Marienplatz de Compostela (German Edition)
zu diesem Tobias Siebl passt. Sonst haben wir nichts von ihm, aber ich bin da dran. Armin hat beim Amtsgericht die Daten zu diesem Verein eingesehen und da stand ein Name, der uns bekannt ist …«
»Siebl?«, fragte Bucher.
»Nein. Günter Hirzinger.«
Bucher überlegte. »Ich meine den Namen schon mal gehört zu haben, kann im Moment aber nichts damit verbinden, Alex. Hilf mir. Hatten wir den Kerl schon mal?«
»Ja, den hatten wir schon mal. Du kennst ihn nicht, aber wir. Das ist der Typ, den wir an einer der Baracken getroffen haben, dort wo diese Siebl-Truppe ihre Sozialisierungskurse abhält. Ein cooler Typ war das. Ich hatte dir von ihm erzählt, weil er so gejammert hatte, ein Jahr lang Kisten bauen zu müssen, nur weil die Firma das so wollte, wo er doch gerne Holzhäuser aufgestellt hätte. Erinnerst du dich? Wir hatten uns unterhalten und du hast gesagt, wir könnten da auch mitreden, was Unsinn von oben angeht …«
»Ja, genau. Ich habe den Kerl richtig vor mir gesehen, wie er ärgerlich Kisten zusammennagelt.«
Hartmann machte weiter. »Und noch ein Name ist in der Liste aufgetaucht – Schott. Das war doch der Typ, den Lara befragt hat, der, dem die ganze Sozialklitsche gehört, nicht wahr?«
Bucher spürte ein Brennen im ganzen Körper. Erregtheit. »Ja, Schott hieß der. Vielleicht hat er mit diesem Blogdogs auch was zu tun. Nicht nur ein Tierfreund, sondern auch ein Menschenfreund.«
»Könnte sein … wir bleiben dran. Armin ist gerade runter in den Keller und will schauen, ob von Siebl etwas zu erfahren ist. Vielleicht ist dem inzwischen was eingefallen und er hat das Bedürfnis zu reden. Der Kleine passt ja ins Altersmuster seines Sohnes, mal sehen, ob das wirkt. Lara erreiche ich nicht, die ist auf ihrer Isartour. Wir werden diesem Hirzinger noch mal einen Besuch abstatten. Was macht ihr?«
Bucher lehnte an der Wand und sah aus dem schmalen Oberlicht hinaus in den schwindenden Tag. »Wir stehen hier vor dem Blogdogs-Büro. Irgendwie stinkt das alles. Wir schauen, diesen Prack irgendwie zu erwischen. Ach bitte, Alex, die Hausverwaltung hier hat den unschuldigen Namen Immocent , lach bitte nicht, finde heraus, wo die stecken. Ich möchte wissen, wer diese Wohnung hier gemietet hat, die ist nämlich nicht klein und so ein Typ wie dieser Prack wird sie sich garantiert nicht leisten können, ohne Sponsor.«
Hartmann wiederholte mehrmals: »Immocent!? Wie kommt man bitte auf diesen Namen – Immocent … Immocent!? Die spinnen doch, oder?«
Bucher steckte das Handy weg und verlangte Zenners Taschenmesser. Von der Bodenleiste aus weichem Kunststoff schnitt er ein Stück ab und hielt es unter die Flamme seines Feuerzeugs. Mit der Hand verwedelte er den Rauch.
»Hole doch mal Frau Keller«, sagte er zu Zenner. Schnell roch es nach Kabelbrand.
Frau Keller war Zenner gerne gefolgt und rümpfte die Nase, als sie die letzten Stufen nahm. »Ist das die Wohnung?«, stellte Bucher die unsinnige Frage.
»Hier brennt es doch«, lautete ihre Antwort.
»Ja, riecht irgendwie«, sagte Zenner, »gehen Sie bitte nach unten, Frau Keller, und veranlassen Sie nichts. Wir kümmern uns um alles.«
Er grinste Bucher an und ging vor dem Schloss in die Hocke. Aus dem Lederhalter, in dem die Taschenlampe steckte, zog er einen dünnen Draht und plötzlich hielt er einen kleinen Schraubenzieher in der Hand. Er fummelte ein wenig herum, drehte, drückte, schob, lehnte sich mit der Schulter an die alte Holztür und mit einem Mal sprang sie mit einem kurzen Ächzen auf.
»Voilà! So sagt ihr doch dazu, ihr Franzosen, oder?«
Bucher klopfte ihm auf die Schulter. »Und eine Zeugin haben wir auch für unser präventives Einschreiten. Ist doch viel eleganter, als Stimmen hören. Am Ende schicken sie einen noch zum Polizeiarzt, wenn man sagt, Stimmen gehört zu haben.«
Ein breiter, lang gestreckter Gang öffnete sich. Zu beiden Seiten befanden sich Türen. Die vordere rechte stand offen, und der Gang endete an einer breiten, zweiflügligen Tür. Die Wände schimmerten gelblich und waren blank. Kein Foto, keine Gemälde, kein Poster. Auf dem braunen PVC -Boden glänzte mattes Licht, das aus den kleinen Dachfenstern kam.
Die Wohnung war größer, als Bucher gedacht hatte. Gleich links befanden sich Bad und Toilette. Kartons standen an der Wand, waren übereinandergestapelt. Zenner rief laut: »Hallo! Polizei! Ist jemand hier?!«
Sie gingen langsam weiter und öffneten jede der Türen. Keine war verschlossen. Es
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