Marie und die Sache mit Papas neuer Freundin
zwei«, sagte Marie und ging in die Schule.
Die Rückkehr der Alien-Königin
Dieser Schultag und auch der folgende verliefen völlig ereignislos. Fritz-Marvin hatte Maries Vorstellung mit fast nacktem Po endlich vergessen und machte sich stattdessen über die Drillinge und ihren Weltenfön lustig. Für Marie war das ein voller Erfolg.
»Verstehst du, Cem? Ich habe es geschafft!«, erklärte sie ihrem Freund am Freitag in der großen Pause. »Meine Pechsträhne ist vorüber. Judiths Pech hat mein Pech ausgeschaltet. Käpt’n Marie hat gesiegt!«
Es war, als trüge Marie einen glühenden Edelstein in sich, der ihr Inneres mit einem hellen Licht erfüllte und sie bis in die letzten Winkel ihres Körpers wärmte. Doch der leuchtende Edelstein wurde regelmäßig zu einem feurigen Gesteinsbrocken, wenn sie an Papas Gesicht dachte, als er verzweifelt Judiths Brille gesucht hatte. An Judithsblaue Flecken und Beulen, die sie sich halbblind beim Suchen zugezogen hatte. An Cems Gesicht, als sie ihm von der Ketchupmarmelade erzählt hatte. »Das ist so eklig, die müssen bestimmt brechen. Bist du gemein, Marie!«, hatte er gesagt.
»Es war doch nur ein Spaß!«, sagte sich Marie immer wieder, doch der feurige Brocken bestand darauf, zentnerschwer in ihren Magen zu plumpsen.
Maries Glück hielt. Freitagnachmittag verkündete Elias, dass Judith überraschend über das Wochenende zu einer Freundin gefahren war. Er war sichtlich geknickt, aber Marie jubelte innerlich. Sollte sie es geschafft haben, den Eindringling endgültig zu vertreiben?
Das Wochenende wurde genau so, wie ein Wochenende mit Papa immer war: toll. Sie kauften für ein Festessen ein und aßen schließlich nur Tiefkühlpizza, um mehr Zeit zum Spielen zu haben. Sie gingen in den Wald und lasen jede Menge Geschichten. Elias guckte Fußball im Fernsehen, und Marie bastelte ein neues Raumschiff für den Sachunterricht. Sonntagabend war Marie zum ersten Mal seit Wochen wieder richtig glücklich. Vergessen waren Ekelschnurrbart, Lächeljudith, Pechsträhne und böse Streiche. Es gab nur noch Elias und sie und – die Türklingel.
Papa sprang vom Sofa auf. »Das wird Judith sein!«, sagte er und hechtete zur Tür.
Sie war also wieder da. Marie ging wortlos in ihr Zimmer. Leise hörte sie, wie Elias seine Freundin begrüßte. Zweimal rief er nach Marie, aber sie rührte sich nicht. Was Papa und Judith heute Abend wohl machten? Redeten sie über sie?
Gedankenverloren schmiss Marie Dreckwäsche auf einen Haufen, stapelte die Bücher ordentlich auf, schüttelte ihr Bett aus, dass der Staub wie Schneeflocken durch ihr Zimmer tanzte, saugte und wischte und setzte die Puppen in Reih und Glied ins Regal.
Als alles tipptopp ordentlich war, legte sie sich ins Bett und wartete, dass Papa zum Gutenachtsagen kam. Der würde Augen machen!
Papa kam nicht. Käpt’n Marie schlief ein und träumte von der bösen Anführerin der grünen Aliens.
Unhappy Birthday
Marie wachte früh auf am nächsten Morgen. Sie schlich ins Badezimmer, um ja nicht Elias oder Judith in ihrem halbierten Schlafanzug zu begegnen. Vorsichtig ging sie in die Küche, wo sie hoffte, allein frühstücken zu können, doch Judith war schon wach. Sie hatte einen Kuchen auf den Tisch gestellt, auf dem bunte Kerzen steckten. Drumherum lagen Konfetti, Luftschlangen und drei Päckchen. Eine Girlande mit dem Schriftzug HAPPY BIRTHDAY hing quer durch die Küche.
Marie blieb stehen wie vom Donner gerührt.
»Scheiße!«, entfuhr es ihr. Erschrocken schlug sie die Hand vor den Mund. »Entschuldigung.«
»Marie!« Judith lachte überrascht. »Was ist denn los? Schlechte Laune an Elias’ Geburtstag?«
Marie schossen die Tränen in die Augen. »Ich habe Papas Geburtstag vergessen«, flüsterte sie. »Sonst habe ich immer einen Kuchen besorgt und das Frühstück gemacht, und ein Geschenk hatte ich auch immer! Sch… Schwein und Schwitzen!«
»Oh weh.« Judith biss sich mitfühlend auf die Fingernägel. »Uns fällt schon etwas ein! Hast du nicht noch eine Bastelei aus der Schule da?«
Marie schüttelte den Kopf.
»Nein? Oder Süßigkeiten, die du Elias schenken kannst?«
Marie zuckte mit den Schultern.
»Auch nicht. Dann nimmst du eins von meinen Geschenken.« Nachdenklich blickte Judith die bunten Päckchen an. »Das Rasierwasser, nein, das wohl nicht. Der Gutschein für das Klavierkonzert passt auch nicht. Und das Buch solltest du nicht mal lesen, geschweige denn verschenken.«
Traurig plumpste Marie auf
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