergen. Sie sah mich nicht, da ich in der dunklen Ecke neben dem hohen grauen Pferd stand, und ich seufzte in unbewußter Erleichterung.
    »Evan«, rief Richard de Mornay seinen Freund herbei, »das ist Mistress Farr, die vor kurzem nach Greywethers gekommen ist.«
    Evan Gilroy zog seinen Hut, als er zu uns trat. Der intelligente, offen taxierende Blick seiner grauen Augen war nicht unangenehm, und ich lächelte ihn unbefangen an.
    »Ich glaube, Ihr habt mir schon einen Dienst erwiesen, mein Herr, für den ich Euch Dank schulde.«
    »Das Liefern Eurer Truhe, meint Ihr? Das war keine große Mühe, versichere ich Euch. Und es ist Richard, dem Ihr danken solltet, denn er war es, der mich bat –«
    »Wir müssen uns auf den Weg machen«, schnitt ihm Richard de Mornay das Wort ab und warf Evan Gilroy einen finsteren Blick zu, der jedoch an dem arglosen Lächeln des letzteren abprallte. »Du solltest dein Pferd holen, mein Freund.«
    »Es steht in der nächsten Gasse«, sagte der kräftige Mann und nickte mir noch einmal zu, bevor er ging. »War mir ein Vergnügen, Mistress.«
    Richard de Mornay schwang sich in den Sattel, zog die Zügel fest an und wendete das Pferd, so daß sein glänzender Stiefel im Steigbügel nur wenige Zentimeter von meinem Gesicht entfernt war.
    »Denkt daran«, sagte er zu mir, »daß Ihr kommt und meine Bibliothek anseht.«
    Ich reckte den Hals, um zu ihm hinaufzusehen. »Ich bedaure«, antwortete ich, »aber das kann ich nicht.«
    »Kann ich den Grund erfahren?«
    »Mein Onkel«, sagte ich geradeheraus, »hat mir verboten, mit Euch zu

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