Marie + Leo = Liebe (German Edition)
solchen Fällen zu sagen
pflegte.
Marie war kein großer Fan von One - Night -Stands . Das glaubte sie zumindest. Wissen
konnte sie es nicht, denn sie hatte noch nie einen gehabt.
Allein die Vorstellung, mit
einem Fremden zu schlafen, in den sie nicht verliebt war, fand sie abstoßend
genug.
Trotzdem konnte sie irgendwie
verstehen, dass Leo zumindest einen Teil der Masse an Angeboten, die er bekam,
nicht ungenutzt verstreichen ließ.
Bemerkenswert fand sie, dass er
in Beziehungen trotz alledem immer treu gewesen war. Das war insbesondere
deshalb unverständlich, weil eine seiner Exfreundinnen schlimmer war als die andere.
Allen voran Daniela. Marie
konnte sich dank Leos Gesprächigkeit, wenn es um das Thema geschlechtliche
Liebe ging, zwar lebhaft vorstellen, was ihn an ihr gereizt hatte. An seiner
Stelle hätte sie es aber gar nicht erst zum Äußersten kommen lassen.
Daniela war nicht auffallend
hübsch, ihr Gesicht war durchschnittlich und nichtssagend. Ganz anders als ihre
durchaus beachtliche Oberweite, in die der Schönheitschirurg offenbar nicht nur
Silikon, sondern auch sämtliche ihrer Gehirnzellen transplantiert hatte.
Drei Jahre lang waren Daniela
und Leo ein Paar gewesen. So lange hatte er gebraucht, um zu begreifen, dass
eine Frau, die dringend zum Logopäden gemusst hätte, aber nie einen hatte
aufsuchen können, weil sie nicht wusste, wie man dieses Wort schreibt, sich
nicht als Lebenspartnerin eignete.
Als Marie heute Morgen
aufgewacht war, war Leo schon joggen und beim Bäcker gewesen, hatte ihr ein
Croissant mit Honig geschmiert und einen Kakao für sie gekocht.
Marie fand es schrecklich
ungemütlich, dass Leo nie mit ihr frühstückte, aber er bestand darauf, jeden
Morgen rohe Eier zu trinken. Kein Witz!
Einmal hatte Marie gesagt:
„Wenn wir zusammen wären, müsstest du dir aber nach deinem Frühstück die Zähne
putzen, wenn du mich küssen wolltest.“
Leo hatte gelacht und gesagt:
„Wie gut, dass wir nicht zusammen sind.“
Marie war unschlüssig, wie es
nun weitergehen sollte. Natürlich hatte Lars sich unmöglich benommen.
Sie hatte stets verkündet, dass
Untreue für sie ein sicherer Trennungsgrund wäre, und eigentlich hielt sie
diesen Standpunkt immer noch für richtig.
Nichtsdestotrotz zögerte sie.
Sie wollte nicht wieder allein sein.
Bevor sie Lars kennen gelernt
hatte, war Marie sechs Jahre lang Single gewesen.
Es gab zwar immer wieder
Männer, die sich für sie interessierten, daran lag es nicht. Sie waren bloß
alle so langweilig. Sicherer Job bei der Bank, Doppelhaushälfte, zweieinhalb
Kinder und Labrador. Das war, was sie ihr hätten bieten können.
Doch Marie wollte mehr. Sie
wollte einen echten Kerl, mit dem sie Abenteuer erleben konnte.
Wer sie nur oberflächlich
kannte, hätte nie geahnt, dass Marie irgendetwas wollen könnte, das mit
Unsicherheit verbunden war.
Aber wenn es um Männer ging,
setzte bei Marie der Verstand aus. Dann suchte sie sich Draufgänger aus, bei
denen man nie so genau wissen konnte, was als nächstes passieren würde. Männer
wie Johnny Castle aus „ Dirty Dancing “
eben.
Männer wie Leo.
Wie Marie ausgerechnet an Lars
hatte geraten können, wenn sie doch eigentlich jemanden wie Leo wollte, konnte
sie sich im Nachhinein selbst nicht mehr erklären. Es war wohl dieses
Unkonventionelle, das Lars an sich hatte, was sie für ihn eingenommen hatte.
Er war in einer Band, die seit
mehreren Jahren kurz vor dem großen Durchbruch stand. Den Musikstil, den sie
praktizierten, hatte Lars Marie bei ihrem Kennenlernen als „experimentelle
Mischung aus HipHop und Heavy Metal “
bezeichnet.
Stellen Sie sich einfach einen
Rammstein-Song vor, der von einem 50 Cent-Hit durchsetzt ist. Kein Wunder, dass
das niemand hören wollte.
Lars war der Bassist der Band
und behauptete, gleichzeitig eine Art Managerposten innezuhaben.
Es war ihm sogar einmal
gelungen, Marie dazu zu überreden, eine Vorankündigung eines Auftritts der „ Pinheads “, wie sich die Band originellerweise nannte, als Randnotiz in der Zeitung zu veröffentlichen.
Hanno hatte sich zu diesem
Zeitpunkt auf den Kanaren befunden und Jens als seinen Vertreter auserkoren.
Da Jens das meiste egal war
(wenn es um Arbeit ging, war ihm eigentlich alles egal), hatte er Marie
gewähren lassen und auch die wütenden Leserbriefe von Kleingärtnern und
Dackelzüchtern nicht beachtet, die von dem Konzert nicht ganz so angetan
gewesen waren wie erwartet.
Da sich die „ Pinheads “ wie
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