Marie + Leo = Liebe (German Edition)
dachten wohl
alle und irgendwem passierte doch immer etwas.
Vor lauter Tränen konnte sie gar nicht mehr richtig sehen. Sie merkte, dass
sie die Disco verlassen hatten und sie Richtung Parkplatz gezogen wurde. Noch
immer versuchte sie, sich zu befreien, doch sie hatte keine Chance.
Merkwürdigerweise blieben sie trotzdem stehen. Marie konnte wegen des
Tränenschleiers vor ihren Augen nicht viel erkennen, aber trotz der lauten
Musik konnte sie hören, dass der Typ brüllte: „Hey, was soll das?“
Er bekam keine Antwort, sondern ging in Folge eines gezielten Faustschlags
mitten auf die Nase ächzend zu Boden.
Marie fühlte sich wie nach dem Aufwachen aus einem unvorstellbar schlimmen
Traum und fiel Leo tränenüberströmt um den Hals.
Auf dem Heimweg fing es an zu
schneien. Das war gut, denn so hielten die Passanten die Tränen auf ihren Wangen
vielleicht für geschmolzene Schneeflocken.
Es war doch wirklich nicht zu
fassen, wie dämlich sie war. Da lag sie im Schnee mit Leo, den zu verführen an
sich bestimmt kein allzu schwieriges Unterfangen war, und was passierte? Gar
nichts. Oder doch, es war ja etwas passiert. Nur eben das Falsche.
Sie hatte ihm seine Genervtheit deutlich angesehen. Mit ihrer Tollpatschigkeit
und ihrer Verknalltheit ging sie ihm sicher gehörig
auf den Keks.
Das konnte nur bedeuten, dass
er nichts von ihr wollte. Wenn sie so weitermachte, würde er ihr vermutlich
auch noch die Freundschaft kündigen.
Marie fragte sich, ob das nicht
vielleicht sogar das Beste für sie wäre. Wie sollte sie es aushalten, ständig
in seiner Nähe zu sein, ohne ihm wirklich nah sein zu dürfen? Es war ohnehin
bloß noch eine Frage der Zeit, bis Leo die nächste Frauengeschichte anfing und
das würde sie nicht ertragen.
In ihrer Wohnung ließ Marie
sich ein heißes Lavendelbad ein, legte eine Celine Dion-CD in die
Stereo-Anlage, öffnete eine Flasche Prosecco und hatte Weltschmerz.
Als das Wasser kalt wurde, stieg
sie aus der Wanne, kuschelte sich in den Morgenmantel, den Leo ihr geschenkt
hatte, pflanzte sich aufs Sofa und legte die „ Dirty Dancing “-DVD in den Player. Natürlich erst, nachdem sie
sich eine riesige Tafel Schokolade aus der Küche geholt hatte.
Da den Film wohl alle kennen,
möchte ich an dieser Stelle noch einmal auf besagten Morgenmantel eingehen, um
die Zeit zu überbrücken.
Wie ich bereits erwähnt habe,
war er ein Geschenk von Leo. Er war aus Seide und mit einem dieser typischen
Kimono-Muster bestickt, die wir wohl ebenfalls alle schon einmal irgendwo
gesehen haben.
Ich erzähle Ihnen das, weil ich
es durchaus bemerkenswert finde, wenn ein rein platonischer bester Freund so
ein sexy Teil an seine rein platonische beste Freundin verschenkt. Das ist allerdings
nur meine bescheidene Meinung, bitte bilden Sie sich selbst eine eigene. Damit
Sie jedoch möglichst zum selben Ergebnis wie ich kommen, sei noch gesagt, dass
der Morgenmantel sehr kurz war.
Mehrfach in eine Decke gewickelt
schluchzte Marie sämtliche Mambo-Stunden, die Baby bei Johnny nehmen musste,
durch und nach dem Happy End wurde es auch nicht besser.
Leo war die Inkarnation von
Johnny Castle und Marie sein Baby. Nicht nur wegen deren Frisur, auch wenn diese
natürlich auch dazu beitrug. Woran also konnte es liegen, dass Baby und Johnny
im Film zwar nicht mühelos, aber letztendlich ja doch zueinanderfanden, sie
selbst aber nach 26 Jahren bis auf einen versehentlichen Kuss keine Erfolge bei Leo vorzuweisen hatte?
Gut, die ersten Jahre zählten
nicht wirklich. Da waren sie beide noch nicht im bindungsfähigen Alter gewesen
und daher hatte sie zu dieser Zeit auch noch kein ernsthaftes Interesse an ihm
gehabt. Von kindlichen Hochzeitsplänen mal abgesehen, die sie unter Beteiligung
diverser Teddys und gegen deren Willen auch Ricardas unzählige Male manifestiert hatte.
Leo war nun einmal ein Junge
gewesen und auch noch ein bisschen älter als sie, somit war er hochqualifiziert
für den Job als Maries zukünftiger Ehemann gewesen. Das war er übrigens immer
noch.
Wenn es jemanden gab, der ihr
helfen konnte, dann ihre Mutter. Blieb nur zu hoffen, dass sie auch erreichbar
war. Seit Maries Vater im Herbst in Rente gegangen war, hatte sie kaum von
ihren Eltern gehört, denn sie waren ständig unterwegs. Das traf nicht nur auf
Maries Eltern zu, sondern auf deren gesamten Freundeskreis. Karolin hatte noch
einen 400 €-Job als Verkäuferin in einem kleinen Schmuckgeschäft in der
Kleinstadt, aus der
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