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Marie und die Meerjungfrau (Das Geheimnis der Zaubermuscheln)

Marie und die Meerjungfrau (Das Geheimnis der Zaubermuscheln)

Titel: Marie und die Meerjungfrau (Das Geheimnis der Zaubermuscheln) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lassal
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und das schaffen nur ganz wenige Maler.”
    „Und das hat er in der Muschel gesehen? Dass er es schaffen würde, die Seele der Dinge zu malen?”
    „Ja, das hat er.”
    „Und?”, warf Marie neugierig ein. „Hat er es geschafft?”
    „Ja, das hat er”, lachte Opa Donnersee, und sein Bauch hüpfte vor Freude.
    „Und wo ist die Muschel der Meerjungfrau jetzt?”, fragte Marie ganz aufgeregt. Opa Donnersees Bauch hörte auf zu hüpfen und der alte Mann zuckte mit den Schultern „Der Junge hat sie zurück ins Meer geworfen.”
    „WAAAAS?” Marie wollte ihren Ohren nicht trauen. Da bekommt jemand von einer Meerjungfrau eine Muschel, die die Zukunft zeigen kann, und was macht er? Er wirft die sie zurück ins Meer? Das konnte doch nicht sein! Marie war entsetzt.
    Opa Donnersee schmunzelte und beruhigte sie:
    „So ist das mit Zauberdingen, Marie, man darf sie nicht ewig behalten. Zauberei ist den Menschen immer nur geliehen, sie gehört uns nicht. Nach vielen Jahren, als der Junge erwachsen und ein sehr guter Maler war, hat er die Muschel deshalb zurück ins Meer geworfen.”
    „Dann hatte er die Muschel aber ganz schön lange behalten”, erwiderte Marie stirnrunzelnd. „Es dauert doch eine Ewigkeit, bis man endlich erwachsen ist.“
    „Das stimmt wohl, Marie”, lachte der alte Mann, „obwohl es einem im Nachhinein eher kurz vorkommt. Andererseits läuft die Zeit in der Welt der Zauberei anders als in der Welt der Menschen. Was für den Jungen ein paar Jahre waren, dauerte für diese Muschel sicher nicht länger als der Flügelschlag einer Libelle.”
    Marie dachte kurz an die Libellen, die sie neulich mit ihrem Vater am kleinen See der Insel beobachtet hatte, wie sie zwischen den hohen Gräsern in der Luft standen. Ihre Flügel schlugen so schnell, dass sie sie nicht einmal erkennen konnte. Die Zeit ist schon eine merkwürdige Sache, dachte sie.
    „Siehst du diese leere Stelle im Bilderrahmen?” Opa Donnersee zeigte auf eine Einbuchtung im unteren Teil des Rahmens, die etwa so groß war wie ein Frühstücksbrötchen: „Hier hatte der Junge die Muschel der Meerjungfrau aufbewahrt.”
    Marie fuhr ehrfürchtig mit ihren Fingern über die Stelle, an der die Muschel gelegen hatte. Sie war rau, und ein wenig Staub hatte sich dort angesammelt.
    „Und die Muschel ist nie wieder aufgetaucht?”
    „Nein, Marie, soviel ich weiß, ist sie das nicht.”
    Das Mädchen seufzte.
    „Würdest du denn gerne in die Zukunft sehen?”, fragte Opa Donnersee neugierig.
    Marie nickte nur stumm, ohne aufzublicken. Das Letzte bisschen Farbe war dem Mädchen aus dem Gesicht gewichen. Sie war nun fast so weiß, wie ihr Kleidchen und sah sehr unglücklich aus.
    „Ich würde doch so gerne eine Ballerina werden”, flüsterte sie nach einer Weile, wobei sie eher zur Meerjungfrau auf dem Bild sprach, als zu dem alten Mann, der neben ihr stand. „Aber das geht natürlich nicht — wegen meiner Krankheit geht es nicht, und … und weil wir zu arm sind, um den Tanzunterricht zu bezahlen.”
    Marie blickte an ihrem Kleidchen herunter und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Es war kein Kleid. Es war ein umgenähter Schleier. Noch nicht einmal ein kleines Tanzkleid konnten sie sich leisten, so arm waren sie.
    „Und nun möchtest du wissen, ob dein Traum sich trotzdem erfüllen wird?”

    Marie nickte und eine dicke Träne rollt ihr die Backe herunter … Es war doch ihr einziger Traum. Robbie fiepte. Die zerfurchte Stirn des alten Mannes lag in tiefen Falten, während er sich gedankenverloren über den struppigen Bart strich.

Die Muschel der Meerjungfrau
    M aries Gedanken wirbelten ihr wie Herbstlaub durch den Kopf, als sie sich von Opa Donnersee und Robbie verabschiedete. Sie hatte das große Bedürfnis, alleine zu sein, um über alles, was sie gerade gehört hatte, nachdenken zu können.
    Marie beschloss, sich bei den Dünen noch eine Weile in die warme Sonne zu setzten und auf das Meer zu schauen.
    Die Sonne stand tief und die schroffen Felsen, die aus den kleinen Meerwasserseen ragten, die die Ebbe in der Bucht vergessen hatte, warfen lange Schatten über den Sand. Am Ende der Dünung, kurz bevor der verbotene Pfad anfing, setzte Marie sich auf einen Stein, der pilzartig aus dem Sand ragte und nach Sonne roch. Gedankenverloren schaute sie hinunter zur Bucht.
    Da sah sie den Felsen.
    Es war genau der gleiche Felsen, wie auf dem Bild bei Opa Donnersee: der Felsen, auf dem die Meerjungfrau mit ihrem Welpen gestanden hatte. Konnte

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