Marie + Leo = Liebe (German Edition)
die
Situation mit Leo, wusste sie selbst nicht genau. Aber wenn Ricarda schon
zugab, dass Leo der Richtige für sie war, dann musste es doch wirklich so sein.
Marie lehnte sich kichernd an Leos Schulter. Womöglich hatte sie es mit dem
Prosecco ein bisschen übertrieben, es war alles so furchtbar lustig. Ricarda
regte sich schrecklich darüber auf, dass Leo sich einfach nicht für ihren
Standpunkt interessieren wollte, und war vor Wut ganz rot im Gesicht.
Marie fand es gar nicht so einfach, unfallfrei in den hohen Schuhen zu
laufen. Gott sei Dank war Leo da, der ihr kommentarlos ein wenig fester den Arm
um die Taille gelegt hatte, als es vielleicht üblich war.
Marie war das ganz recht. So war sie nicht nur vor eventuellen Unfällen
geschützt, sondern konnte ganz unauffällig ein bisschen mit Leo auf Tuchfühlung
gehen. Hatte er jemals so gut ausgesehen wie heute? Marie glaubte, nein.
Als er eben vor ihrer Tür gestanden hatte, noch in seiner Soldatenuniform
und mit einer Schramme auf der linken Wange, hatte es ihr regelrecht die
Sprache verschlagen, so attraktiv war er.
Sowenig Marie seine Berufswahl insgeheim befürwortete, musste sie doch
anerkennen, dass ihm sein Beruf sehr gut stand. Gar nicht so einfach für sie,
schließlich durfte sie ihm nicht zeigen, wie sein Anblick sie von den Socken
haute.
Jetzt gerade aber fühlte sie sich ziemlich gelöst. Noch heute Morgen hatte
sie gar keine Lust gehabt, ihren Geburtstag zu feiern. Leo war nicht da und auf
den Besuch einer Karaoke-Bar, zu dem Sousanna sie
überredet hatte, hatte sie auch keine Lust. Ihre schlechte Laune erreichte
ihren Höhepunkt, als Oma Irmi beim Gratulationsanruf von ihrer neuen
Bekanntschaft aus dem Altersheim erzählt hatte, und in etwa bis zu dem
Zeitpunkt angehalten, als Leo unerwartet vor ihrer Tür gestanden hatte.
Marie ließ sich in ihrer Hochstimmung nicht einmal dadurch beirren, dass
Lena, die sie mehr oder weniger versehentlich eingeladen hatte, sich schamlos
an Leo heranwarf . Es war nicht zu glauben, wie wenig
Stolz dieses Mädchen besaß.
Dass Lena eine Schwäche für Leo
hatte, war nichts Neues. Das ging schon seit mehreren Jahren so, sehr zu Maries
Leidwesen.
Zu jedem anderen Zeitpunkt ging er auf Lenas Neckereien ein, doch heute
hatte er ihr eine fette Abfuhr verpasst, quasi als zweites Geburtstagsgeschenk
für Marie. Bei der Begrüßung bemerkte er nämlich vor der versammelten Clique:
„Mensch, Lena, toll siehst du aus. Wenn du so weitermachst, wirst du vielleicht
mal so schön wie deine große Schwester.“
Marie hatte sich wirklich zusammenreißen müssen, um ihm nicht in die Arme
zu fliegen und ihn zu küssen. Aber das passierte ja häufiger.
Ach ja, apropos Geburtstagsgeschenk. Leo hatte Marie nicht nur Lenas
verdattert-zornigen Gesichtsausdruck geschenkt, sondern auch ein „ Dirty Dancing “-Poster, das er
gleich hatte aufhängen müssen.
Nun waren sie auf dem Weg in eine Karaoke-Bar. Sousanna war schon ein paar Mal dort gewesen und hatte Marie dazu gebracht, dort ihren
Geburtstag zu feiern.
Die Bar war ziemlich gut besucht, deshalb mussten sie sich zu acht in eine
Ecke quetschen. Der Zufall (ein unglücklicher, fanden Ricarda und Lena – ein
äußerst glücklicher, fand Marie) wollte es so, dass Leo zwischen Marie und
Ricarda saß. Letztere mühte sich, so weit sie nur
konnte, also in etwa drei Zentimeter, von ihm abzurücken, während nicht viel
dazu gefehlt hätte, dass Marie auf seinem Schoß saß.
Sie fuhr ihm durch das raspelkurze Haar,
flüsterte: „Du hast mir gefehlt“ und biss ihn sogar in einem Anflug von
Leichtsinn ins Ohrläppchen.
Leo ließ sich das gern gefallen, schließlich hatte er sie auch sehr
vermisst. Er war ein Einzelgänger und hatte auch kein Problem damit, lange von
seinem gewohnten Umfeld getrennt zu sein. Seit dem Tod seiner Mutter fühlte er
sich ohnehin nirgendwo mehr richtig zuhause. Aber über Wochen hinweg Maries
Abwesenheit ertragen zu müssen, fiel ihm doch schwer. Umso froher war er nun,
sie wieder in seine Arme schließen zu können, was er auch immer wieder beherzt
tat.
Die Stimmung stieg mit jeder Performance, dennoch weigerte Marie sich
allerdings standhaft, die Bühne zu betreten.
Soeben ertönten die letzten Takte von „I will survive “.
Die Dame, die Gloria Gaynors Hit dargeboten hatte,
hatte wohl eine harte Scheidung hinter sich. Das würde jedenfalls ihren
Enthusiasmus erklären.
Der Moderator mit dem glitzernden Oberhemd
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