Marienplatz de Compostela (German Edition)
die Rechnungen pünktlich beglichen«, rief Bucher und kam ihm nach.
Zenner raschelte in der Ecke herum, wo einer dieser großen blauen Müllsäcke stand. Darin stapelten sich Pizzakartons. Zenner rümpfte die Nase und verknotete den Sack wieder. »Er hat keinen Stammlieferanten, den man befragen könnte … alles durcheinander Joey’s, Pizzaexpress, Quanto, Presto … irgendwo muss der Analogkäse ja hin.«
Bucher war schon im Zimmer gegenüber. In einem Karton entdeckte er neben allen möglichen Sachen einen Autoschlüssel. Er fischte ihn aus dem Durcheinander aus Papieren, Werkzeug, Besteck, Batterien und Münzen heraus und hielt ihn hoch.
Zenner sah ihn skeptisch an. »Mercedes … Sprinter. Ob der hier irgendwo in der Nähe steht?«
Bucher ließ den Schlüssel baumeln. »Wir schauen uns mal um. Der schmale Schlüssel könnte in ein Garagentor passen.«
Sie streiften noch einmal durch die Wohnung, kruschtelten in den Kartons. In einem befanden sich tatsächlich Flyer. Daneben Briefpapier mit Blogdogs-Logo und der hiesigen Anschrift. In einem anderen Karton lagen Aktenordner herum. Schriftverkehr und Versicherungsunterlagen, die Andy Prack betrafen.
»Gefällt mir nicht«, sagte Bucher, »das sieht hier so armselig aus. Man kann sich gar nicht vorstellen, dass derjenige, der hier lebt, sich gut um Tiere kümmern könnte.«
»… um Menschen noch viel weniger«, bemerkte Zenner.
Frau Keller wartete hinter ihrer Wohnungstür und sah durch einen kleinen Schlitz hinaus in den Gang. Als Zenner seinen Fuß auf den Etagenboden setzte, zog sie das Türblatt auf und lächelte in den Gang. Sie hatte sich inzwischen umgezogen, trug ein buntes Sommerkleid. Das Dunkelgrün stand ihr nicht so recht. »Es ist doch nichts Gefährliches?«, fragte sie besorgt.
»Nein, nein. Keine Sorge. Da oben ist alles in Ordnung und dieser Brandgeruch hat sich auch schon wieder verzogen. Alles okay«, beruhigte Zenner und machte Anstalten weiterzugehen.
Sie tat einen Schritt in den Gang und wies auf den Schlüsselbund, den Bucher in der Hand hielt. »Das Auto steht unten in der Garage.«
Zenner blieb stehen. »Welches Auto?«
»Das große weiße, mit den Hundekäfigen. Das steht hier in der Garage, gleich unten rechts. Die zwei großen Garagen, die gehören zu der Wohnung oben. Also ich glaube jedenfalls, dass es in der Garage steht. Manchmal ist es auch nicht da, aber ich habe ihn nicht wegfahren sehen. Das kriegt man immer mit, weil es so knapp zugeht mit der großen Kiste, um durch die Toreinfahrt zu kommen. Die ist noch für Pferdegespanne gebaut worden.« Sie lachte.
Zenner dankte ihr und folgte Bucher.
Sie trat an das Geländer und sah den beiden nach.
Die Wärme umfing die beiden gleich, nachdem sie die dicken alten Sandsteinmauern hinter sich gelassen hatten. Im Hofraum staute sich die reflektierte Wärme von allen Hauswänden. Die Sonne war inzwischen weit nach Westen gewandert und die zwei großen Garagentore lagen in tiefem Schatten. Sie beratschlagten. »Die Sesam-öffne-dich-Tour geht hier schlecht. Mindestens dreizehn Augenpaare und Frau Keller«, nuschelte Bucher.
Zenner probierte, ob das Tor vielleicht gar nicht verschlossen war. Die Klinke quietschte schrill, als er sie nach unten drückte. Der Schlüssel passte in keines der beiden Garagentore.
Zenner fragte: »Willst du auf den Hausmeister oder den Schlüsseldienst warten?«
»Nein, aber ich habe diesmal keinen Brandgeruch in der Nase.«
»Ich auch nicht.«
»Mach das Ding auf, es ist mir jetzt egal. Vielleicht waren da Stimmen, Hilferufe, unterdrücktes Stöhnen. So was hörst du ja öfter.«
Zenner holte sein Taschenmesser hervor. »Diese Maßnahme ist rechtlich nur mit viel Fantasie zu begründen. Die Garage gehört unter Umständen zum verfassungsrechtlich besonders geschützten Bereich der Wohnung.«
»Ja dann mach schnell«, zischte Bucher.
*
Lara Saiter hatte das Landeskriminalamt mit dem Wagen verlassen und war in Richtung Südosten gefahren. Zuerst hatte sie sich als grobes Ziel den Schwabinger Bach vorgestellt. Dort, wo der Nymphenburg-Biedersteiner-Kanal auf ihn traf, wollte sie ihre Route nach Norden fortsetzen, immer der Isar folgend. Doch während sie an der Ampel stand, entschied sie sich für den Süden und fuhr in Richtung Wolfratshausen. Im letzten Sommer hatten sie dort eine Floßfahrt unternommen, waren danach im Biergarten des Klosters Schäftlarn gewesen. Der wirkte im Sommer auf die Menschen so anziehend, wie
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