Marie und die Sache mit Papas neuer Freundin
, dachte Marie.
»Ist der Schnee nicht hübsch?«, schwärmte Judith weiter. »Frau Holle schüttelt im Himmel ihre Betten aus.«
»Babymärchen«, murmelte Marie. Judith sagte nichts dazu. Sie betrachtete die Schneeflocken auf ihrem Mantelärmel.
»Gehen wir jetzt endlich einkaufen?«, fragte Marie ungeduldig.
»Natürlich. Da entlang.«
Marie und Judith liefen durch die Fußgängerzone biszu einem großen Kaufhaus. Auf der Rolltreppe fuhren sie ins Kellergeschoss, wo sich ein kleiner Supermarkt befand.
»Was sollen wir kochen?«, überlegte Judith laut. »Fingerfood, würde ich sagen, das mag Elias. Kennst du Fingerfood? Das isst man mit den Fingern.«
»Weiß doch ein Baby.«
Judith ließ sich nicht beirren. »Was magst du am liebsten? Bunte Spieße? Hähnchenflügel? Gemüsestäbchen mit Dips?«
»Babyegal.«
Zum ersten Mal verrutschte Judith das Lächeln, und sie runzelte die Stirn. Dann strich sie die blonden Haare zurück und rückte ihre Brille gerade. »Dann machen wir das also.«
Judith schob den Einkaufswagen und suchte die Zutaten in den Regalen zusammen. Marie trottete immer zwei Schritte hinter ihr her und grübelte.
Judith kannte Papa anscheinend schon ganz genau. Klar, er liebt Fingerfood. Elias und sie aßen es oft am Wochenende auf dem Sofa. Warum war Marie nicht auf diese Idee gekommen? Judith bereitete Papa einen tollen Geburtstag, und sie stand dumm daneben. So konnte es nicht weitergehen!
Judith und Marie waren inzwischen an der Kasse angekommen. Judith bezahlte und packte die Einkäufe in ihren Rucksack.
Nun ging es in die Schreibwarenabteilung, wo es auch Kerzen und Luftballons gab.
»Aus Krepppapier können wir tolle Girlanden basteln«, erklärte Judith. »Dann brauchen wir noch hübsche Servietten. Suchst du welche aus?«
Marie zog ein Päckchen tiefschwarze Papierservietten aus dem Stapel.
Judith zog die blonden Augenbrauen in die Höhe. »Ist das dein Ernst, Marie? Sind die nicht ein bisschen traurig? Wie findest du die hier?« Sie zeigte Marie Servietten mit rosa und gelben Blumen.
»Papa ist doch kein Mädchen.«
»Dann diese?« Judith hielt nun blau-weiß gestreifte Servietten hoch. Die erinnerten Marie unangenehm an den Schlafanzug, den sich Papa und Judith geteilt hatten. Sie zuckte mit den Schultern, und Judith legte die Packung in den Einkaufskorb.
»Jetzt fehlt nur noch ein Geschenk von dir für Elias. Hast du schon eine Idee, Marie?«
Marie zwang sich zu einem freundlichen Blick. Jetzt ging es schließlich um Papa, und irgendwie meinte Judith es auch nett.
»Nein, leider nicht«, seufzte Marie. »Letztes Jahr habe ich ihm einen Kalender mit Fotos gebastelt und zu Weihnachten eine CD aufgenommen.«
»Aber für so etwas haben wir heute Nachmittag keine Zeit, denn wir müssen kochen und dekorieren.«
»Ich weiß aber sonst nichts.«
»Kannst du Elias ein Geschenk kaufen?«
Marie wühlte in den Jackentaschen. 38 Cent kamen hervor, der Rest vom Taschengeld.
»Dann gebe ich dir fünf Euro, und davon kaufst du etwas Schönes.«
»Nein«, wehrte Marie ab.
»Doch, doch, das ist kein Problem!«
»Ich will das aber nicht!« Schlimm genug, dass Judith alle guten Ideen hatte. Wenn auch noch Maries Geschenk von Judith käme, das könnte Marie nicht aushalten.
»Aber es ist doch für Elias! Also nimm das doofe Geld!« Judith kramte in ihrem Geldbeutel und drückte Marie einen Fünf-Euro-Schein in die Hand.
»Ich will dein Geld nicht!«, rief Marie. Sie warf den Schein achtlos zurück in Richtung Judith. »Ich will dein Fingerfood nicht und deine Girlanden und deine Servietten auch nicht! Ich will dich überhaupt nicht!«
Marie verstummte. Judith sah plötzlich sehr traurig aus, wie sie da mit ihrem Rucksack zwischen Partygirlanden und bunten Luftballons stand.
Da hellte sich ihr Gesicht auf. »Elias!«
Marie fuhr herum. Hinter ihr stand tatsächlich Papa. Sein Gesicht zeigte eine Mischung aus Überraschung, Schock und Verwirrung. Marie wurde sofort knallrot. Hatte er alles gehört?
»Was machst du denn hier, Schatz?«, fragte Judith mit einer künstlich hohen, sehr fröhlichen Stimme. »Solltest du nicht bei der Arbeit sein?«
»Ich habe mir extra frei genommen«, antwortete Elias. Sein Blick wanderte von seiner Tochter zu seiner Freundin und wieder zurück. »Ich wollte ein paar Kleinigkeiten für eine Geburtstagsfeier heute Abend besorgen. Und ihr?«
Judith versteckte die Partydeko hinter ihrem Rücken. »Frauensachen. Sollen wir zahlen,
Weitere Kostenlose Bücher