Marie + Leo = Liebe (German Edition)
paar Mal so durch die Luft, dass Ella schon
vom Zusehen schlecht wurde.
Kurze Zeit später verabschiedete Leo sich von Maries Verwandtschaft.
„Du wirst bestimmt mal ein toller Vater“, bemerkte Ella dabei nicht ganz
uneigennützig. Pauls Vater hatte sich schon vor drei Jahren aus dem Staub
gemacht und der Kurze wünschte sich ein Geschwisterchen in etwa so sehr wie
Ella sich einen neuen Mann wünschte. Weshalb also nicht zwei Fliegen mit einer
Klappe schlagen?
Gut, sie wusste, dass Marie ihn eingeladen hatte, aber die beiden waren
schließlich nur befreundet. Und dass Lena in ihn verknallt war, konnte Ella
auch egal sein. Was interessierten sie die Angelegenheiten ihrer verwöhnten
Cousinen mit den Vorzeigejobs, bei denen einfach alles gut lief und die
Probleme, wie sie sie hatte, gar nicht kannten?
„Kann schon sein“, entgegnete Leo.
Sie machte noch einen Schritt auf ihn zu. Ein kurzer Blick über ihre
Schulter bestätigte ihr, dass sie ungestört waren. Alle waren damit
beschäftigt, den Tisch abzuräumen, über Hammerzehen zu klagen und Marie beim
Auspacken ihrer Geburtstagsgeschenke zuzusehen.
Großer Gott, sie war 29 geworden, nicht einmal ein runder Geburtstag.
Wahrlich kein Grund, so enorme Präsente aufzufahren, dass Ellas
Einkaufsgutschein im Wert von 10 Euro daneben knauserig wirkte.
Ella befeuchtete ihre Lippen und fuhr mit ihrem Zeigefinger von Leos Brust
über seinen Bauch.
„Wollen wir es rausfinden?“
Einen ähnlichen Tonfall hat Leo schon mal gehört. Das war in einem dieser
Werbespots gewesen, die nur mitten in der Nacht auf bestimmten Sendern liefen.
Er legte Ella einen Arm um die Taille und zog sie noch näher zu sich heran.
Dann beugte er sich herunter und flüsterte in ihr Ohr: „Ich bin mir sicher,
dass du das schon bald erfahren wirst.“
Ella frohlockte innerlich und lächelte ihn an.
Leo richtete sich wieder auf und trat einen Schritt zurück.
„Wenn Marie und ich Kinder haben“, fügte er hinzu und entschwand.
Wutschnaubend blickte Ella ihm nach. Dämlicher Kerl. Er hätte ihr auch
einfach sagen können, dass er nichts von ihr wollte. Da brauchte er nicht derart
an den Haaren herbeigezogene Märchen zu erzählen.
Wenn Marie und ich Kinder haben , pah. Da lief doch nicht einmal etwas
zwischen den beiden. Und weshalb der verklärte Blick bei dieser Bemerkung?
Marie starrte auf den zweiten
Streifen. Um auch ja nicht grundlos in Panik zu geraten, sah sie noch einmal in
die Gebrauchsanweisung.
Sinngemäß stand dort, dass sie
schwanger war.
Sie musste sich erst einmal
setzen.
„Und?“
Ricarda und Frieda klopften an
die Badezimmertür.
„Die Zeit ist längst um. Sag´
doch was“, bat Frieda.
Ricarda war durch Greenpeace
schon ein bisschen abgehärteter und rief daher: „Sag was oder ich trete die Tür
ein.“
Marie seufzte. Gegen Ricarda
hatte sie keine Chance. Sie rappelte sich auf und schloss die Tür von innen
auf. Ricarda, die die Hand schon auf der Klinke hatte, stieß sie auf und
stürzte ans Waschbecken, auf dem der Schwangerschaftstest lag.
„Scheiße“, sagte sie und
drückte Marie an sich.
Marie versank in einer Wolke
aus ätherischen Duftölen . Ob das gut fürs Baby war?
Frieda hielt sich sowohl mit
Glückwünschen als auch mit Mitleidsbekundungen erst einmal zurück. Marie machte
nicht den Eindruck, als hätte sie sich schon eine Meinung zu diesem Thema
gebildet, da wollte sie nicht ins Fettnäpfchen treten.
Ricarda hatte Marie inzwischen
aus ihrem Klammergriff entlassen und sich mit verschränkten Armen ans
Waschbecken gelehnt.
„Und jetzt?“, wollte sie
wissen.
Marie zuckte mit den Schultern.
Sie würde das Kind bekommen. Ricarda und Frieda wussten, dass das nicht zur
Debatte stand.
Was Marie im Moment noch nicht
wusste, war, wie sie mit dieser Neuigkeit umgehen sollte. Machte sie das zu
einem schlechten Menschen? Musste man sich nicht auf sein Baby freuen?
Aber das Baby selbst bereitete
ihr kein Unbehagen, sondern die Umstände. Dass Leo jetzt gerade nicht hier war,
war schlimm genug. Sie hatte sich immer gewünscht, diesen Moment gemeinsam mit
ihm zu erleben.
Noch mehr zu schaffen machten
ihr jedoch die Zukunftsaussichten, die er ihr bieten konnte. Die Geburt, das
erste Wort, der erste Zahn, die Einschulung, die Konfirmation, das Abitur.
Welchem dieser Ereignisse würde Leo beiwohnen können? Welches dieser Ereignisse würde er erleben?
Marie brach in Tränen aus, wohl
zum dritten Mal heute.
Sie musste dringend
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