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Marienplatz de Compostela (German Edition)

Marienplatz de Compostela (German Edition)

Titel: Marienplatz de Compostela (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.M. Soedher
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Kollegen kamen vorbei. Sie standen beide genau vor dem Getränkeautomaten im Gang. »Komm mit«, sagte Zenner, und öffnete die Tür zum Aufenthaltsraum, der früher Sozialraum genannt wurde und so nicht mehr genannt werden durfte, seit einige Kollegenpaare dort rumgevögelt hatten. Zenner hatte nie verstanden, was die Namensänderung bewirken sollte und wie man die Bude nennen wollte, wenn es wieder mal so weit war. Aber das war jetzt egal. Er drückte die Tür zu. Zwei Uniformierte saßen in der hinteren Ecke und tranken Kaffee. Sie unterhielten sich leise. Die Blonde schloss die Tür. Zenner lächelte. »Ich hatte gerade einen Termin beim Chef.«
    Sie grinste. »Hat er gerade mal Gesprächsbedarf, fühlt er sich vielleicht einsam?«
    Zenner griff vorsichtig in die blonden Haare oberhalb ihres rechten Ohres. Sie sah ihn konsterniert an. Es waren doch Kollegen dabei, die sehen konnten, wie er sie anfasste?
    Er wickelte die Haare langsam um seinen Finger, bis die Kopfhaut begann zu spannen, dann – mit einem Mal – drehte er das Handgelenk brutal herum.
    Sie schrie erbärmlich und ging sofort zu Boden. Zenner hielt die Spannung aufrecht, wissend, welchen brennenden, beißenden Schmerz er damit erzeugte. Die beiden Kollegen, hinten in der Ecke, unterbrachen erschrocken ihr Gespräch und sahen nach vorne, wo Zenner über der Blonden gebeugt stand und schrie: »Wie blöde muss man sein!? Wie blöde muss man sein!? He! Nur dass du weißt wieso – du hast mir schlaflose Nächte bereitet und Magenschmerzen und ich habe mich das erste Mal seit dreißig Jahren wirklich schuldig gefühlt. Na!? Klingelt es!? Bist du nun bei der Polizei, oder nicht!? Geh rauf zum Chef, hol deine Sachen ab und lasse dich bei mir nie mehr blicken – ist das klar!?« Er stieß sie weg und ging hinaus.
    Im Chefzimmer erging es ihr besser. Sie durfte sich hinsetzen. Der Personalratsvorsitzende wurde ihr vorgestellt und der Jurist. Sie erhielt eine Option. Vor ihr lagen zwei Packen Papierstöße. Der Chef legte die Beweislage dar und die Ergebnisse eines Gesprächs mit der Staatsanwaltschaft. Demnach konnte sie einem Strafverfahren, der damit verbundenen Verurteilung und anschließenden Entlassung entgehen, wenn sie den linken Papierstapel unterschreiben würde. Auf den Deckblättern dieses Stapels stand Kündigung .
    Sollte sie sich anders entscheiden, was ihr keiner raten würde, sollte sie die Kenntnisnahme des Inhaltes des rechten Papierstapels, auf dem Disziplinarverfahren stand, durch Unterschrift bestätigen.
    Ihr tat der Kopf weh und schwindelig war ihr. Sie unterschrieb ohne lange Diskussion den linken Stapel und verließ grußlos das Büro. Der Jurist grinste. »Sie ist wirklich blöde. Gut, dass wir sie los sind.«
    Zenner hatte ein freies Auto geschnappt und war losgefahren. Die Nymphenburger Richtung Rotkreuzplatz. Dann wendete er und fuhr direkt ins Landeskriminalamt. Der BMW war viel zu schmuddelig für ein sommerliches München, das leuchten musste, ob es wollte oder nicht.

Konstruktion
    Er fand eine frustrierte Truppe vor, die müde im Besprechungsraum herumhockte und sich mit dem mühsamen Wiederkäuen von Routinearbeiten der Fallaufnahme Siebl am Leben erhielt.
    Bucher reagierte gar nicht, als die Tür aufging und Zenner plötzlich im Raum stand. Weiss hatte »Herein« gerufen, als es geklopft hatte.
    Zenner verzichtete auf die Frage, ob er störe. Jemand hätte mit Ja antworten können.
    »Ich wollte nur Bescheid geben wegen der Sache mit dem Foto. Das ist nun geklärt. Das Problem lag echt bei uns … meine Kollegin war das …«
    »Die Blonde?«, fragte Batthuber
    »Ja. Die dumme Nuss hat das Foto noch im Bereich des Funkmasten rausgeschickt und ist natürlich geloggt worden. Tausend Euro hat sie dafür bekommen.«
    »Und?«, fragte Bucher.
    »Ich glaube, sie hat gekündigt. War schon alles vorbereitet. Ich bin vorübergehend von meiner Funktion als Dienstgruppenleiter entbunden.«
    Hartmann richtete sich auf. »Entbunden? Du? Wieso denn du? Du hast doch gar nichts gemacht!«
    »Ja eben. Es hieß, weil ich als ihr Vorgesetzter meine … pffhhh … irgendwelche Pflichten oder sonst ein Schwirrischwarri nicht befolgt hätte.«
    »Solche Trottel«, kommentierte Lara Saiter und winkte Zenner an den Tisch. Der zögerte.
    Weiss war die Unterbrechung gelegen gekommen, weil sie das Quälende der Situation beendet hatte. Er fuhr Zenner an. »Jetzt hock schon her da!«
    Ein quasi Degradierter, der passte ja gut in ihre Runde

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