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Marie und die Sache mit Papas neuer Freundin

Marie und die Sache mit Papas neuer Freundin

Titel: Marie und die Sache mit Papas neuer Freundin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Scheller
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sprang vom Stuhl auf. »Papa hat dich angerufen? Mit mir spricht er kein Wort! Er tut so, als wäre ich Luft, aber dich ruft er an?«
    »Tut er wirklich so, als wärst du Luft?«
    »Du hast ja keine Ahnung!« Marie regte sich furchtbar auf. »Den ganzen Nachmittag kein Blick, kein Wort! Ich habe mich schon extra abseitsgehalten, damit er mich nicht sehen muss!«
    »Mh-mh.« Cem überlegte. »Dann konnte Elias dich vielleicht gar nicht ansehen. Weil du dich versteckt hast. Möglich?«
    Marie setzte sich wieder hin und rollte einen Buntstift zwischen den Fingern. »Möglich.«
    »Und warum soll er dich überhaupt nicht beachten? Hattet ihr Streit?«
    Marie kritzelte eine Reihe roter Kästchen auf ein Blatt und begann sie auszumalen, als sei das die wichtigste Aufgabe der Welt. Nach einer Weile murmelte sie: »Nicht direkt Streit   …« Und dann erzählte sie Cem alles, was an diesem Ekelmontag passiert war, vom vergessenen Geburtstag über den Streit mit Judith im Kaufhaus bis zu ihrem Geständnis von der versteckten Brille und der Ketchupmarmelade.
    Cem seufzte tief, als Marie geendet hatte.
    »Siehst du?«, sagte Marie. »Du hasst mich, weil ich so gemein war. Wie soll Papa mich da nicht hassen? Immerhin habe ich seine Freundin geärgert!«
    »Quatsch, Marie, ich hasse dich doch nicht, sonst säße ich wohl kaum hier! Und Elias hasst dich auch nicht.«
    »Pah«, machte Marie.
    »Glaubst du, er hätte mich sonst angerufen? Mich gebeten, dass ich herkomme, um mit dir zu reden?«
    »Pah«, machte Marie wieder, aber es klang schon ein bisschen weniger ungläubig.
    Die Türklingel riss Marie aus ihren Gedanken.
    »Die Pizza!« Marie sprang auf. »Wo ist bloß das Geld?« Sie wühlte zwischen den Blättern und Schnipseln auf demSchreibtisch, bis sie endlich ihre Geldscheine aus der Spardose fand.
    »Pizza?«, fragte Cem. »Was soll das denn jetzt?«
    »Für die Party!« Marie warf einen Blick durch das Zimmer.
    »Räum den Schreibtisch auf, Cem!«, rief sie, dann stürzte sie zur Tür und die Treppe hinunter. Mit zitternden Fingern bezahlte sie den Pizzaboten. Als sie mit dem riesigen heißen Karton in der Hand und den schweren Flaschen unter dem Arm zurück in ihr Zimmer eilen wollte, stand plötzlich Elias vor ihr.

Papas Marie
    Papas Gesicht erschien Marie ausdruckslos, und seine Augen wirkten kalt wie das Nordpolarmeer. »Was machst du da?« Papas Stimme klang ebenso winterlich.
    Marie wusste nicht, was sie sagen sollte. Zwischen all den Vorbereitungen, zwischen Girlandenbasteln und Gutscheineschreiben und Pizzabestellen und Nachtischfinden hatte sie völlig vergessen, sich etwas für den wichtigsten Teil des Abends zu überlegen: wie sie Papa und Judith zu ihrer Party einladen sollte.
    »Na?«, hakte Papa nach. »Willst du dir mit Cem einen netten Abend machen?«
    Marie rutschte das Herz in die Hose. Niemals würde sie es wagen, diesen kalten Papa mit der harten Stimme in ihr Zimmer einzuladen, nie! Marie wünschte sich, der Boden würde sich auftun und sie verschlingen, bevor siehier noch eine Sekunde länger unter Papas Eisbergaugen aushalten musste! Die Familienpizza mit allem erhitzte ihre Handfläche immer stärker, und die Flaschen drückten Marie schmerzhaft in die Seite. Doch der Boden öffnete sich noch immer nicht.
    Mit einem dumpfen Plonk! landete eine der Colaflaschen auf dem Fußboden. Bei dem völlig sinnlosen Versuch, die Flasche aufzufangen, entglitt auch die zweite Flasche Maries Griff, fiel herunter und rollte eiernd davon. Dabei geriet der Pizzakarton ins Wanken, doch bevor das ganze heiße Mit-allem auf den Fliesen landen konnte, griff Papa zu und rettete die Pizza. Ein winziges Lächeln umspielte dabei seine Mundwinkel.
    Plötzlich brach alles aus Marie hervor, wie eine Quelle aus einem unterirdischen Gang ans Licht sprudelt. »Oh, Papa, es tut mir so schrecklich leid! Dass ich deinen Geburtstag vergessen habe! Und die Ketchupmarmelade! Ich wollte nicht so gemein zu Judith sein! Ich hatte nur so Angst, dass du mich nicht mehr lieb hast! Und Judith war so nett zu mir! Ich weiß, ich hätte ihre Brille nicht verstecken sollen! Bist du mir sehr böse? Ich wollte doch nur   …«

    Marie redete und redete. Und schon nach dem zweiten Satz stellte Papa die Familienpizza mit allem zur Seite, nahm Marie in den Arm und hob sie hoch.
    »Marie!«, rief er. »Meine Marie! Es tut mir auch so schrecklich leid! Ich habe viel zu wenig darauf geachtet, wie es dir geht mit Judith und allem! Ich wusste heute

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