Marianowicz-Methode
Brustwirbelsäule. Nicht selten treten Spinalstenosen auch als Spätfolgen einer Bandscheibenoperation auf, häufig erst nach zehn bis fünfzehn Jahren. Patienten spüren diese meist durch diffuse Schmerzen in den Beinen oder im Gesäß, fast ausschließlich beim Gehen oder manchmal im Stehen. Viele fühlen sich beim Gehen unsicher und beschreiben das wie das Laufen auf Schiffsplanken. Hinzu kommen Rückenschmerzen, schnelle Ermüdung beim Laufen und manchmal auch Taubheitsgefühle in den
Beinen oder im Gesäß. Das Ganze hat auch den sehr bildhaften Namen Schaufensterkrankheit oder Claudicatio spinalis. Er resultiert aus der Tatsache, dass die Betroffenen beim Laufen häufig stehen bleiben müssen und das aus Scham bevorzugt vor Schaufenstern machen, um nicht weiter aufzufallen. Die Symptomatik ist übrigens sehr ähnlich wie bei Gefäßerkrankungen mit Verschluss der Arterien. Deshalb ist eine genaue Abklärung nötig. Die Beschwerden verstärken sich meist bei aufrechter Haltung und bessern sich bei gebeugter Haltung.
Der Grund dafür liegt in dem vorhin erwähnten Ligamentum flavum bzw. den Ligamenta flava (= Plural), da die Wirbelsäule ja in jedem Wirbelkörper so ein Band besitzt. Die Form dieser Bänder ändert sich mit der Körperhaltung. Ist die Wirbelsäule leicht nach vorne gekrümmt, werden die Bänder gedehnt und verdünnen sich dabei. Stellen Sie sich dafür einfach einen dickeren Haushaltsgummi vor, den Sie ein wenig in die Länge ziehen. Durch das Dünnerwerden öffnet sich der Wirbelkanal, das Rückenmark und die Nervenwurzeln haben mehr Platz. Ist die Wirbelsäule dagegen beim Stehen oder Gehen gestreckt, verkürzen und verdicken sich die Bänder wieder. Das macht wiederum Druck auf Rückenmark und Nerven – und führt zu Schmerzen. Hierin liegt der Grund, warum sich der Schmerz beim Hinsetzen, Liegen, Bücken oder Vorbeugen fast augenblicklich bessert.
Was kann ich selbst tun? Gegen den akuten Schmerz helfen entzündungshemmende Medikamente und Schmerzmittel. Ganz wichtig ist aber vor allem eine regelmäßige moderate Bewegung. Gehen Sie täglich mindestens 20 Minuten spazieren, strampeln Sie ein- bis zweimal die Woche auf dem Fahrrad oder dem Ergometer im Fitnessstudio oder entdecken Sie die herrliche Leichtigkeit des Seins beim Schwimmen. Wirkungsvolle Übungen dazu finden Sie in Kapitel 5.
Spinalstenose
Wie behandelt der Arzt? Sehr hilfreich bei einer Spinalstenose sind epidurale Injektionen (Kapitel 6). Dabei wird ein Cocktail aus Schmerzmitteln, Entzündungshemmern, durchblutungsfördernden Mit-teln,einem lokalen Betäubungsmittel und eventuell Enzymen an den Ort des Geschehens gespritzt. Bei stärkeren Beschwerden kann man auch einen Schmerzkatheter setzen. Dabei wird ein dünner Kunststoffschlauch unter Röntgenkontrolle direkt an den eingeengten Nervenkanal geschoben. Über ihn werden entzündungshemmende, schmerzlindernde und abschwellende Substanzen kontinuierlich an den Körper abgegeben. Der Katheter kann mehrere Tage im Wirbelkanal verbleiben, so können zweimal täglich Medikamente nachgespritzt werden. Man muss dafür übrigens nicht unbedingt stationär behandelt werden, durch den flexiblen Schlauch kann man sich weitgehend normal bewegen. Diese interventionellen Schmerztherapien verbessern die Lebensqualität der Patienten erheblich und sind für den typischen, älteren Spinalstenose-Patienten ein Segen, da viele von ihnen aufgrund von Vorerkrankungen wie Herzinfarkten oder Lungenerkrankungen gar nicht operativ mit Narkosen behandelbar wären.
Ein relativ neuer und schonender Eingriff bei einer leichten Spinalstenose ist das Einsetzen eines Spreizers aus Titan. Er wird zwischen den Dornfortsätzen befestigt, drückt die Wirbel auseinander und sorgt so dafür, dass der Wirbelkanal ein wenig weiter wird. Der kleine Eingriff erfordert lediglich eine kurze Narkose und einen Klinikaufenthalt von 24 Stunden.
Oft spüren die Patienten direkt nach der Operation eine deutliche Besserung.
Bei schweren Formen der Spinalstenose kann der Wirbelkanal durch eine sogenannte (Hemi-)Laminektomie (Kapitel 6) geöffnet werden. Dabei entfernt der Arzt den halben oder gesamten Wirbelbogen und löst so den Druck auf das eingeengte Rückenmark. Der Eingriff erfordert eine Vollnarkose und einen rund einwöchigen Klinikaufenthalt. Die Hemi-oder Laminektomie ist die einzige offene Wirbelsäulenoperation, die ich wirklich befürworten kann. Wenn sie nach einer genauen Diagnostik gezielt
Weitere Kostenlose Bücher