Marie + Leo = Liebe (German Edition)
der Fahrt beide Arme fest um Marie zu legen, und auch ihr Sturz in den
Schnee war alles andere als Zufall.
Marie wusste nicht, ob sie wach
war oder träumte. Sie fühlte sich wie im Himmel, als sie nun an seine breite
Brust gekuschelt, eng von ihm umschlungen den Hang hinab raste. Sie war so in
ihre Glückseligkeit vertieft, dass sie erschrocken aufschrie, als sie plötzlich
etwas Feuchtkaltes in ihrem Rücken und Leo auf ihrem Bauch spürte. Offenbar
waren sie in den Schnee gefallen.
Leo wirkte sogar selbst ein
bisschen überrumpelt, denn so heftig hatte er den Sturz geplant.
Er lag über ihr und war ganz
schön schwer, aber das machte ihr nichts. Viel zu schnell fiel auch ihm das
wieder ein und er stemmte sich in die Höhe.
Marie musste etwas tun. Sie
packte ihn am Kragen, zog ihn zu sich herunter und küsste ihn.
Dummerweise hatte Leo genau die
gleiche Idee und wollte sich im selben Moment zu ihr herunterbeugen. Durch ihr
beherztes Ziehen bekam er etwas mehr Schwung als geplant und statt ihrer Lippen
trafen ihre Stirnen aufeinander.
Dem fähigen Interpreten fällt
auf, dass es sich bei dem Sturz vom Schlitten um eine äußerst gelungene
Vorausdeutung handelt.
„Autsch“, riefen sie gleichzeitig
und Leo zuckte zurück.
Marie hätte im Boden versinken
können, was diesmal nicht an Leos Gewicht liegen konnte, denn er hatte sich aufgerappelt,
stand neben ihr und bot ihr seine Hand, um aufzustehen.
„´ tschuldigung “,
murmelte sie.
„Macht nix.“
Sein Gesichtsausdruck sprach
eine andere Sprache. Er wirkte ziemlich angefressen und Marie hätte sich am
liebsten geohrfeigt.
Es war doch immer dasselbe! Da
bot sich die Gelegenheit schlechthin
und sie benahm sich einmal mehr wie der Elefant im Porzellanladen.
Sie rodelten zwar noch etwas
weiter, doch die gute Stimmung war verflogen.
Leo hielt politisch korrekten
Abstand zu ihr und je länger sie darüber nachdachte, desto mehr fürchtete sie,
er wollte ihr durch seine ablehnende Haltung verklickern, dass sie sich besser
von ihm fernhielt, kusstechnisch gesehen zumindest.
Aus den Boxen wummerte DJ Ötzis „Anton aus Tirol“ und seit dem dritten
Martini fand Marie den Song auch gar nicht mehr so schlimm wie heute Morgen
noch, als sie auf dem Pausenhof gewettert hatte, wie unverständlich es sei, dass
dieses Lied auf Platz eins der Charts war.
Sie war der Mittelpunkt der Party und hatte ganz viel Spaß. Ihr Top war
vielleicht ein bisschen hochgerutscht und wegen der Nylonstrumpfhose kroch auch
ihr Rock immer höher, aber was machte das schon?
Ihre Locken flogen durch die Luft.
Das Interesse des süßen Typen da drüben, der an der Box lehnte, hatte sie
auch geweckt.
Er sagte etwas zu den umstehenden Jungs und stieß sich mit dem Fuß von der
Box ab. Beinahe wäre er auf die Nase geflogen. Nur dem beherzten Zugreifen
eines seiner Kumpel hatte er es zu verdanken, dass er noch stand.
Noch ehe sie sich´s versah, stand er neben ihr, legte ihr einen Arm um die
Taille, zog sie dicht zu sich heran und flüsterte: „Na, wie wär´s?“
Marie roch seine Alkoholfahne und spürte seinen Atem dicht an ihrem Ohr. Sie
versuchte ihn wegzuschieben, doch er war stärker. Panisch blickte sie sich um.
Die Leute um sie herum scherten sich einen Dreck um sie. Es schien fast, als sähen
sie absichtlich weg.
Maries Verehrer wurde langsam ungeduldig, er hatte nicht damit gerechnet,
dass sie sich zieren könnte. Daher umfasste er ihr Handgelenk und zerrte sie
Richtung Ausgang. Sie rief um Hilfe, doch noch immer beachtete sie niemand.
Anfangs hatte Marie noch gedacht, dass er schon von ihr lassen würde, aber
er ließ sich nicht beirren.
Sie hatten die Tür schon fast erreicht, da bemerkte Marie zu ihrem
Entsetzen, dass der Türsteher in ein Gespräch mit einem hübschen Mädchen
vertieft war und sich überhaupt nicht darum scherte, wer hereinkam oder wieder
ging.
Mit ihrer Handtasche drosch sie auf den Unterarm des Betrunkenen ein, doch
er verstärkte lediglich seinen Griff.
Marie blickte nach allen Seiten. Wenn schon keine Fremden bereit waren, ihr
zu helfen, dann zumindest ihre Freunde, mit denen sie hier war.
Aber wo waren sie? Wo war Irene, wo Kim, wo Hannes?
Wenn doch nur Leo mitgekommen wäre. Mit Leo hätte ihr nichts passieren
können, aber er war zuhause, um für die Abiprüfungen zu
lernen.
Sie schluchzte, denn sie wusste genau, was nun passieren würde. Sie hätte
nie gedacht, dass ihr so etwas einmal passieren könnte, aber das
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