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Marianne & David (German Edition)

Marianne & David (German Edition)

Titel: Marianne & David (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reimund J. Dierichs
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Ver-zweiflung gestürzt und ihm massive Ängste beschert.
    Montags war sein freier Tag. Bevor er sich am Abend mit seinen Freunden zum Bowling traf, besuchte er stets die öffentliche Badeanstalt in Hornsey -einem Vorort von London- und zog dort seine Bahnen. An einem dieser Montage passierte es: Ohne sich dessen bewusst zu werden, schaute er beim Duschen einen Mann so lange an, bis dieser ihm mit einem verächtlichen Blick zu verstehen gab, dass er ihn für ein perverses Schwein hielt. Trotzdem konnte ihn diese Demütigung nicht davon abhalten, von da an immer wieder Männer zu beobachten. Eine Tür war aufgestoßen worden, die er nun nicht mehr schließen konnte, selbst wenn er es gewollt hätte.
    Der Besuch im Schwimmbad wurde sein Wochenmittelpunkt. Er fieberte ihm stets entgegen, mehr als dem sich daran anschließenden Bowling-Abend und auch mehr, als dem sonntäglichen Spaziergang mit seinen Kindern nach Richmond an die Themse. Bei einem dieser montäglichen Besuche stand ihm ein etwa gleichaltriger Mann gegenüber, der Davids Blicke mit einem Grinsen erwiderte, bevor er anfing, sich mit einem Stück Seife den Körper einzuschäumen. Dabei griff er erstaunlich oft von oben in seine Badehose, so als ob diese Stelle einer besonderen Reinigung bedurfte. In Wirklichkeit war er aufs äußerste erregt, was die Wölbung unter dem Stoff nur allzu deutlich zum Ausdruck brachte. Dieser Zustand übertrug sich auf David. Er spürte, wie sein Glied steif und sein Gesicht heiß wurde. Vorsichtig schaute er sich nach allen Seiten um, aber außer ihm und seinem Gegenüber gab es niemanden in diesem Raum. Zuerst war er froh darüber, doch dann überkam ihn Panik, und als der andere auf einmal ganz unerwartet sein geschwollenes Stück Fleisch entblößte, rannte er aus dem Duschraum und sprang ins kalte Wasser.
    Es gelang ihm nur ganz langsam, sich zu beruhigen und seine Gedanken zu ordnen. Gleichmäßig und mit kräftigen Stößen schwamm er seine Bahnen, bis er den Vorfall schließlich ver-gessen hatte. Aber die Gedanken sollten zurückkehren, die Gedanken an Männer, die er betrachtete, die er berührte und mit denen er sich vorstellte, Sex zu haben.
    „Ich weiß nicht, was ich täte, wenn die Kinder nicht da wären.“
    Mariannes Stimme klang jetzt leiser, nicht mehr wütend, wie zu Beginn ihres Lamentos, sondern verletzt und traurig. Dennoch wusste David, dass sie mit dieser Floskel, an die sich ein nochmals zehnminütiger Monolog anschloss, in dem sie seine negativen Seiten aufzählte, stets den krönenden Schluss-punkt setzte. Er hätte gerne gewusst, wie ihre Drohung zu verstehen sei, aber beharrliches Nachfragen führte stets zu noch mehr Klagen. Vielleicht würde sie ihn sofort verlassen, wenn die Kinder nicht wären. Oder wollte sie andeuten, sich das Leben zu nehmen?
    Sie hatten diese Form der Auseinandersetzung schon so oft durchexerziert, dass er sich darauf einstellen konnte. Zu guter Letzt, wenn sie müde und erschöpft wirkte, nahm sie seine Entschuldigungen und seine Bitten um Verzeihung stets ohne Widersprüche an. Für mindestens zwei Wochen würde dann wieder Ruhe einkehren.
    Doch dieses Mal war er nicht bereit, einzulenken. Er wollte mir ihr reden. Hier in Parga an der Westküste des griechischen Festlandes. Hierhin hatten sie ihre Hochzeitsreise gemacht und hier, so hoffte er, könnten sie einen neuen Anfang machen. Sie mussten miteinander reden. Natürlich würde er ihr nicht von seinen Phantasien erzählen oder die Gedanken erwähnen, die ihn bewegten. Er wusste ja selbst nicht einmal, was er wollte.
    Er hatte nie an Trennung gedacht, geschweige denn an Scheidung. Er liebte seine Kinder, und er glaubte, auch Marianne noch zu lieben; aber war es möglich zu lieben, ohne jegliche sexuelle Begehrlichkeit? Machte er sich vielleicht doch etwas vor?
    „Wo willst du hin?“
    In ihrer Stimme schwang deutlich der Unmut mit, aber gleich-zeitig war unterschwellig auch Angst herauszuhören.
    Er war aufgestanden, hatte sich angezogen. Er wollte mit ihr reden, aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt. Sie würde ihm sowieso nicht zuhören, würde, wie so oft, möglicherweise sogar hysterisch reagieren. Er war geneigt, einfach so zu gehen, ohne ein Wort zu sagen. Er stellte sich vor, wie sie zappelte, wie sie sich überlegte, was schiefgegangen sein mochte, dass er sich einfach ihrer Kontrolle entzog. Er war schon einige Schritte weit gegangen, als er es sich anders überlegte.
    „Ich werde uns etwas zu trinken

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