Marie + Leo = Liebe (German Edition)
Marie und Leo kamen und in der die Claaßens immer noch lebten. Marie fragte sich, wie sie das mit ihrer exzessiven
Freizeitgestaltung überhaupt unter einen Hut brachte.
Sie hatte die Hoffnung, ihre
Mutter könnte ans Telefon gehen, schon beinahe aufgegeben, als sie sich doch
noch meldete.
„Hallo, Schätzchen.“
Es war schon tröstlich, ihre
Stimme und den Kosenamen zu hören, der Marie als Teenie so peinlich gewesen
war.
Vor lauter Schniefen brachte
Marie kaum ein Wort heraus, irgendwie schaffte sie es dann aber doch, „Leo“ zu stammeln , bevor sie erneut in Tränen ausbrach.
Mehr musste sie nicht sagen. Das
war nicht ihr erster Anruf dieser Art und überdies kannte Karolin ihre Tochter
gut genug, um zu wissen, wie sehr diese unter ihrer unerwiderten Liebe litt.
Sie redete ihr erst einmal gut
zu, doch dann wurde sie deutlicher.
„Du musst dich entscheiden, ob
du im Alter bereuen willst, dass du nie für deine Liebe gekämpft hast und nicht
weißt, ob ihr miteinander glücklich geworden wärt, oder ein Risiko eingehen
willst, das aber die Möglichkeit bietet, gemeinsam mit Leo alt zu werden – und nichts
bereuen zu müssen.“
Das machte Sinn.
„Jetzt halt doch mal still!“, maulte Marie.
War es denn wirklich zu viel verlangt, dass ihre beste Freundin sie mal
eben heiratete, bevor sie auf den Spielplatz zu den anderen gingen?
„Wir können doch auch auf dem Spielplatz heiraten“, motzte Ricarda zurück.
Sie wollte nicht ständig heiraten und, wenn sie denn unbedingt heiraten
musste, wenigstens nicht auch noch Leo sein, der war nämlich doof.
„Können wir ni-hicht !“, rief Marie.
Langsam riss ihr der Geduldsfaden. Sie hatte das schon mehrfach erklärt,
doch Ricarda hatte nicht zugehört
„Warum?“
„ Boah !“
Marie stampfte mit dem Fuß auf, dabei rutschte ihr die Gardine von der
Schulter. Sie verfing sich darin und war nur einen Augenblick später komplett
eingewickelt. Ricarda musste lachen, bekam dann aber doch Mitleid und half
Marie sich aus dieser misslichen Lage zu befreien.
Marie wusste, dass Ricarda es hasste, wenn man ungeduldig mit ihr wurde,
weil ihre Mutter eigentlich immer ungeduldig war. Es sei denn, Ricarda war in
der Schule gelobt worden, dann bekam sie von ihrer Mutter Süßigkeiten
geschenkt, obwohl sie die sonst gar nicht durfte.
Marie bekam auch oft etwas von Frau Pohl, weil diese sie für so einen guten
Einfluss hielt. Unter einem guten Einfluss konnte Marie sich nicht viel
vorstellen, aber Schokolade und Bonbons nahm sie gern.
„Wir können nicht auf dem Spielplatz heiraten, weil die anderen das nicht
wissen dürfen.“
Ricarda runzelte die Stirn. Schämte Marie sich etwa für sie? Sie war ihr
wohl nicht gut genug, was?
Ricarda zog Marie an den Haaren, daraufhin begann diese, wie am Spieß zu
schreien. Marie war wirklich so ein Mädchen.
Gott sei Dank saugte Tante Karolin gerade Staub, da konnte sie nicht hören,
was hier oben auf dem Speicher vor sich ging. Bei dem Gedanken daran wunderte
Ricarda sich mal wieder, weshalb ihre Mutter sich von Ricardas Freundinnen „Frau Pohl“ nennen ließ, während alle anderen Mütter schlicht
„Tante“ waren und geduzt wurden.
Irgendwann hatte Ricarda ein Einsehen und ließ Marie los, die sich erst
einmal ihre Zöpfe glatt strich.
„Warum soll keiner wissen, dass du mich heiratest?“
Marie lachte laut .
„Du, Doofi ! Das ist wegen
Leo.“
Ricarda verstand nicht.
„Na, weil keiner wissen darf, dass ich den später mal heirate.“
„Warum?“
Marie wurde es zu bunt.
„Weil der das selbst noch nicht weiß!“
Sie riss sich die Gardine von den Schultern und stürmte nach unten, während
Ricarda auf dem Dachboden zurückblieb.
Sollte sie den künftigen Bräutigam womöglich über das nahende Glück in
Kenntnis setzen? Nein, entschied sie. Er lag ihr dazu nicht genug am Herzen. Er
hatte es nicht anders verdient, als mit einer Ehefrau geschlagen zu sein, die er
tagtäglich dreimal aufs Neue heiraten musste.
Leo verstand sich selbst als
Mann der Tat. Einer, der alles direkt in Angriff nahm. Einer, der keine
Gelegenheit ungenutzt verstreichen ließ, der noch nicht einmal eine Gelegenheit
brauchte, um Marie einfach zu packen, zu küssen und ihr zu sagen, dass er sie
liebte.
Blöderweise kam ihm immer etwas
in die Quere. Und das lag keinesfalls immer nur an den Umständen. Gut, der
Zusammenstoß eben hatte vielleicht nicht unbedingt zur Romantik beigetragen.
Aber
Weitere Kostenlose Bücher