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Marie und die Meerjungfrau (Das Geheimnis der Zaubermuscheln)

Marie und die Meerjungfrau (Das Geheimnis der Zaubermuscheln)

Titel: Marie und die Meerjungfrau (Das Geheimnis der Zaubermuscheln) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lassal
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der Kammer kam, hatte er ein kleines Ölgemälde in der Hand, das nicht viel größer als ein normales Blatt Papier war. Es steckte in einem reich verzierten Holzrahmen aus Treibholz und zeigte ein wunderschönes, sehr zierliches Mädchen, nachts, in einem glänzenden grünlich-blauen Kleid, auf dem ganz viele kleine Lichter zu leuchten schienen. Das Mädchen stand auf einem Felsen am Meer — wie eine Ballerina — und eine handgroße, glänzend weiße Muschel steckte in ihrem langen, schwarzen Haar. Sie lächelte einen schokoladenbraunen Welpen an, den sie in ihren Armen hielt und der ihre Hand leckte. Ihr langes schmales Kleid, das mit großen schimmernden Schuppen besetzt war, umspielte ihre Füße und hing wie eine zarte grünlich-blau-silberne Flosse vom zerklüfteten Felsen herab.
    Marie fand, dass das Mädchen, von der Haarfarbe abgesehen, ein wenig so aussah, wie sie selbst.
    „Was für ein schönes Bild! Hast du das gemalt?”
    „Ein Junge hat es gemalt. Und er hat es mir … sagen wir mal, er hat es mir überlassen”, erwiderte der alte Mann und schmunzelte, als Marie in einem Atemzug etwas hauchte, das so klang wie:
    „Das-ist-aber-sehr-nett-von-ihm,-dir-dieses-herrliche-Bild-zu-schenken.”
    „Übrigens Marie, das ist das Mädchen, von dem ich Dir eben erzählt habe.”
    „Aber sie hat doch Beine!”, warf Marie ein.
    „Hoho, jaja”, lachte Opa Donnersee. Dann beugte er sich zu Marie hinunter und flüsterte ihr ins Ohr: „Aber nur einmal im Monat — für die Dauer einer Nacht!”
    Er ließ die Worte kurz wirken und ergänzte dann, immer noch flüsternd:
    „In den dunklen Neumondnächten, wenn der Mond nicht scheint, können Meerjungfrauen ans Land kommen, wusstest du das, Marie? Sie steigen aus ihren Fischschwänzen und spielen und rennen bis zum Morgengrauen im Licht von Tausenden von Glühwürmchen und kleinen Leuchtquallen am Strand.”
    Er zeigte auf das Bild, dorthin, wo im Himmel ein riesiger Neumond angedeutet war.
    Marie war sich nicht sicher, ob sie die Geschichte glauben sollte. Wahrscheinlich, so dachte sie, wollte Opa Donnersee sie nur ablenken. Und da sie das nett von ihm fand, beschloss sie, ihm ihre Zweifel nicht zu zeigen.
    „Das Rennen am Strand macht ihnen bestimmt viel Spaß”, erwiderte sie also lächelnd. „Wo Meerjungfrauen doch sonst immer schwimmen müssen.”
    Opa Donnersee lachte dröhnend. Er hatte wohl gemerkt, dass das Mädchen gezögert hatte.
    „Du glaubst mir nicht?! All diese Geschichten …”, und er zeigte mit einer großen Bewegung seiner Arme um sich herum auf die Fotografien und Reiseerinnerungen, die an den Wänden hingen, „… sind wahr!” Und dann ergänzte er ernsthaft: „Die Geschichte der Meerjungfrau, jedoch, ist noch viel, viel wahrer! ”
    Marie schaute mit großen Augen auf das Bild. Sollte es doch stimmen? Eine Meerjungfrau mit Beinen?! Und sie stellte sich vor, wie die Meerjungfrau am Strand tanzte und wie tausend kleine Glühwürmchen um sie herumflogen und sich mit ihr freuten. Sie dachte an die einsamen Buchten mit den verkrusteten Felsen, an den Wind, der nachts im Dünengras flüsterte, und an die unheimlichen Nebelwände, die die Insel oft verschluckten und völlig von der Außenwelt abschirmten … Plötzlich fand sie den Gedanken, dass es Meerjungfrauen geben könnte, gar nicht mehr so abwegig.
    „Wer hat ihr das Tanzen beigebracht?”, fragte Marie neugierig. „Oder tanzen alle Meerjungfrauen?”
    „Oh nein, Marie”, sagte Opa Donnersee geheimnisvoll, „ich glaube, sie ist die einzige kleine Meerjungfrau, die das Tanzen lernen wollte. Der Wind hat es ihr beigebracht und die Wolken und das hohe Gras in den Dünen. Die kleinen Glühwürmchen und die Quallen und selbst die Wellen. Von allen hat sie ein wenig lernen können.”
    „Und der kleine Hund? Hat er auch nur in Neumondnächten Beine?”
    „Nein. Hoho-ho!”, lachte Opa Donnersee. „Das ist ein echter kleiner Hund.”
    Und so erzählte der alte Mann Marie die Geschichte der Meerjungfrau, die vor vielen Jahren in einem fürchterlichen Sturm einen Welpen aus den tosenden Wellen retten konnte. Schweren Herzens, da sie ja wusste, dass das Meer kein Ort für einen kleinen Hund war, gab sie ihn einem Menschenjungen. Sie flehte den Jungen an, für ihr Hundebaby zu sorgen und ihn ihr in den Neumondnächten an den Strand zu bringen, wenn sie ans Land kommen konnte.
    „Der Junge hatte ihr versprochen, gut auf den kleinen Hund aufzupassen und mit ihm zu ihr an den Strand zu

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