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Mariana

Mariana

Titel: Mariana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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fahren. Ich muß mich bald entscheiden. Mal sehen, was Mama dazu sagt. O Gott, da fängt es wieder an. Vielleicht erteilt sie mir Absolution; wie der Papst, dachte sie flüchtig, und krümmte sich mitten im Zimmer vornüber, als die Schmerzen einsetzten, anschwollen, ihren Höhepunkt erreichten und abebbten. Keuchend und mit weitaufgerissenen Augen stand sie da.
    Ihre Mutter saß am Toilettentisch und widmete ihre Aufmerksamkeit gleichzeitig dem Tuschen ihrer Wimpern und einem Blatt Papier, das mit großen, indignierten Schriftzügen bedeckt war.
    «Mama —»
    «Ach, du bist’s, mein Herz. Verbinde mich doch mal mit dem Geschäft, und gib mir das Telefon rüber. Da ist irgendwas schiefgegangen mit Mrs. Bagots Mantel — ausgerechnet bei der natürlich — , und sie ist wütend. Sybil geht mir jeden Tag mehr auf die Nerven. Hab ich dir erzählt, was sie mit dem Stoff für Mrs. Rodier angestellt hat?» Mary war bei dem Wortschwall ihrer Mutter zumute, als ob Maschinengewehrkugeln ihren Kopf durchlöcherten.
    «Mama», sagte sie noch einmal, während sie die wohlbekannte Nummer wählte, «ich fühle mich gar nicht gut. Glaubst du, ich könnte Mrs. van de Meyer absagen?»
    «Ach, mein Schatz, wie scheußlich. Das tut mir aber leid. Ich bin gleich für dich da. Einen Augenblick, ich muß nur erst diese Sache in Ordnung bringen.»
    «Lilianne, South Molton Street», schnarrte es unfreundlich aus dem Hörer. Mary stellte das weiße Telefon auf den Frisiertisch und sank hinter ihrer Mutter in einen Sessel, um eine neue Schmerzattacke über sich ergehen zu lassen.
    Der unerträgliche Schmerz und Mrs. Bagots Mantel — die gehörten für alle Zeiten zueinander. Zwei weitere Anfälle kamen und gingen, bevor ihre Mutter das Gespräch mit Sybill beendet hatte.
    Bildete sie es sich nur ein, oder waren die Schmerzen nicht mehr so heftig? Vielleicht war ihr Leib allmählich schon abgestumpft? «Betäubt v0r Schmerz», dieser Ausdruck fiel ihr ein, als sie zusammengekauert in ¿em Sessel auf die nächste Attacke wartete.
    «In Ordnung», sagte Mrs. Shannon, «erledigen Sie das bitte, ja? Ich hin in einer halben Stunde dort.» Sie hing auf und drehte sich schnell auf ihrem Stuhl herum. «Also, mein Liebling, was ist los? Etwa wieder diese Leibschmerzen?»
    «Ja. Und ich habe mich.auch übergeben müssen.»
    «Ach, mein Armes, wie gräßlich. Was hast du denn auf der Party bei Angela gegessen?»
    «Hummermayonnaise. Und —» das fiel ihr gerade ein, «Rumpunsch getrunken.»
    «Mary, das war aber auch sehr dumm von dir. Du mußt wirklich vorsichtiger sein. Aber es hat keinen Sinn, dir das jetzt zu erzählen. Willst du dich mit einer Wärmflasche ins Bett legen? Wenn du dich wirklich zu elend fühlst, rufe ich Mrs. van de Meyer an und erkläre es ihr. Sie wird das schon verstehen, gerade die Amerikaner wissen ja über Verdauungsstörungen genauestens Bescheid. Wie ist dir denn jetzt?» Sie hielt den Kopf schief, zog die schmalen Augenbrauen hoch und betrachtete ihre Tochter ängstlich.
    «Wie ist es jetzt?» wiederholte sie, während Mary abwartete, weil ein neuer Anfall drohte, jedoch wieder abklang.
    «So lala. Eher etwas besser.»
    «Ich finde, du müßtest dich unbedingt mal von Dr. Brett untersuchen lassen. Du hast diese Beschwerden viel zu oft. Das gefällt mir nicht, mein Liebes.»
    «Mir auch nicht, komischerweise», murmelte Mary vor sich hin, und ihre Mutter fuhr fort: «Ich werde sehen, daß ich dich für morgen bei ihm anmelde. Was machen wir jetzt mit Mrs. van de Meyer? Wenn ich sie anrufen soll, muß ich es bald tun, damit sie Zeit zum Umdisponieren hat. Soll ich anrufen, oder hast du das Gefühl, daß es vorübergeht?»
    «Ich weiß wirklich nicht», sagte Mary bedrückt, «ich wollte dir die Entscheidung überlassen.» Der Gedanke an den vor ihr liegenden Tag erschien so trostlos, daß sie beinah enttäuscht war, als eine neuerliche kleine Schmerzwelle im Anfangsstadium verebbte. «Meinst du, ich soll gehen, Mama?»
    Die Aussicht auf ihr Bett, auf ihr weiches, behagliches Bett schwand dahin.
    «Natürlich nicht, wenn du dich schlecht fühlst. Du siehst auch miserabel aus, das muß ich schon sagen. Komm, ich bringe dich ins Bett. Ich weiß, daß du nicht ohne Grund jammerst, du bist nie eine Hypochonderin gewesen. Mein Armes, es ist wirklich abscheulich. Stütz dich auf mich, wenn du dich schwach fühlst. Wie sind denn die Schmerzen jetzt?»
    «Viel besser. So gut wie weg. Ich muß doch gehen», sagte Mary und brach in

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