Marie + Leo = Liebe (German Edition)
Sessel
ihr gegenüber, fuhr sich durch seine raspelkurzen Haarstoppeln und starrte er an Marie vorbei ins Leere.
„Was ich dir jetzt sage,
hättest du eigentlich schon früher erfahren sollen. Aber ich wollte es dir
selbst sagen und konnte nicht eher hier sein“, begann er.
„Erzähl doch mal, wie geht es
dir?“
Maries Stimme überschlug sich.
„Es gab einen Unfall“, fuhr Kai
unbeirrt fort.
„Nein!“, rief Marie. „Halt den
Mund! Ich will das nicht hören!“
Sie wollte sich auf ihn
stürzen, doch er wehrte sie reflexartig ab und hielt sie fest.
Frieda und Ricarda lotsten sie
wieder zwischen sich auf die Couch, doch das beruhigte Marie natürlich auch
nicht.
Kai bereute, dass er diesen Job
nicht jemand anders hatte machen lassen.
„Ein Attentäter hat einen
Sprengsatz an der Einfahrt zum Lager montiert. Fernzündung. Die Bombe ging
hoch, als Leo gerade mit einigen anderen von einer Patrouille zurückkam“,
berichtete Kai.
Ricarda wollte das Gespräch
abkürzen.
„Was ist mit Leo passiert?“
Wer weiß, wie lange dieser
unfähige Idiot sonst noch um den heißen Brei herumschwafelte ?
Kai räusperte sich.
„Er lebt“, wich er aus.
Marie sagte nichts.
„Aber?“, drängte nun auch
Frieda.
„Er liegt im Koma. Er hat ein
Schädel-Hirn-Trauma. Deshalb ist sein Gehirn irgendwie angeschwollen.“
Kai hatte sich einen
medizinischen Vortrag zurechtgelegt, aber mehr als die Hälfte davon wieder
vergessen, daher stammelte er mehr vor sich hin, als dass er flüssig erzählte.
„Er ist noch vor Ort ins
künstliche Koma versetzt worden“, fügte er hinzu. „Die Ärzte wissen noch nicht,
ob er wieder wach wird.“
„Wo ist er?“, fragte Marie tonlos.
„Unterwegs nach Deutschland.
Heute ist er so stabil, dass er transportfähig ist. Ich bin noch da geblieben,
bis feststand, dass er- Also, ich wollte abwarten, ob- Er ist unterwegs nach
Deutschland.“
Hatte er das schon mal gesagt?
Marie legte die Hand auf ihren
Bauch.
Kai registrierte das und warf
Frieda einen schockierten Blick zu.
Als diese nur knapp nickte,
ließ Kai sich in den Sessel sinken. Verdammte
Scheiße!
Marie konnte heute nicht schnell genug mit der Arbeit fertig werden. An
sich war sie eine sehr motivierte Praktikantin, wie auch später in ihrem Arbeitszeugnis
zu lesen sein würde, aber heute hatte sie es eilig.
Leo hatte ihr eine Überraschung versprochen und den ganzen Tag schon
rätselte sie nicht nur, wie diese aussehen würde, sondern auch, weshalb sie
überhaupt eine bekam.
Sie hatte nicht Geburtstag und es war auch sonst kein Tag, an dem man mit
Überraschungen um sich warf. Leo zeigte Zuneigung ohnehin lieber, indem er
Bilder aufhängte und Glühbirnen wechselte.
Marie bezweifelte allerdings, dass er ihr verboten hatte, heute in der
Mittagspause nachhause zu kommen, weil er ihr zur Feier eines ihr noch
unbekannten Feiertages alle ihre Glühbirnen wechseln wollte. Jedenfalls hatte
er ihr angedroht, dass sie mit ihm joggen gehen müsste, wenn sie vor Punkt
sechs Uhr in ihrer Wohnung auftauchte. Da sie das nicht überleben würde, hatte
sie in der Mittagspause in der Kantine Frikadellen von vorgestern essen müssen.
Und das, wo sie doch gerade auf Diät war.
Um kurz vor sechs klingelte sie an ihrer Wohnungstür, so hatte Leo es ihr
eingetrichtert.
Er öffnete ihr im Anzug. Ihr Jeans-und-T-Shirt-Leo trug einen Anzug, der,
nebenbei bemerkt, gut und gerne so viel gekostet hatte, wie Marie in den drei
Praktikumsmonaten insgesamt verdiente. Und das an einem gewöhnlichen
Donnerstag.
„Hey, Prinzessin“, begrüßte er sie und schloss sie fest in die Arme.
„Prinzessin“ nannte er sie höchstens einmal im halben Jahr und auch dann
nur zu besonderen Anlässen. Was zum Teufel war heute los?
„Komm rein.“
Er bat sie in ihre eigene Wohnung. Er war nervös. Irgendetwas stimmte doch
hier nicht.
In der Wohnung roch es nach Essen. Nach richtigem Essen, nicht diesem
Fertigkram, den Marie sich immer „kochte“, und auch nicht nach rohen Eiern, wie
Leo sie bevorzugt zu sich nahm.
Er führte sie ins Wohnzimmer. Der Esstisch war festlich gedeckt. Mit einem
blütenweißen, entweder nagelneuen oder frisch gebügelten Tischtuch, einem
Kerzenständer und einer Flasche Champagner. Waschechtem Champagner, keinem
Sekt!
Marie strahlte, wusste jedoch noch immer nicht, was es zu feiern gab und
sah Leo daher fragend an.
Doch er weigerte sich Auskunft zu erteilen, nahm ihr die Jacke ab, rückte
ihren
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