Marienplatz de Compostela (German Edition)
aus … Nähe Ostbahnhof … da müsste das sein.«
Bucher sah Zenner an – Ostbahnhof, schon wieder Ostbahnhof.
»Gehen Sie doch in die Aufnahme und lassen Sie sich die Anschrift und Kontaktdaten geben«, er deutete nach hinten, »ich muss hier noch eine Weile warten, oder haben Sie sonst noch Fragen?«
Bucher hatte noch eine Frage, während Zenner die Adressdaten besorgte.
»Sie sagten immer die … die? Handelt es sich um mehrere Personen und haben sie vielleicht Namen?«
Schmeichel überlegte kurz und schüttelte den Kopf. »Nein. Für die Rechnung haben wir die Anschrift. Es gibt da einen Verantwortlichen, aber den Namen, den habe ich nicht mehr parat. Die Hunde hat immer ein junger Typ gebracht, von dem ich nur den Vornamen parat habe – Andy. Wir nennen ihn nur Andy hier. Jetzt wo sie mich fragen … mhm … wie hieß der Kerl noch gleich.«
Bucher wartete. Er schwankte zwischen Ärger und Enttäuschung. Wie konnte dieser Tierarzt so wenig über eine Organisation wissen, für die er Hunde behandelte. Auf der anderen Seite hatte er das Wesentliche schon erwähnt: Sie zahlten ihre Rechnungen ohne Verzug.
Schmeichel richtete seinen Körper auf, als hätte er Buchers Gedanken erfasst und rief fast erleichtert: »Andy Prack, ja – Prack. So heißt er. Ist eine Wonne ihn mit Hunden umgehen zu sehen. Sehr begabt.«
Wieder draußen informierte er Hartmann. » Blogdogs , Alex, schau mal, was du über diesen Verein rausbekommen kannst. Die sitzen in Nähe Ostbahnhof.«
»Ostbahnhof?«, wiederholte Hartmann, »das passt, das ist ein Treffer, das muss ein Treffer sein … ich melde mich dann.«
»Stopp, stopp, stopp«, rief Bucher ins Telefon, »noch was. Andy Prack. Gib den mal durch. Der hat mit dieser Truppe zu tun. Wir brauchen die Einwohnermeldeamtdaten.«
»Prack?«, fragte Hartmann zurück. Es klang weniger als Frage, vielmehr als Feststellung. »Der Name Prack sagt mir was. Soweit ich mich erinnere, stand der auf der Liste der Berufsschulklasse von Siebl. Metallbauer.«
»Würde passen, das würde gut zusammenpassen. Berufsschule, Metallbauer …«
Zenner fuhr mit jenem rücksichtslosen Selbstverständnis, wie sich eben ein Streifenwagen in Eile durch München bewegen ließ – umgeben von Neid, boshaften Sprüchen und Gedanken, schlechtem Gewissen und – heuchlerischer Rücksichtnahme. Als er von der Einsteinstraße in die Orleansstraße einbog, meldete sich Hartmann und gab die Adresse von Blogdog e.V. durch.
Balanstraße.
Zenner fuhr unbeirrt weiter.
»Kennst du dich hier aus, so ganz ohne Navi?«, fragte Bucher.
Zenner verzog den Mund, als er Navi hörte. »Ja, sogar ohne Navi. Balanstraße, Mensch. Ich weiß, wo das ist. Du etwa nicht?«
»Natürlich. Ich bin ein Westler, Rotkreuzplatz und so. Östlich der Isar, das ist gefühlt schon fast Karpaten.«
Zenner steuerte vorsichtig auf den Gehweg und stellte den Einsatzwagen ab. Bucher stieg aus und sah skeptisch an den Fassaden der langen Häuserreihen hoch. Vorkriegsbauten. Hohe Fenster, weitläufige, aber düstere Treppenhäuser, vierstöckig ohne Aufzug, Mansarden mit Dachschrägen. Die nach Süden weisende Fassade leuchtete in Bordeauxrot und hob sich warm vom Blau des Himmels ab. Die nördliche Fassade war rissig, der Putz lag an vielen Stellen weitflächig blank und die Fenster waren morsch. Ein weiter Torbogen schmückte die Einfahrt, die zu einem weiträumigen Innenhof führte. Das war von der Straße aus nicht zu vermuten, diese verschwenderische Fläche.
Bucher zögerte. Waren sie hier wirklich richtig? Er klang skeptisch. »Ich weiß nicht. So wie der Doc das darstellte, hätte ich etwas anderes erwartet. Hier sind doch nur Wohnungen. Ich dachte eher an ein richtiges Büro.«
Zenner nahm das Umfeld in Augenschein. Zwei Frauen mit Kinderwagen kamen den Gehweg entlang. Auf der Straße waren überwiegend Unterklassewagen geparkt, denen man ihr Alter ansah, manche trugen rostige Spuren.
»Kann schon sein, dass da ein Büro untergebracht ist.«
Inmitten der Durchfahrt befanden sich links und rechts die Zugänge zu den Häusern. Bucher suchte am linken Eingang, Zenner rechts.
Zenner war schnell durch. »Ich hab’s. Hier.«
Bucher ging hinüber. Es war der Eingang zur schäbigeren Haushälfte. Die Namen auf dem Klingelbrett waren überwiegend mit Hand geschrieben und offenbarten unterschiedliche Schrifttypen. Ein abgerissener Karton steckte in der untersten, rechten Klingel. Mit Kugelschreiber hatte jemand Blogdogs
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