Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mariana

Mariana

Titel: Mariana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
Vom Netzwerk:
Kricketspiel auf ihren Einsatz warteten, um für ihre Klasse gegen den verteufelt guten Ballmann der Fünften anzutreten. Als sie die Einladung aussprach, fiel ihr Muriel Hopkins ein, und für einen Augenblick verspürte sie Gewissensbisse. Würde sich Angela auch darüber klar sein, daß sie direkt ins Paradies käme?
    Angela, die schon so viel von Charbury gehört hatte, daß einem weniger begeisterungsfähigen Wesen bereits schlecht geworden wäre, reagierte höchst befriedigend. Sie war begeistert. «Aber ich werde sterben vor Angst», erklärte sie, «ist es nicht entsetzlich vornehm bei euch, wo alle Leute dauernd auf die Jagd gehen, und die Butler die Wildschweinköpfe auf schwergoldenen Schüsseln herumreichen?» Mary lachte und erzählte ihr von dem Leben und Treiben im Kinderzimmer, in dem alle Kinder außer Denys ihre Mahlzeiten einnahmen, wobei sie den Kinderfrauen immer weniger Beachtung schenkten; von den Teegesellschaften in der Gesindestube, bei denen das jüngste Stubenmädchen, von der es hieß, sie sei als Säugling von Zigeunern in einer Hecke ausgesetzt worden, allen wahrsagte, und von Onkel Guy, wie er vor allen Anwesenden von seinem Pferd Buck herunter- und in einen Misthaufen gefallen sei, als die Jagdgesellschaft sich in Charbury traf.
    «Shaw, Shaw, wach gefälligst auf», Miß Simmons pfiff und winkte stürmisch vom Wicket herüber.
    «O verdammt, ist einer aus? Dann bin ich dran. Tschüs und tausend Dank für die Einladung. Ich bin gleich zurück, geht bei mir immer sehr schnell.» Ihren Schläger schwingend, tänzelte sie zum Wicket hinüber, schlug blindlings nach dem Ball, wo immer er in ihrer Nähe auftauchte, und zu ihrer eigenen ungeheuren Überraschung erwischte sie ihn sogar gelegentlich, sehr zum Mißvergnügen von Miß Simmons, die guten Stil weit über rohe Schlagkraft stellte.
    Nachdem Mary beruhigt war, daß Angela die Einladung genügend zu würdigen wußte, freute sie sich darauf, ihr Charbury zu präsentieren, auf das sie so stolz war, als wäre es ihr eigener Besitz. Angela lebte in selbstverständlichem Wohlstand in einem großen Haus in Regent’s Park. Mary war manchmal sonntags zu Tisch dort, und immer wieder war sie wie gelähmt beim Anblick des Eßtisches, der ihr wie ein schwarzer See vorkam, auf dem die Spitzendeckchen mit den Bestecken und Gläsern einsame, kleine Inseln bildeten. Ebenso überwältigt war sie von der aristokratischen Blässe von Mrs. Shaw, die für sie extra zubereitetes Essen in silbernen Schüsseln serviert bekam, und die aussah, als seien ihre Füße nicht zum Laufen geschaffen und ihre Hände nur dazu da, daß die eine die Nägel der anderen zartrosa lackierte. Sie pflegte Mary in Verlegenheit zu bringen, indem sie ihr über ihr langes Haar strich und sagte, sie wäre bezaubernd altmodisch und sähe aus wie das Mädchen auf Reynolds Gemälde . Daß Mrs. Shaw die Mutter von Angela war, konnte man sich kaum vorstellen, denn Angela benahm sich in dieser atemberaubenden Umgebung so, als befände sie sich in einer Häuslerkate. Wenn sie Lust dazu hatte, kroch sie einfach unter den Tisch oder prustete vor Lachen in ihr Ingwerbier und ließ einen Sprühregen auf den polierten Tisch niedergehen.
    «Vorsicht, Kind, Vorsicht», sagte ihre Mutter mit müder Stimme, während Mary schweigend dabeisaß und sich fragte, wie sie wohl ihre Spargel essen sollte. Sie fühlte sich immer viel unbefangener, wenn Mr. Shaw dabei war, denn wenn er es auch durchaus fertigbrachte, einem gerade dann auf den Rücken zu klopfen, wenn man den Mund voll hatte, so war er doch von wohltuender Herzlichkeit. Er war ein Nilpferd von einem Mannsbild, hatte Plattfüße und lachte immer schallend laut. In sein einziges Kind war er geradezu vernarrt, und jede Freundin von Angela wurde ganz automatisch in diese stürmische Zuneigung mit einbezogen.
    «Also du bist Herbert Shannons Enkelin, hm?» hatte er gesagt, als er Mary bei ihrem ersten Zusammentreffen umarmte. «Ich glaube, ich bin einer seiner besten Kunden. Du kannst deinem Großvater von mir bestellen, mein kleines Fräulein, sein Filet de Sole Maison ist einfach —» und damit küßte er seine Fingerspitzen und kraulte Mary gleich darauf freundlich unter dem Kinn. Manchmal spielte er im Garten Tennis mit ihnen. Angela reagierte ausgezeichnet, Mary sehr schlecht, und Mr. Shaw, der früher einmal als schlanker Jüngling Champion war, wabbelte auf der anderen Seite des Netzes hin und her und zerfloß vor ihren

Weitere Kostenlose Bücher