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Marie und die Sache mit Papas neuer Freundin

Marie und die Sache mit Papas neuer Freundin

Titel: Marie und die Sache mit Papas neuer Freundin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Scheller
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Marie?«
    Judith ging in Richtung Kasse, und Marie folgte ihr schnell. Sie war froh, von Papa wegzukommen, weg von diesem unsicheren, traurigen Blick. Ich will dich überhaupt nicht   – das stimmte zwar, aber hatte sie es Judith unbedingt an den Kopf werfen müssen? Die war ja noch nicht mal böse, aber dafür war Papa verletzt. Ekeltag!
    Elias holte Judith und Marie in der Kassenschlange ein.
    »Worüber habt ihr euch gerade gestritten?«, fragte er ruhig.
    »Wir streiten nicht, Schatz, wir haben nur etwas besprochen, eine kleine Überraschung«, flötete Judith. Konnte denn nichts ihre fröhliche Stimmung trüben?
    Marie beschloss, es darauf ankommen zu lassen. »Doch, Fräulein Perfekt und ich haben durchaus gestritten. Weil sie sich nämlich in alles einmischt! Weil sie mich und dichnicht in Ruhe lässt! Weil nicht mal die versteckte Brille und die Ketchupmarmelade ihr klarmachen, dass sie bei uns nichts zu suchen hat!«
    Die Luft gefror zu Eis, genau wie Papas Augen, die sie zehn Jahre lang liebevoll angeguckt hatten.
    »Fünf Euro achtunddreißig«, sagte die Kassiererin in die Stille. Sie sah erstaunt auf, als keiner der drei an der Kasse sich regte. »Hast du Streit mit Mama und Papa?«, fragte sie Marie mitfühlend.
    »Das ist nicht meine Mama«, sagte Marie. Sie drehte sich um und ging.

Hinter Glas
    Marie lief die breite Einkaufsstraße entlang. Papa hatte noch kein Wort gesagt, hatte Marie nicht einmal angesehen. Also ging Marie extra ein paar Schritte vor Elias und Judith her, damit sie das nicht dauernd merken musste. So musste sie auch nicht mit ansehen, wie die beiden Verliebten Händchen hielten und sich küssten.
    Immer wieder wich Marie den Einkäufern und Schaufensterbummlern aus, die die Bürgersteige verstopften. Auf der Straße brummten Busse und Taxis vorbei. In all dem Trubel fühlte Marie sich seltsam einsam, fast so als wäre sie nur ein Zuschauer, eine Außerirdische, die aus dem Fenster ihres Raumschiffs auf die Erde blickt. Vielleicht kam ja Maries silbernes Hausaufgaben-Raumschiff, um sie abzuholen! Und wenn die Rakete der bösen Alien-Königin höchstpersönlich käme, Marie würde sofort einsteigen.
    Nach wenigen Minuten erreichten Marie, Elias und Judith die Bushaltestelle. Der Bus stand schon bereit. Marie nahm in der Bank vor Papa und Judith Platz und starrte aus dem Fenster. Es gefiel ihr, dass sie die anderen Menschen, Radfahrer, Autos und Hunde nur hinter den Fensterscheiben des Busses sehen konnte. Wahrscheinlich würde so auch der Rest ihres Lebens ablaufen, allein hinter Glas, von Papa für immer getrennt.

    Im Film, dachte Marie, würde jetzt Musik erklingen, langsame Musik mit einem traurigen Text, sodass man tränenreich mit der Hauptfigur mitfühlen würde. Aber Marie wollte sich noch nicht einmalselbst bemitleiden. Wie die Sonne nach einem langen Regen hinter den Wolken hervorbricht, war ihr plötzlich klargeworden, dass nicht Judith in den letzten Wochen das Problem gewesen war. Sie selbst war es gewesen. Ihre Streiche und ihre schlechte Laune hatten Papa nicht von Judith weggedrängt, sondern von ihr selbst. Marie hatte Elias für immer verloren, genau wie sie es befürchtet hatte, seit Judith an Halloween wie ein Geist bei ihnen aufgetaucht war. Und schuld daran war nicht Judith, sondern Marie selbst.
    Marie, Elias und Judith stiegen schweigend aus dem Bus aus, gingen schweigend nach Hause und betraten schweigend den Flur. Ein einzelner Schuh stand vor der Eingangstür, Sand rieselte heraus. Maries Regenjacke lag unter dem Haken, Papas Laufschuhe waren achtlos in eine Ecke geworfen worden. Alles sah aus wie immer.
    Konnte zwischen Marie und Papa auch noch alles wie immer sein? Konnte vielleicht doch ein Regenbogen erstrahlen, eine plötzliche Versöhnung, ein Wunder geschehen? Papa musste nur etwas sagen, ihr irgendein Zeichen geben, dass sie noch seine Tochter war! Marie band ihre Schuhe extra langsam auf, hängte ihre Jacke ordentlich auf einen Bügel, strich die Kapuze glatt und faltete den Schal zusammen. Ihren Schulranzen stellte sie sorgfältig in eine Ecke. Dann gab es nichts mehr für sie zu tun. Und sosehrsie auch hoffte, dass Elias ein Wort an sie richten, sie wenigstens anschreien würde, es blieb alles still.
    Marie spürte, wie ihr letztes Fünkchen Hoffnung von einem Eimer eisigen Wassers ertränkt wurde. Bevor das Wasser durch ihre Augen wieder hervorbrechen konnte, rannte sie die Treppe hinauf und ging in ihr Zimmer. Erst als Marie sicher in ihrem

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