Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mariana

Mariana

Titel: Mariana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
Vom Netzwerk:
wegwerfende Bewegung machte.
    Mrs. van de Meyers selbstbewußte Zähigkeit wirkte Wunder bei den Grundstücksmaklern Jowitt, Jowitt und Sicklemore. Jowitt senior erklärte sich bereit, für ein — natürlich nur sehr geringes — Entgelt zugunsten der Eigentümer — zahlbar an diese oder diejenige Person oder Personen, die sie vertreten etc. etc. — die Pläne zur Verfügung zu stellen und darüber hinaus für Mrs. van de Meyers englischen Architekten eine persönliche Führung durch das Haus vorzunehmen. Mary fragte sich, was wohl Mr. van de Meyer zu all dem sagen würde. Sie wußte so gut wie nichts von ihm; er konnte tot oder noch schlimmer dran sein. Die Schmerzen im Leib, die sie seit einiger Zeit hatte, meldeten sich wieder, und sie fuhr die sechzig Meilen bis London schweigend und mechanisch durch die hereinbrechende Dunkelheit. Mrs. Van de Meyer plauderte bis High Wycombe über das Haus, und danach erzählte sie von ihrer Operation.
    «Halten Sie sich den Donnerstag frei», sagte sie, als der Portier ihr aus dem Wagen half. «Ich rufe Sie noch an, wenn ich mit Mr. Howard gesprochen habe. Gute Nacht, mein Herzchen. Kaufen Sie sich was Nettes, ja?»
    Mary legte die Banknote in ihren Schoß und fuhr eilig weiter. Am liebsten hätte sie geweint. Würde sie diese alberne Angewohnheit, immer gleich zu heulen, nie loswerden? Sie weinte wegen jeder Kleinigkeit, selbst wenn sie ganz glücklich war, und niemals konnte sie richtig wütend werden. Es war absurd, aber sie konnte nichts dagegen machen — genausowenig wie gegen das Niesen. Sie schluchzte leise vor sich hin, während sie um den Berkeley Square fuhr, denn der nagende Schmerz, den sie auf dem ganzen Heimweg verspürt hatte, war noch immer da. In der Grosvenor Street riß sie sich zusammen, gerade noch rechtzeitig, um ihr Makeup zu retten. Da sie keine Zeit mehr hatte, vor dem Treffen mit Hugh nach Haus zu fahren, ließ sie den Wagen in der Garage am Marble Arch und nahm sich ein Taxi zum Café Royal, wo sie auf der Galerie mit einem geschniegelten jungen Mann zu Abend aß, der einmal eine Affäre mit einem Filmsternchen gehabt hatte und sich nun — genau wie Mary — fragte, warum sie sich eigentlich auf so einen trostlosen Abend eingelassen hatten.
    Am Donnerstag wachte Mary mit qualvollen Leibschmerzen auf und wünschte alle Hummermayonnaisen zum Teufel. Litten eigentlich alle Menschen an Verdauungsstörungen, wenn sie einmal etwas Schweres aßen? Diesmal war der Schmerz noch heftiger als sonst. Mama — Mama muß mir Natron oder einen Schluck Whisky oder sonstwas geben — irgendwas. Sie schwang die Beine aus dem Bett, tastete mit den Füßen nach ihren Pantöffelchen und stürzte plötzlich ins Badezimmer, wo ihr entsetzlich schlecht wurde.
    Doris, die Nachfolgerin von Mabel, sah besorgt durch den Türspalt. «Oh, Miß Mary, Sie Ärmste, kommen Sie, ich halte Ihnen den Kopf.»
    «Gehen Sie raus, gehen Sie bloß raus, ich sterbe — —» Aber das hier war schlimmer als der Tod. Und später, als sie auf dem Badezimmerfußboden zusammengebrochen war, waren die Schmerzen immer noch da, sie kamen in Wellen, so mußte es sein, wenn man ein Baby bekam, nur war dies noch ärger, weil man ja hinterher nichts vorzuweisen hatte. Während einer Atempause wankte sie in ihr Zimmer zurück, die Augen ängstlich von dem Frühstückstablett abgewendet, das Doris neben ihr Bett gestellt hatte. Die Schmerzen würden gleich vorbeigehen. Das hatten sie immer getan, und sie mußte sich anziehen, sonst würde sie zu spät zu Mrs. van de Meyer und dem — wie hieß er doch? — kommen; ach, der Teufel sollte ihn holen. Mit verzerrtem Gesicht wanderte sie im Zimmer umher, sammelte ihre Kleidungsstücke auf und stöhnte laut vor sich hin, was ihr eine kleine Erleichterung verschaffte.
    «Ich bin krank, ich bin richtig krank», jammerte sie ihrem blassen Spiegelbild zu. Gott sei Dank war sie gestern beim Friseur gewesen, und die dunklen Locken saßen ungefähr so, wie sie sitzen sollten, nur die Stirnhaare waren feucht und klebrig. Ihr Gesicht sah schrecklich aus, ganz eingefallen, und sich zurechtmachen, das würde sie kaum schaffen.
    Ob ich hierbleibe? Ich könnte sie ja an einem anderen Tag hinfahren, oder sie nimmt sich einen Chauffeur. Was für ein himmlischer Gedanke, sich nachzugeben, wieder ins Bett zu klettern und einfach alles laufenzulassen. Wenn es aber besser wird und ich dann das Gefühl habe, ich hätte doch fahren können? Wenn’s irgendwie geht, müßte ich

Weitere Kostenlose Bücher